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Faust I und II im Schauspiel Frankfurt

Nichts gebracht

Auch der „Faust“ stickt voller Merkwürdigkeiten. Einerseits gilt er längst als zu alt für diese Welt, andererseits ist er in uns selbst lebendig, weil seine Verse in unseren Sprachgebrauch eingegangen sind, ob wir es wissen oder nicht. Lassen sich daraus vernünftige Konsequenzen ziehen? In Frankfurt wurden mit enormem Erfolg gleich beide Teile des „Faust“ in einer gestauchten und attraktiven Version an einem Abend gegeben. Ewart Reder hat das ikonische Stück gesehen und dabei etwas Wesentliches vermisst.

Das Tagebuch von Sonja Borus

Unbeschreibliche Ängste

Dank der Kinder und Jugend-Alijah ist Sonja Borus als 13-Jährige den Fängen der Nazis entkommen. Ihre Eltern und der Bruder wurden in den Gaskammern ermordet. Während ihrer vierjährigen Flucht nach Israel vertraute sie dem Tagebuch ihre Ängste, Hoffnungen, Sehnsüchte und Zweifel an. Christel Wollmann-Fiedler gibt Einblick in die Seelenqualen eines jungen Mädchens das es schaffte, den erlebten Grausamkeiten zu trotzen.

Identität am Beispiel von Tieck, Havel und Mitterer

Nie sollst du mich befragen

Wenn man davon absieht, dass man von manchen Leuten gar nichts wissen will, hat sich doch ein wenig Kenntnis des Anderen ganz hilfreich im Umgang miteinander erwiesen. Deshalb wirkt eine geforderte Anonymität wie eine soziale Verweigerung, die, wie Thomas Rothschild beschreibt, als Suspense in der Literatur, auf dem Theater und im Film dient, wenn sie nicht gar zum Motiv eskalierender Konflikte mit letalem Ausgang wird.

Eigene Wege(III)

Ich bin immer reisebereit

Der westafrikanische Staat Guinea, der neben Guinea-Bissau, Senegal, Mali, der Elfenbeinküste, Liberia und Sierra Leone an der Atlantikküste liegt, wird seit seiner Unabhängigkeit 1958 von autoritären Regimes beherrscht. Madiou Sow ist 2016 als minderjähriger unbegleiteter Flüchtling aus Guinea nach Frankfurt gekommen. Nach dem Abitur am Max-Beckmann-Gymnasium steht er nun kurz vor dem Abschluss zum Gesundheitsökonom. Mit ihm sprach Riccarda Gleichauf.

Gespräch über Politik auf dem Land mit dem Soziologen Berthold Vogel

Die Geschichte ist nicht zuende

Deutschland- und europaweit leiden viele ländliche Räume unter sehr starken Verlusterfahrungen. Jutta Roitsch überprüft im Gespräch mit Berthold Vogel, dem Geschäftsführenden Direktor des Göttinger Instituts für Sozialforschung, Befunde und Einsichten des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ). 2020 gegründet mit elf Standorten, acht Universitäten und drei außeruniversitären Forschungseinrichtungen, erforschen hier rund 200 Sozialwissenschaftler:innen, wie es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie in Deutschland bestellt ist.

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Wisława Szymborska

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Hier „Beispiel" von Wisława Szymborska.

Textland: Video-Interview mit Jakob Nolte

Texte sollten wie Gerichte sein

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Wie Jakob Nolte an sich selbst beobachten kann, wohnt dem Schreiben stets eine Form von Humor inne, die mit der Art des Denkens korrespondiert. „Dazu gehört zum Beispiel, dass man in der faktischen, von Satz zu Satz zu Satz fortschreitenden Tätigkeit eine Erfrischung braucht. Das kann Humor sein.“

Joseph Schmidt – Ein großer Sänger

Rettet meine Stimme

Heute mag man das Angebot Joseph Goebbels, den jüdischen Sänger Joseph Schmidt zum Ehrenarier zu ernennen, so entsetzlich wie komisch finden. Der lyrische Tenor verließ einen Tag später Deutschland und sang woanders in Europa und in den USA. „Ein Lied geht um die Welt“, sein wohl bekannteste Lied, gab auch einem Spielfilm über ihn, uraufgeführt am 9. Mai 1933 im UfA-Palast am Zoo, den Titel. Avichai (Avi) Schmidt erinnert an den populären Opernsänger.

Der Wortmeldungen-Literaturpreis der Crespo Foundation für Josefine Soppa

Das Ringen mit Sprache

Zwischen Körperlichkeit und KI finden Verluste statt. Menschen verlieren ihre Sprache, ihre Fähigkeiten, ihre Persönlichkeit. Zugleich findet neues Leben in die Welt, lernt, sich zu bewegen, zu begreifen, zu sprechen. Die in Berlin lebende Autorin Josefine Soppa hat ihre Sprachreflexionen in solchen Spannungsverhältnissen entstehen lassen und wurde für die Arbeit Klick Klack, der Bergfrau erwacht mit dem WORTMELDUNGEN Ulrike Crespo Literaturpreis für kritische Kurztexte am 13. Juni 2025 ausgezeichnet. Hanna Engelmeiers Laudatio auf Josefine Soppa beschäftigt sich näher mit den Sprachkrisen und verbalen Ertüchtigungen.

