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Podcast

1001 Nacht


Illustration © Deutschlandfunk

„1001 Nacht“ hat eine über tausendjährige Erfolgsgeschichte – immer wieder neu interpretiert. Und – nach der Neuübersetzung von Claudia Ott – wie gemacht für einen Podcast! „1001 Nacht“ eröffnet einen riesigen Erzählkosmos mit selbstbewussten Frauen, fiesen Dämonen, exzessiven Partys, reisenden Händlern, Familienintrigen und Mordkomplotten. Die Auswahl hat für den Deutschlandfunk die Dichterin Safiye Can getroffen.

 

Die ältesten erhaltenen arabischen Fragmente stammen aus dem 9. Jahrhundert, es gibt noch frühere indische und persische Elemente. Die Verfasser sind anonym. So muss niemand mit seinem oder ihrem Namen für die teils gewalttätigen und freizügigen Inhalte geradestehen. Für die Aufnahme in die Sammlung gab es nur ein Kriterium: Spannung!

Schahrasad als Erfinderin des Cliffhangers

Schahrasad erzählt um ihr Leben – und wir hören zu. Eine intelligente junge Frau tritt mit dem Versprechen an, Nacht für Nacht eine noch aufregendere Geschichte zu erzählen. So will sie ihr Leben retten, sowie das aller Frauen im „Inselreich von Indien und China“. Denn dort herrscht der grausame König Schahriyar und bringt jeden Morgen eine Frau um. Die mutige Schahrasad begibt sich freiwillig in seine Hände, um das Morden zu beenden. Und sie nimmt ihre Schwester Dinarasad mit.
Schahrasad erfindet die Prototypen des Cliffhangers, lange bevor es den Begriff überhaupt gibt. Storytelling aus dem 10. Jahrhundert trifft Hörbedürfnisse des 21. Jahrhunderts: „1001 Nacht“ ist gewissermaßen die Mutter aller Serien. Und vielleicht sogar aller Podcasts?
Das waren unsere Überlegungen, als wir vor fast zwei Jahren Claudia Ott besuchten, die Übersetzerin von „Tausendundeine Nacht“, um uns mit ihr intensiv über das Werk auszutauschen.

Schahrasad agiert schließlich wie ein richtig guter Host, der Folge für Folge in Bann zieht. Jeden Morgen unterbricht sie ihre Erzählung und verspricht eine noch spannendere Fortsetzung. Geschickt verwebt sie die Geschichten und hält ihr Publikum in Atem.
Vier Monate im Hörspielstudio

Für unseren Podcast haben wir das weitergedacht: Schahrasad spricht die Zuhörenden direkt an, während der König Schahriyar und die Schwester Dinarasad in den Hintergrund treten. So rückt der Geschichtenkosmos von 66 ausgesuchten Nächten ganz nah.

Die Auswahl hat für uns die Dichterin Safiye Can getroffen, anschließend hat die Hörspielregisseurin Judith Lorentz den Text für die Studioaufnahmen bearbeitet. Wochenlang kam die Schauspielerin Roxana Samadi als Schahrasad ins Hörspielstudio, um gemeinsam mit Judith Lorentz eine ganz eigene Erzählweise vor dem Mikrofon zu entwickeln: unmittelbar, lebendig, intim.

Alle Verse und Sprichwörter sind zweisprachig auf Deutsch und Arabisch (gesprochen von Susana AbdulMajid) inszeniert, das Original scheint immer wieder hindurch. Die Rahmengeschichte erzählt die Schauspielerin und Sängerin Jasmin Shakeri. Wir haben bewusst auf einen klassischen männlichen Erzähler verzichtet, um schon stimmlich eine neue Perspektive auf die gewalttätige Vorgeschichte zu ermöglichen.

 

 

Erstellungsdatum: 12.08.2025