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Ausstelung im Kunstverein Friedrichshafen

Swamping


Xiaopeng Zhou: The interpretation of dust

Aus Bildbeschreibungen und Künstlerbiografien zauberte Rainer Maria Rilke eine Ode
an die Moorlandschaft. Das Moor schien ihm nicht mehr farblos und öde. Es ist nicht mehr
schauerlich, sondern großartig. Auch Zhou fühlt diese Verbundenheit mit der kargen
Landschaft des Moors und präsentiert in der Ausstellung sein jahrelanges Interesse an
Geologie vor allem in Form von Zeichnungen und installativen Elementen.

Der Kunstverein Friedrichshafen zeigt noch bis zum 1. September 2024 unter dem Titel swamping eine Einzelausstellung von Xiaopeng Zhou.

Viele der Arbeiten sind ortsspezifisch entwickelt worden. Zhou hat dafür die Moore um den
Bodensee bereist. Dabei greift er regional-ökologische Entwicklungen um Süddeutschland
auf, die er zusätzlich durch Recherchen in der Paläontologischen Abteilung des
Naturkundemuseums in Berlin sammeln konnte. Die Ausstellung besteht auch deshalb
aus zwei Teilen: einer Sammlung von Schwarz-Weiß-Zeichnungen im Erdgeschoss und
einer Installation archivarischer Spuren.
Die vielen Perspektiven und Winkel, aber auch das Display der Arbeiten und ihre
Präsentation, laden zu Erkundungen ein: Das Moor als offenes und unbewirtschaftetes
Ökosystem, karg, öde, rau, unheimlich. Aber auch: Renaturierungsprojekt und als CO2-
senkende Hoffnung, dem Klimawandel entgegenzuwirken.
Der Bärlapp, oft auch als „lebendes Fossil“ bezeichnet, ist eine Pflanzenart in Feucht-
gebieten, in die sich der Künstler für swamping begeben hat. Das besondere an Bärlapp
ist, dass er die Struktur der ersten Urpflanzen beibehalten hat, bei denen Stängel, Blätter
und Wurzeln nicht klar voneinander getrennt sind. In seinen Zeichnungen des Bärlapps
kombiniert Zhou Spuren paläontologischer Wissenschaftserkenntnisse mit autodidaktischen
Beobachtungen.
In der Beiläufigkeit der Motivwahl und Konzentration auf das Wesentliche erinnern Zhous
Arbeiten an das Vergessene, an Wachstum und Verfall, an Altern und Fortschreiten.
Es gibt keinen Bildhintergrund, die Leerstellen sind bewusst gesetzt. Verblichene Spuren von
menschlicher Sortierung weisen mehr auf Forschungsergebnisse und Einordnungen hin, als
dass sie wirklich welche präsentieren. Die Analyse und Präzision in Zhous Arbeiten, die
Dichte seiner Thematik, vermengen sich so zu einer zeitlosen Abbildung dieses mystischen Ortes Moor: er wird ein Ort, der Jahrtausende miteinander verschmilzt, so wie Rilke es schon
1901 gesagt hat, „nach vorwärts und nach rückwärts in Zukunft und Erinnerung“.


Xiaopeng Zhou: Swamping (Detail)

Xiaopeng Zhou ist 1985 in Guangzhou (China) geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin. Er
war 2020–21 Teil des Berliner Programms für Künstler, studierte 2011–2014 an der
Kunsthochschule Berlin-Weißensee und 2004–2008 an der Guangzhou Akademie der
Schönen Künste, Guangzhou, China. Ausstellungen hatte er unter anderem in West Den Haag, The Hague (2023), Taiwan International Video Art Exhibition, Taipei (2023), After
the butcher, Berlin (2021), Kunsthaus Dresden, Dresden (2021) und KW Institute for
Contemporary Art, Berlin (2021).

Kunstverein Friedrichshafen
Buchhornplatz 6
88045 Friedrichshafen

www.kunstverein-friedrichshafen.de

Erstellungsdatum: 15.07.2024