Das Grundgesetz ist das Volk

Begriffe, die uns meinen

Nach der Uraufführung am 18. Juni 1821 beschrieb man den „Freischütz“ von Carl Maria von Weber schon als „Deutsche Nationaloper“. Das war etwas voreilig, denn die deutsche Nation gab es noch gar nicht. Aber, wie so oft, eilte die Kunst der Politik davon, und Leo Wieland bemerkte in der FAZ: „Eine Kulturnation ist einem Staat gedanklich vorgelagert und von staatlichen Grenzen unabhängig, sie existiert auch ohne eigenen Nationalstaat.“ Deutschland gehört zu den verspäteten Nationen und beging unter dem Nationalsozialismus die schlimmsten Verbrechen. Begriffe wie Volk oder Nation haben ihre Unschuld verloren. Matthias Buth fordert mit seinem leidenschaftlichen Grundsatz-Essay Klarheit.

Retrospektive „Unzensiert. Annegret Soltau“ im Frankfurter Städel

Annegret Soltau jetzt!

Seit dem 9. Mai 2025 ist im Frankfurter Städel Museum die Ausstellung „Unzensiert. Annegret Soltau“ zu sehen, die einen umfassenden Überblick über das Werk der Darmstädter Künstlerin Annegret Soltau gibt. Warum ihre Körperdarstellungen aktueller denn je sind und sich ein Besuch der Retrospektive lohnt, erklärt Ursula Grünenwald.

Aus dem Notizbuch

Tagesablauf

Weil man nicht weiß, was am Baum der Erkenntnis wuchs, lässt es sich trefflich spekulieren. Es wird doch kein Granatapfel gewesen sein? Oder gar eine Zitrone? Mangel an Erkenntnis und Bewusstsein herrscht nicht in Eldad Stobezkis Notizen, in denen auch Kindesentführer, St. Trinitatis in der Nonnenmühlgasse, Milch und Honig, Gaza und Minen, Polohemden und Klettverschlüsse, 13 Arme und 1 Schnappdaumen – und eben Zitronen Platz finden.

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Lucija Stupica

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Hier „Songs from the 2nd Floor" von Lucija Stupica.

Circus Roncalli mit neuem Programm: ARTistART

Der wundervollste Circus der Welt

Hereinspaziert! Der klassische Circus lebt von Komik und Gefahr. Und da der Circus Roncalli, der noch bis zum 29. Juni in Frankfurt am Main gastiert, keine Tiere mit sich führt, geht nicht nur die Komik, sondern auch die Gefahr vom Menschen aus. Walter H. Krämer, der das neue Programm „ARTistART“ besucht hat, schreibt über den Roncalli-Gründer Bernhard Paul, der sein Leben dem Circus gewidmet hat, und über Details aus der Manege.

Textland: Video-Interview mit Jovana Reisinger

Überleben im Patriarchat

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Jovana Reisinger weiß Humor ganz besonders zu schätzen, wenn sie über etwas „Gewaltvolles, Drastisches oder Schmerzvolles“ schreibt. „Humor sorgt für eine Pointe, die aufatmen lässt. Als Leser:in oder als schreibende Person kann man dann aus der geschilderten Situation heraustreten.“

Claude Simons Satzkunst

Der Satzbau als Dichtwerk

Es kommt vor, dass erzählende Prosa, die in ihren Ursprungsländern literarische Umbrüche auslöste, uns staunen, aber eben auch kalt lässt. Unter den vielen Gründen, die sich dafür anbieten, lassen sich auch die guten Übersetzungen aus anderen Sprachen finden, in denen diese Sprachkunstwerke ihre Wirkung entfalten können, aber eben nur dort. Felix Philipp Ingold zeigt, dass die Romane Claude Simons, der 1985 den Literaturnobelpreis bekam, es deshalb schwer bei uns haben.

Kommentar zum Schweigen von Robert Lembke

Die Schuld der Opfer

Das Schweigen selbst ist nicht selbstredend. Es teilt nicht mit, ob es betroffen, fassungslos, aggressiv, diskret, verschämt oder diplomatisch ist. Solche Zuweisungen kommen stets von außen und sind willkürliche, unterstellende Interpretationen, bestenfalls Deutungen. Wenn nach Judenverfolgung und Schoa Täter und Opfer schweigen, ist man vor Deutungen nicht mehr sicher. Thomas Rothschild kommentiert eine jüngste Spekulation.

Reimanns Melusine in Frankfurt

Fantasy-Spiel und Realität

Mit der Erstaufführung von Aribert Reimanns Melusine würdigt die Oper Frankfurt den im vergangenen Jahr verstorbenen großen Komponisten ein zweites Mal in dieser Spielzeit. Thematisch relevant und musikalisch auf den Punkt gebracht wird im Bockenheimer Depot ein surrealistisch anmutendes und doch so aktuelles Märchen gezeigt, das unter die Haut geht. Wie in einer Arena im Rund um die und damit nah an der Bühne, fühlte sich Andrea Richter bei der Premiere als Voyeurin der eigenen Realität und der damit verbundenen Fragestellung: Was bin ich bereit aufzugeben, um die Natur für die Nachwelt zu retten? Und selbst wenn ich es tue, nützt der individuelle Einsatz?

Daniela Strigls „Zum Trotz"

Hommage an den Trotz

Trotz ist eine Eigenschaft, die heute vor allem negative Assoziationen weckt. Dabei heißt zu trotzen auch, sich mutig zu widersetzen, standhaft zu sein und Position zu beziehen. Die widersprüchlichen Auslegungen des Begriffs hat die Literaturwissenschaftlerin Daniela Strigl unter die Lupe genommen und hält Trotz für eine unterschätzte Eigenschaft. In ihrem neuen Buch rehabilitiert sie klug und erhellend die positiven Formen des Eigensinns, attestiert Helmut Ortner und kann die Lektüre nur empfehlen.

