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Pop-up-Ausstellung in Berlin

Ruminations


Armin Völckers: Paul entschuldigt sich, 2021

Nach ihrer gemeinsamen Ausstellung in der Stiftung Wissenschaft und Politik setzen Tobias Kielinger und Armin Völckers ihre Zusammenarbeit fort. Die Gallery70 zeigt die beiden Künstler in ihrer ersten Pop-up-Ausstellung in Berlin.

"Ruminations", ein unzulässiger Plural, bedeutet einerseits Wiederkäuen, andererseits
Nachsinnen, wiederholtes Überlegen. Man könnte auch sagen: nachträglich einen Sinn auf
ungeordnete Gedanken applizieren. Kunst ist Arbeit - nicht nur das physische herstellen, transportieren und arrangieren von Kunstwerken - sondern auch eine Arbeit der Seele. "Arbeit" nicht unbedingt im herkömmlichen Sinne als linearer, willentlich gesteuerter Vorgang, obwohl es das einschließt, sondern vor allem eine gedankliche Peristaltik, ein ständiges Hinterfragen bewusster und unbewusster Vorgänge im Innern. So wie man im Traum die geistigen Inhalte des Tages verdaut, wiederkäut der Künstler Sinneserlebnisse, Gedanken und Erinnerungen und verwebt diese zu neuen Arrangements. Jeder Künstler ist mithin biografisch tätig. Selbst in der absoluten Negierung jedes persönlichen Merkmals liegt eine charakterlich bedingte Anfangsentscheidung.
Kielinger und Völckers suchen aus dem Moment heraus den jeweils aktuellen Zuständen ihrer Bilder zu folgen - dem was sie sehen, oder "hineinsehen" nachzugehen, um dadurch in neue Gefilde vorzustoßen, wie ein Naturforscher vergangener Jahrhunderte auf einer unbekannten Insel. Es gibt keinen fertigen Plan, wie das Bild am Ende auszusehen hat, nichtmal wie es aussehen könnte – sondern so viel wie möglich dem Zufall zu überlassen. Selbst aus einer sehr konkreten Ausgangsidee kann alles werden, und die Idee kann völlig verschwinden. Sie muss es aber nicht, manchmal wird sie sogar noch weiter herausgeschält aus undeutlichen Anfängen.
Aus diesem Grund ist die Ausstellung nicht als feste, statische Ausstellung geplant, sondern
es werden eine Vielzahl von Bildern in der Galerie sein, die zu jedem Zeitpunkt, an dem die
Künstler anwesend sind umgehängt werden können, oder vielleicht auch nur um-gestellt, je
nachdem wie der Augenblick sich entwickelt. Es soll eine Studiosituation entstehen, die das
Nachsinnen über Kunst, den Malprozess, und gewisse Lebensprozesse befördern soll.

 

Save the Date - verpassen Sie nicht eine Performance des queeren indischen Künstlers
Satadru Sovan, der ebenfalls aus dem Moment heraus schöpft. Er ist bekannt für seinen
multidisziplinären Ansatz, er beschäftigt sich mit der Verschmelzung von Konzepten, die in
universellen Themen stecken, wie der globalen Erwärmung, Geschlechterdogmen, Sexualität und queerer Ästhetik. Seine Arbeit untersucht diese Themen durch verschiedene
künstlerische Medien und Ausdrucksformen.


Tobias Kielinger: Gebirgig aufbäumendes vor mir, 2022

Armin Völckers ist ein zeitgenössischer Maler, dessen Werk von der Suche nach
Transzendenz geprägt ist. In seinen mysteriösen, manchmal humorvoll verfremdeten Szenen präsentiert er Einblicke in Welten, deren Protagonisten – Menschen und Objekte – sowohl eine Seite haben, die in unserer Realität verortet werden kann, als auch eine Seite, die nicht mehr in diese Welt gehört. Seine künstlerische Ausbildung in freier Malerei absolvierte er an der UdK Berlin, wo er mit dem Master of Fine Arts abschloss. In seinem Werk finden sich Einflüsse aus verschiedenen Epochen der Malerei, aber auch deutliche Bezüge zu so unterschiedlichen Künstlern wie Tizian, Hans von Marées und Frank Auerbach.

Tobias Kielinger lebt und arbeitet im brandenburgischen Ketzin. Dem abstrakten
Expressionismus verpflichtet, ist ihm der Aspekt der Zeit wichtig. Musik ist ein wichtiger
Faktor, der seine Arbeit beeinflusst. Kielinger bezieht sich auf Richard Wagners Parsifal –
„Zum Raum wird hier die Zeit…“. In Anlehnung an Wagner möchte Kielinger den
Schöpfungsakt selbst darstellen und die künstlerische Entscheidungsfindung als eine Art
Zeitstrahl, der durch das Gemälde wahrgenommen wird, räumlich visualisieren. Dies
geschieht durch malerische Techniken – fast analog zu Kompositionsverfahren von Gustav
Mahler. Konkret durch Verfremdungseffekte, etwa durch eine grobe Malweise, die den Pinsel nicht verbirgt, oder durch Übermalung, die als alternative Aktion die Entscheidung plastisch sichtbar macht. So nimmt der Betrachter sich im besten Fall selbst als handelndes Subjekt im Zeit-Raum der Werke wahr.

„Ruminations”
Tobias Kielinger und Armin Völckers
Veranstaltung in Anwesenheit der Künstler / Performance von Satadru Sovan

Eröffnung: Dienstag, 10. September 2024, 18 - 21 Uhr
Ausstellungsdauer: 1. - 30. September 2024

Gallery70 in Tirana, Albanien
Bleibtreustraße 3
10623 Berlin

Erstellungsdatum: 16.08.2024