 

Zur Erinnerung an Ngũgĩ wa Thiong’o

Written words can also sing

Der kenianische Romancier, Essayist und Dramatiker Ngũgĩ wa Thiong’o, Träger des Erich-Maria-Remarque-Friedenspreises der Stadt Osnabrück, ist mit 87 Jahren am 28. Mai 2025 gestorben. Er zählt zu den wichtigsten Autoren des afrikanischen Kontinents, war Ehrendoktor der Universitäten von Yale und Bayreuth und sein vielfach in Kikuyu verfasstes, jedoch weltweit übersetztes Gesamtwerk wurde für den Man Booker International Prize nominiert. Manfred Loimeier, der als Professor der Universität Heidelberg Afrikanische Literaturen englischer Sprache lehrt, würdigt den Grandseigneur der Weltliteratur. 

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Kristiina Ehin

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Hier „(die sonne scheint uns am nachmittag)" von Kristiina Ehin.

Eine Geschichte aus „Catching Strangers" von Alexander Reiswitz

Muepu Muamba: Innerer Monolog

In „Catching Strangers“ sind Fotografien von Alexander von Reiswitz kongenial mit literarischen Texten verwebt. Seine Aufnahmen von Personen aus verschiedenen Ländern und Kulturen legte er in Zusammenarbeit mit Florian Koch einer Reihe von Schriftsteller:innen mit der Bitte vor, hierzu fiktionale Geschichten zu ersinnen. Das Foto eines betagten Mannes mit einem Kind auf den Knien inspirierte etwa Muepu Muamba zu einem berührenden Rückblick auf ein von Schicksalsschlägen, Armut und Kolonialherrschaft geprägtes Leben. Hier ist die Erzählung „Innerer Monolog“ zu lesen.

Textland: Video-Interview mit Julia Mantel

Das Leben bringt mich zum Lachen

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Julia Mantel hilft Humor in allen Lebenslagen weiter. „Humor erleichtert es mir, mich an den Schreibtisch zu setzen, in ernster Situation wirkt er wie eine Art Gewürz, so dass ich auch über mich selbst lachen kann. In letzter Konsequenz hilft mir Humor, Distanz zu Situationen herzustellen, in denen ich mich befinde.“

Über den Umgang mit Geschichte auf der Bühne

Theater und Gegenwart

Öffnet sich der Vorhang im Theater, wird der Blick in eine andere Wirklichkeit frei. Der wird jedoch inzwischen immer häufiger durch überspitzte Gegenwartsbezüge vereitelt. Wie Peter Zadek, Claus Peymann oder Hans Neuenfels widersetzt sich auch die Theater- und Opernregisseurin Andrea Breth diesem Trend. Dass sie ihre Wiener Emilia-Galotti-Inszenierung nicht ins Heutige zerrte, sondern die Modernität des Textes zeigte, schätzt Thomas Rothschild sehr. Die Entsorgung von Geschichte auf der Bühne bedeutet für ihn die Entsorgung von Utopie.

Julia Grinbergs „Journal einer Unzugehörigkeit"

Mein Keim hat kein einziges Auge

Wie bewältige ich die Zumutungen des Alltags, ohne mich selbst dabei zu verlieren? Gerade dann, wenn ich mich als bloße Zwischenbemerkung eines Zustandes, also als klein und unbedeutend wahrnehme? Die Dichterin Julia Grinberg hat mit ihren lyrisch-prosaischen Miniaturen beeindruckende Literatur geschaffen. Riccarda Gleichauf hat sie genüsslich auf sich wirken lassen und nach der Lektüre den Eindruck erhalten, dass sich aus dem Gefühl der Unzugehörigkeit heraus (poetische) Widerstandskraft herstellen lässt.

Aus dem Notizbuch

Kalenderbereinigt

Beim Mitteln streichen die Statistiker die extremen Abweichungen weg, um aussagekräftige Ergebnisse vorzeigen zu können. Beziehen sie sich auf Personen, ist nicht auszuschließen, dass die Aussage des angestrebten Mittelbereichs auf keinen einzigen Menschen zutrifft, weil alle sich anderswo aufhalten. Statistik kann also menschenbereinigt fiktiv sein. Eldad Stobezki hat sich Notizen zu Schwarzweißträumen, Regenwasser, Versäumnissen, Tansania, zur Sprachlosigkeit und eben zur Bereinigung gemacht.

Manuela Klenke übersetzt „re.volver“ von Livia Ștefan aus dem Rumänischen

Wörter, die im Kopf bleiben

Bekenntnis und Wahrheitszeugnis, Offenbaren des Unaussprechlichen, Wildheit und Anarchie, Grenzüberschreitung, Schönheit und Sprachmusik: Es gibt viele Motive, Gedichte zu schreiben. Die rumänische Lyrikerin Livia Ștefan möchte im Puzzle der geschichtlichen Gegenwart mit ihrer Poesie das fehlende Teil ersetzen – das Vergessen. Sie spricht deshalb von investigativer Poesie, von narrativem poetischen Journalismus, um den Opfern der Geschichte ihre Geschichten erzählen zu lassen. Manuela Klenke hat Ștefans Gedichtband „re.volver“ ins Deutsche gebracht, und Ortwin-Rainer Bonfert hat Poesie und Übersetzung in den Blick genommen.

Im Räderwerk der Atommafia

Die Gewerkschafterin

Im Dezember 2012 wurde die Gewerkschafterin Maureen Kearney gefesselt und traumatisiert in ihrer eigenen Wohnung aufgefunden. Von den Tätern fehlt bis heute jede Spur. Die Journalistin Caroline Michel-Aguirre vom Nachrichtenmagazin „Nouvel Observateur“ hat über Maureen Kearneys Kampf mit der Atomindustrie einen Roman geschrieben. „La Syndicaliste“ liest sich wie ein spannender Politthriller und wurde 2025 von Eva Stegen ins Deutsche übersetzt. 2022 ging der gleichnamige Film mit Isabelle Huppert in der Titelrolle an den Start. Hier ein Auszug aus dem Buch „Die Gewerkschafterin“.

Trauer um den getöteten Lorenz A.

Ein Banzo-Gedicht für Lorenz A.

In der Nacht zum Ostersonntag wurde in Oldenburg eine Schwarze Person von einem Polizisten durch Schüsse in den Hinterkopf und Rücken getötet. Der Fall ist längst keine Ausnahme mehr, doch stößt die wachsende Polizeigewalt noch immer auf verbreitetes Desinteresse. Dem Wegschauen muss man sich aktiv und durch individuelles Engagement widersetzen, findet die Soziologin Betânia Ramos Schröder und hat in einem Gedicht ihrer Trauer über den gewaltsamen Tod von Lorenz A. Ausdruck verliehen.

Textland: Video-Interview mit Noemi Somalvico

Humor hebelt die Traurigkeit aus

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Für Noemi Somalvico ist Humor ein wichtiger Begleiter im Alltagsgeschehen. „Ich benutze Humor, um Entlastung in Situationen zu bringen, die der Lächerlichkeit preisgegeben sind oder in denen Menschen in eine Schieflage geraten.“ 

Zum Sammelband „Kritische Theorie als Metaphysik“

Zwischen Metaphysik und Moderne: Karl Heinz Haag

Von der Scholastik zur Frankfurter Schule – die Metaphysik hat Karl-Heinz Haag nicht verlassen. Haag (1924–2011) studierte in Sankt Georgen scholastische Philosophie und bei Max Horkheimer und Heinrich Weinstock an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, wo er sich mit der Arbeit „Transzendentale Logik in der Neuscholastik“ habilitierte. Peter Kern veranstaltete zum 100. Geburtstag des Philosophen ein Symposion, dessen Ergebnisse er in einem Buch zusammenfasste. Alexander Schubert hat es rezensiert.

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Blaga Dimitrova: Gras

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Hier „Gras“ von Blaga Dimitrova.

Barbara Skargas Gulag-Bericht

Elf Jahre in der Hölle

Unerschütterlicher Glaube, Hoffnung, Opportunismus, Verblendung und Angst vor Gefangenschaft und Tod waren und sind die Motive dafür, dass Menschen auch die ungeheuerlichsten Verbrechen vor allem in totalitären Herrschaftssystemen hinnehmen, rechtfertigen oder leugnen. Konzentrationslager bringen wir damit in Verbindung, weniger die Straf- und Arbeitslager der Sowjetunion: Gulag. Barbara Skarga schrieb ihre Erinnerungen an den Gulag auf. Ní Gudix hat das Buch gelesen.

Zum Tode von Sebastião Salgado

Vom Elend sprechen

Die anspruchsvolle Aufgabe, „sprechende” Fotografien zu machen, erfordert einen besonderen Blick, wie ihm Sebastião Salgado zu eigen war. Seine Bilder sprechen von sozialen Zuständen. Sie erzählen mit ihren Details, wie Menschen sich unter den gegebenen Bedingungen ihr Leben einrichten, und damit von den sozialen Differenzen. Andrea Pollmeier erinnert an den Künstler, Aufklärer und engagierten Naturbewahrer Salgado.

Eine psychoanalytische Betrachtung des Mythos von der Schrift an der Wand

Kein Wunder, dass Belsazar erbleichte

Wir sind es gewohnt, die Geschichte vom Gastmahl Belsazars und der „Schrift an der Wand“ als Gleichnis für Blindheit und moralischen Verfall mit vorhersehbarem Ende zu lesen. Der Psychoanalytiker Eran Rolnik schlägt eine ergänzende Lesart dieses Mythos vor, die sich stärker auf die psychologische und erkenntnistheoretische Ebene konzentriert. Er behandelt den Fall des Belsazars als eine Art psychoanalytische „Fallgeschichte“ mit tödlichem Ausgang. Auch in der Politik gebe es einen „letzten Moment“, nach dem Reue und Erkenntnis nichts mehr nützen.

 

Textland: Video-Interview mit Arno Camenisch

Liebe ist die Basis für Humor

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Für Arno Camenisch sind Komik und Liebe ein unzertrennliches Paar. „Erst durch Liebe komme ich ganz nah an die Figuren heran. Ihnen ganz nah zu sein, ist für mich die Voraussetzung für Komik.“ 

Brigitte Fassbaenders „Parsifal“-Inszenierung in der Oper Frankfurt

Was ist der Gral?

Wagners letzte Oper „Parsifal“ auf die Bühne zu bringen, ist immer ein Risiko. Denn sein religiös-mystischer Inhalt dreht sich um viele Fragen, aber letztlich immer um die nach dem Wesen des Grals. Doch was ist der? Regisseurin Fassbaender fand darauf eine überraschende, aber schlüssige Antwort ganz im Sinne Wagners: die Musik-Bühnen-Kunst selbst. Andrea Richter erlebte die Premiere der neu gedachten, musikalisch kaum Wünsche unerfüllt lassenden und perfekt text-verständlichen Interpretation in der Oper Frankfurt.

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Natalka Bilozerkiwez

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Hier „Hundert Jahre Jugend“ von Natalka Bilozerkiwez.

Aus dem Notizbuch

Rosskastanie, Bonsai und die Weltlage

Die Hufform des Blattstielendes hat dem Baum den Namen gegeben: Die Rosskastanie ist immer nach rechts drehwüchsig und trimonözisch, also bestückt mit männlichen, weiblichen und zwittrigen Blüten auf einem Individuum. Also aufgepasst! Vielleicht gehört sie auch zu den geretteten Bäumen, von denen Eldad Stobezki schreibt, wenn er sich nicht mit antiquarischen Büchern, Eiern, Gelagen oder Verstümmelungen befasst.

Ein Künstlerbrief

Mondriaan & ich selbst

Einem Künstler, der aus einem Ort stammt, in dem ein anderer, älterer und berühmter Künstler gelebt hat, wird der konkurrente Vergleich geradezu aufgedrängt. Winterswijk heißt der Ort und das Haus, in dem Piet Mondriaan wohnte und an dem Fredie Beckmans vorbei zur Schule ging, trägt heute den Namen „Villa Mondriaan“. In seinem Künstlerbrief erinnert sich Beckmans seiner Anfänge und seines Werdegangs als unabhängiger Maler.

111 Actionszenen der Weltliteratur

Unerhörte Episoden

Unerhörte Begebenheiten aus dem Leben von Schriftstellerinnen und Schriftstellern sind nur möglich, wenn diese ihren Beruf gerade nicht ausüben, sondern zu Lande, zu Wasser und in der Luft unterwegs sind, kegeln, musizieren, auf der Jagd oder einer Party auffallen, kurz, wenn sie das tun, was andere Menschen auch tun – wenn Weltliteraten also von der Grundannahme, keine normalen Menschen zu sein, abweichen. Ruthard Stäblein schreibt, warum und wie die „111 Actionszenen der Weltliteratur“ zu lesen sind.

Zur Trennung von Kirche und Staat

Gott regiert mit

Ist denn der Schwur wahr, wenn Gott nicht hilft? Wer der Schwörenden hat über den Zusatz der Eidesformel nachgedacht? – Bei der neuen Bundesregierung steht Religion hoch im Kurs: 13 der 17 Ministerinnen und Minister sprachen ihren Amtseid mit Bezug auf ein religiöses Bekenntnis – auch der neue Bundeskanzler. Erstmals wird eine Regionalbischöfin zur Staatssekretärin ernannt. Droht statt staatlich geforderter weltanschaulicher Neutralität ein klerikal-konservatives Rollback? Helmut Ortner erinnert an unsere Verfassung.

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Orsolya Karafiáth

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Diesmal „Weder Quelle noch Meer” von Orsolya Karafiáth. 

 

Liederabend mit Georg Zeppenfeld und Gerold Huber in Frankfurt

Nach angezogener Handbremse fulminante Explosion

Georg Zeppenfeld ist unstrittig einer der großen Wagner-Bässe unserer Zeit. Als Liedsänger fiel er jedoch bisher eher nicht auf. Und ob er das konnte, dessen schien sich der große Sänger anfangs selbst nicht sicher zu sein. Doch als er bei den Zugaben ankam, hatte er sich gefunden und legte zwei fulminante Balladen in der Frankfurter Oper hin, mit denen er Andrea Richter auch in dieser Disziplin endgültig überzeugte.

Jürgen Ploogs 90. Geburtstag

Über das Verschwinden

Jürgen Ploog, der 2020 starb, gehörte zur literarischen Avantgarde. Deshalb ist er nur einem interessierten Leserkreis bekannt gewesen. Der schätzte vor allem die Cut-up-Technik, mit der Ploog viele seiner Romane verfertigte. Dabei werden Sätze aus anderen Romanen oder Zeitschriften ausgeschnitten und in neue Kontexte montiert. Aber der Langstreckenpilot Ploog war breiter orientiert, schrieb, zeichnete, malte und reflektierte das eigene Tun. Wolfgang Rüger porträtiert den Künstler, der in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden wäre.

Textland: Video-Interview

Wo wollen wir hin?

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Für Barbi Marković gehört Humor zum Leben und dient im Miteinander dazu, Verständnis zu zeigen: „Ich kommuniziere viel über Humor im zwischenmenschlichen Bereich, denn er bringt Entspannung in Situationen.“

Der letzte Slawenfürst

Jaxa von Köpenick

Dass nationalstaatliche Kategorien der Moderne zum Verständnis des Mittelalters wenig taugen, zählt mittlerweile zum historischen Allgemeinwissen, das sich gerade am Beispiel Jaxas von Köpenick eindrucksvoll illustrieren lässt. Er regierte im 12. Jahrhundert über ein Gebiet im Osten und Südosten des heutigen Berliner Raumes. Sein Tod im Jahr 1176 leitete das Ende der slawischen Herrschaft an der Spree ein, wie Winfried Dolderer zu berichten weiß.

Stig Dagermans „Trost“

Jagdfreudig

Nicht viel, aber keine Kleinigkeit: Stig Dagermans „Trost“. Gegen Ende seines kurzen Lebens schrieb der schwedische Journalist und Schriftsteller: „Alles was ich besitze, ist ein Zweikampf, und in jedem Augenblick meines Lebens tobt dieser Zweikampf zwischen den falschen Tröstungen, die bloß die Ohnmacht steigern und meine Verzweiflung vertiefen, und diesen echten Tröstungen, die mich hinführen zu einer flüchtigen Befreiung“. Kerstin Lücker hat das Buch gelesen.

Frank Capra und der American Dream

Fahrstuhl und Mundharmonika

Schon die Biographie Frank Capras liest sich wie die Nacherzählung einer seiner Filme. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen – der Vater ist Obstpflücker – emigriert er als Fünfjähriger mit der Familie nach den USA, verdient als Zeitungsjunge ein wenig Geld; der Vater stirbt, der Junge schlägt sich mit unzähligen Gelegenheitsjobs durch, die ihn in die Filmstudios führen, in denen er schließlich als Starregisseur mit prägenden Filmen Varianten des amerikanischen Traums realisierte. Thomas Rothschild beschreibt, vor allem anhand des Films, der im Deutschen Lebenskünstler hieß, die Grenzen des Künstlers.

Versuch über Clarice Lispector

„Ich bin ihr alle!“

Jeder Mensch ist nicht nur für das verantwortlich, was er tut, sondern auch für das, was alle anderen tun: Fjodor Dostojewskis moralisches, überforderndes Axiom hat auch die brasilianische Schriftstellerin Clarice Lispector für sich in Anspruch genommen. Dennoch wurde sie nicht als intervenierende Aktivistin bekannt, sondern als erfolgreiche Autorin. Felix Philipp Ingold beschreibt die ambivalente Figur Lispector. Die Gesichter, die uns aus ihren Porträtfotos ansehen,  sind die einer entschlossenen Frau.

Rainer Wieczoreks „Ringo-Variationen“

Bach im Yellow Submarine

„Könnte es sein, dass wir uns schon bald trennen?“, sangen die Beatles ahnungsvoll in „We can work it out“ und eben lange vor der Kanzlerin: „Wir können es schaffen“. Sie haben es nicht geschafft. Aufstieg und Zerfall der „Fab Four“ aus der Sicht ihres Schlagzeugers Ringo Starr zu schildern und obendrein, was man nicht wissen kann, mit Variationen von Möglichkeiten zu ersetzen, hat Rainer Wieczorek unternommen. Und PH Gruner hat es gerne aufgenommen.

Aus dem Notizbuch

Bügeln, Liebe und Liebhaberei

Wer an ein Leben nach dem Tod glaubt, kann berechtigterweise bezweifeln, ob er noch lebt. Das nachzuweisen, indem man sich in den Arm zwickt, um den Schmerz zu spüren, beseitigt den Zweifel nicht. Sollte das tägliche Aufschreiben des Datums, wie On Kawara das betrieb, Gewissheit bringen? Oder schreibt er möglichweise noch immer? Eldad Stobezkis Notate zum Datumskünstler nehmen aber auch noch den Clown im Palast mit, Strippenzieher, Körperkontakte, Herzkranzgefäße und vor allem das Bügeln.

Textland: Video-Interview mit Martin Piekar

Dann werden neue Welten erfunden

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Martin Piekar rechnet damit, dass wir „in den nächsten Jahren eine Renaissance der Romantik erleben … weil die Menschen müde geworden sind von Inflation, Kriegen, der Pandemie – kurz: von jedem großweltlich politischen Irrsinn.“

8. Mai 1945

Keine „Stunde Null“

Der Tag des Kriegsendes am 8. Mai 1945, damals von den Deutschen als „Zusammenbruch“ bezeichnet, gilt heute als „Tag der Befreiung“, als Chiffre für den Beginn unserer Demokratie. Doch die „Stunde Null“ ist auch Beginn des kollektiven Verdrängens und Vergessens der Verbrechen des Nationalsozialismus – und der stillschweigenden Integration der Täter in der Nachkriegszeit. Helmut Ortner beschreibt, was in diesem neuen deutschen Staatsgebilde unverändert blieb, wie Täter zu Opfer wurden und wer von nichts gewusst hat.

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Dragana Mladenović

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Diesmal „Weit weg” von Dragana Mladenović. 

Vor 70 Jahren: Denkschrift „Zur Lage der deutschen Nichtarier“ von Elisabeth Schmitz

Übersehen, überhört, vergessen

Was das Naziregime im Schilde führte, durchschaute Elisabeth Schmitz von Anfang an. Bereits 1935 attackiert sie in einer Denkschrift die Drangsalierung jüdischer Bürger:innen und rettet vielen das Leben. Ihre couragierte Haltung wurde mehr als ein halbes Jahrhundert vollkommen ignoriert. Anlässlich des 90. Jahrestags der Denkschrift ehrt ihre Geburtsstadt Hanau sie mit einer Büste. Doris Stickler gibt Einblick in das Leben der Widerständlerin.

Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ in Wiesbaden

Die Verleumdung ist ein Lüftchen

Weniger bekannt ist, dass der gelernte Uhrmacher die Ankerhemmung für Taschenuhren, aber auch ein Pedalsystem für die Harfe erfand: Pierre-Augustin Caron, der sich de Beaumarchais nannte und Dramen und Komödien verfasste, darunter den „Barbier von Sevilla“. Nach Paisiello und Mozart griff auch Gioachino Rossini nach dem Stoff und komponierte innerhalb von 13 Tagen die gleichnamige, bis heute erfolgreiche Opera buffa. In Wiesbaden hat sie Walter H. Krämer jetzt auch mit Puppen aufgeführt gesehen.

Deutsche Geschichte in Osteuropa

Autobahnen denken lautlos

Namen von Landschaften, Städten und Dörfern sind Chiffren für Geschichte und Geschichten. Sie zu entziffern und sich damit unserer Geschichte innezuwerden, ist ohne Recherchen meist nicht möglich. Dass die Geschichte, zumal die deutsche Geschichte im Osten Europas, dennoch weiterwirkt, mag auch Irrationales zwischen den Nachbarn erklären. Matthias Buth hat sich auf den Weg begeben.

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Blaga Dimitrova

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Diesmal „Der Korbmacher” von  Blaga Dimitrova.

Textland: Video-Interview mit Lena Gorelik

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Dass ihr vermittelt wurde „wie wichtig es ist, alles mit Humor zu betrachten“, weiß Lena Gorelik heute überaus zu schätzen. „Vor allem wurde mir sehr früh durch diese Sichtweise beigebracht, über mich selbst lachen zu können.“

Aus dem Notizbuch

Kohlrabi und hohe Decken

Genau genommen ist jede Schrift eine Chiffre, deren Buchstäblichkeit man kennen muss, damit man sie ent-ziffern, also lesen kann. Musik dagegen wirkt unmittelbar über Luftschwingungen auf den Leib, das Nervensystem und – poetisch ausgedrückt – aufs Gemüt. Eldad Stobezki formuliert das kürzer, nachdem er über Kohlrabi, die Spinne an der Decke, das Blau und den Rhythmus nachgedacht hat.

Thomas Lehrs „Kafkas Schere“

Aus der Welt fallen in extreme Bildräume

Wenn Wahrheit der Anspruch des Schreibens ist, dann kann sie nicht in der Widerspiegelung der Realität bestehen, sondern in der Radikalisierung des Vorgefundenen. Und der kann man nicht vertrauen. In „Kafkas Schere“ hat Thomas Lehr Geschichten erzählt oder aufgegriffen, um sie verschärfend zu verändern und in ihre Konsequenzen zu führen. Ewart Reder hat das Buch gelesen.

Fotografien von Robert Lebeck in Rüsselsheim

Lauter glückliche Momente

Dem Fotografen und Fotoreporter Robert Lebeck (1929-2014) gelang es stets, den richtigen Moment zu treffen. Das ist eine hohe Kunst, denn sie erfordert nicht nur Geschick, sondern man muss auch zum besten Zeitpunkt am Platz sein, sein Objektiv instinktiv auf den richtigen Ausschnitt dieser Welt halten. Lebeck selbst nannte es „unverschämtes Glück“, wenn er im rechten Moment abdrücken konnte. Isa Bickmann besuchte die Ausstellung in den Rüsselsheimer Opelvillen, die sich seinen ausgewählten Reportagen aus Deutschland widmet, und war versucht, immer wieder Aktualitätsbezüge zu sehen.

Über die Verhinderung von Öffentlichkeit in unserer Gegenwart

Eine Zensur findet statt

Der mündige Staatsbürger kann private und politische Entscheidungen sinnvollerweise nur treffen, wenn er ausreichend und differenziert informiert ist. Dies zu gewährleisten, liegt in der Verantwortung der Medien, also der Presse und der öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten. Zensur schränkt diese Verantwortung ein und entmündigt den Menschen. Nach Artikel 5,1 unseres Grundgesetzes findet Zensur nicht statt. Thomas Rothschild setzt in seinem Essay die Wirklichkeit gegen den Anspruch.

„Souvenirs d’un apatride” von Daniel Cohn-Bendit und Marion Van Renterghem

Nicht harmonische Entwicklung

Daniel Cohn-Bendit, jetzt 80-jährig, wurde im Paris der späten 1960er-Jahre von den Medien zum Sprecher („Dany le Rouge“) der Bewegung 22. März gemacht. In Frankfurt wurde er mit Joschka Fischer Wortführer der undogmatischen Linken („Spontis“). Beide Städte belebte er mit zahlreichen Aktionen, bevor er als erster Frankfurter Dezernent für multikulturelle Angelegenheiten und als Europa-Parlamentarier wirkte. In dem Buch „Souvenirs d’un apatride”, das jetzt in Frankreich veröffentlicht wurde, gibt er Auskunft über sich selbst. Und Rainer Erd hat es gelesen.

„The Fall of the House of Usher“ am Staatstheater Mainz

Madeline im Leichensack

„Ich weiß nicht, wie es geschah – aber beim ersten flüchtigen Anblick des Baues beschlich ein Gefühl unleidlicher Düsternis meinen Geist.“ Wie in anderen Erzählungen bereitet Edgar Allan Poe das Grauen vor, das er dann inszeniert. Und er bevorzug extrem alte Geschlechter, deren isoliertes Leben, Inzucht und vergangene Verbrechen das Unheimliche verkörpern. „The Fall of the House of Usher“ ist am Staatstheater Mainz mit der Musik von Philip Glass auf die Bühne gebracht worden, und Margarete Berghoff hat die Oper gesehen.

Udo Bregers „Extraterritorial. Zeiten mit Carl Laszlo“

Einmal Hölle und zurück

Fünf Jahre mit einem hedonistischen, kunstbesessenen Psychoanalytiker, der sich als Teil der Avantgarde der 60er- und 70er-Jahre sieht. Da gibt es einiges zu erzählen. Die Berichte und Dokumente aus dieser Zeit haben Kultstatus. Der Übersetzer, Verleger und Beat-Generation-Experte Udo Breger hat mit „Extraterritorial. Zeiten mit Carl Laszlo“ ein weiteres Erinnerungsbuch veröffentlicht. Wolfgang Rüger hat es gelesen.

Textland: Video-Interview

Das Medium ist die Botschaft

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. „Wenn wir unter Literatur diesen Gattungsbegriff verstehen, der sich im 19. Jahrhundert in der bürgerlichen Gesellschaft geformt hat, dann sollten wir nicht zu viel von ihr erwarten“, findet Leon Joskowitz. Es handele sich „natürlich um ein ideologisches Konstrukt, das zur Abgrenzung und zur Elitenbildung dient.“ 

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Zsuzsa Rakovsky

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Diesmal „Einbahnstraße” von Zsuzsa Rakovsky.

Zschäpes Draht zum Verfassungsschutz

Beate Zschäpe, der NSU und der Inlandsgeheimdienst

Wie der Name schon sagt, ist der Geheimdienst ein geheimer, intransparenter Dienst. Er scheint manchmal dermaßen geheim zu sein, dass ihm selbst nicht bekannt ist, was er tut. Das aber wäre eine freundliche Interpretation seiner obskuren Tätigkeiten. Glaubt man ausnahmsweise der skandalgierigen Bildzeitung, dann waren die Beziehungen des Dienstes zum „Nationalsozialistischer Untergrund“ enger, als man glauben möchte. Detlef zum Winkel kommentiert.

Sibylle Bergs „RCE #RemoteCodeExecution“ am Berliner Ensemble

Das abgründige Gute

Wenn Goethe Mephisto sich mit den Worten vorstellen lässt, er sei „ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft“, so erfahren wir im Alltag auch das teuflische Gegenteil, nämlich Gutwillige, die stets kräftig das Böse schaffen. Sybille Bergs Roman „RCE #RemoteCodeExecution“, der in der Bearbeitung von Kay Voges und Sibylle Baschung beim Berliner Ensemble auf die Bühne kam, arbeitet diese Erkenntnis aus, wie Walter H. Krämer berichtet.

Ein Austausch mit Boualem Sansal in der Zeit des „Arabischen Frühlings“

Gefährlich ist der Moment, in dem man spricht

Seit Boualem Sansal, Träger des Friedenspreises 2011 und einer der bedeutendsten Schriftsteller Algeriens, im November 2024 in seiner Heimat verhaftet worden ist, setzen sich weltweit der Autorenverbund PEN International, solidarische Protestbewegungen und Intellektuelle wie der Politikwissenschaftler Claus Leggewie für die Freilassung des erkrankten, achtzigjährigen Autors ein. Sansal war sich seiner Gefährdung bewusst. In einem Gespräch, das er im Januar 2012 zu Beginn des von Hoffnung getragenen „Arabischen Frühlings“ mit Miriam Shabafrouz und Andrea Pollmeier in Frankfurt führte, sprach er über dieses Risiko und seinen Umgang mit Angst.

Textland: Video-Interview

Ich möchte einen Raum schaffen

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Aileen Schneider will „einen Raum schaffen, in dem wir uns gemeinsam Fragen stellen und dadurch zu einem Verständnis kommen können, wie gewisse Mechanismen, Systeme und Strukturen entstehen, wie sie aufgebaut sind und funktionieren.“ 

Ausstellung RrOMA LEPANTO bei Kai Dikhas in Berlin

Wer ruderte die Galeeren in der Schlacht von Lepanto?

Eine Ausstellung von Kai Dikhas in Berlin erzählt die historische Seeschlacht von Lepanto aus der Perspektive der Roma neu und lädt dazu ein, genauer hinzusehen. Die ursprünglich auf der Biennale Venedig gezeigten Werke der beteiligten Künstler*innen wollen einen Diskurs über die (Un-)Sichtbarkeit und Anerkennung der Beiträge der Roma zur europäischen Geschichte und Gesellschaft initiieren. Noch bis Ende Mai ist die Gemeinschaftsausstellung in Kreuzberg zu sehen. Cornelia Wilß berichtet.

Gedichte

Gedicht von Jane Wels

Schwankende Lupinen

Gedicht von Safiye Can

Nanatee

Gedicht von Jörg Schieke

Auf meinem Backenzahn,

Gedicht von Max Sessner

August

Gedicht von Stefan Heyer

gilles, der

Gedicht von Andreas Altmann

Über Tag über Nacht

Gedicht von Andreas Hutt

o. T.

Gedicht von Jan Röhnert

Sturmgewölkjuli

Gedicht von Betânia Ramos Schröder

XI

Gedicht von Julia Grinberg

von Ballerinas und Zinnsoldaten

Gedicht von Felix Philipp Ingold

Rate mal!

Gedicht von Julia Mantel

caring-career

Gedicht von Johanna Hansen

windau/ventspils

Gedichte von Jane Wels

3 Gedichte

Gedicht von Andrea Köllner

Tagtraumerwachen

Gedicht von Matthias Buth

Blondi

Gedicht von Lisa Goldschmidt

Abend & Morgen

Gedicht von Tom Schulz

Aschesegen

Gedicht von Dirk Hülstrunk

brücke

Gedicht von Stephan Turowski

Ein liebes Wort

Gedicht von Tamara Labas

im spiegel

Gedicht

Ausfahrt

Gedicht

Memento

Gedicht

Gleisberg

Gedicht

Paul

Gedicht

Traumata