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Die Arbeit der beramí berufliche Integration e.V.

Aktiv für eine vielfältige Gesellschaft

Doris Stickler


Foto: berami

Im hiesigen Arbeitsmarkt stoßen Menschen aus anderen Ländern auf allerlei Tücken. Neben unvertrauten Gepflogenheiten erweist sich die Anerkennung von Berufsabschlüssen und Qualifizierungen als große Barriere. Mit Beratungs- und Mentoring-Programmen unterstützt der Verein „beramí“ Zugewanderte, hierzulande beruflich Fuß zu fassen. Doris Stickler stellt das seit 35 Jahren aktive und mehrfach ausgezeichnete Kompetenzzentrum vor.

 

Wer im hiesigen Arbeitsmarkt sein Licht unter den Scheffel stellt, hat schlechte Karten. Im Bankensektor allemal. In der Türkei gilt es dagegen als hochnäsig aufzuzählen, was man alles kann. Mit den Gepflogenheiten in Deutschland unvertraut, hielt sich Nazlıhan Dogan bei Bewerbungsgesprächen entsprechend zurück. Die erhoffte Anstellung blieb trotz Informatik- und Betriebswirtschaftslehrestudium sowie Berufserfahrung in verschiedenen Banken folglich ein Traum.

So jobbte sie in einem Frankfurter Restaurant und kam irgendwann mit einer Besucherin ins Gespräch. Dass es Yasemin Yüksel-Sezginer war, könnte man fast schon Fügung nennen. Als die Beraterin des Vereins „beramí berufliche Integration“ von den gescheiterten Bemühungen erfuhr, lud sie Nazlıhan Dogan zum Mentoring-Programm „Einsteigen, Umsteigen, Aufsteigen“ ein. Dort erhielt sie Einblick in die hiesige Unternehmenskultur, allerlei Informationen und Tipps und tauschte sich mit Frauen in ähnlichen Situationen aus.

Außerdem stand ihr wie allen Teilnehmenden eine Mentorin zur Seite. Mit ihr verfasste Nazlıhan Dogan unter anderem Bewerbungsschreiben und übte, in Vorstellungsgesprächen selbstbewusster aufzutreten. Die persönlich zugeschnittene Unterstützung zeitigte bald Erfolg. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW, stellte die heute 38-Jährige zuerst im Sicherheitsmanagement an. In dem Bereich arbeitete sie bereits in der Türkei. Inzwischen ist sie Ansprechpartnerin für neue Energieverträge wie etwa Windkraftprojekte.

Wenn Nazlıhan Dogan auf ihren gelungenen Ein- und Aufstieg blickt, steht für sie fest: „Ohne beramí hätte ich das nie geschafft, das war eine Riesenstütze.“ Zugewanderten, die im deutschen Arbeitsmarkt Fuß fassen möchten, könne sie nur raten, sich an beramí zu wenden. Die erfolgreiche Verankerung hatte freilich auch viel mit ihrem persönlichen Einsatz zu tun. Weil sie im Ausland Erfahrungen sammeln wollte – „am liebsten in Europas Finanzzentrum Frankfurt“ – kam sie vor fünf Jahren nach Deutschland und lernte an der Uni Würzburg die Sprache. Nach drei Semestern hatte sie bereits die C1-Prüfung in der Tasche.

Den gleichen Elan legte Nazlıhan Dogan bei der KfW an den Tag. Dabei startete sie unter verschärften Bedingungen: „Ich habe quasi mit der Corona-Pandemie und deshalb im Homeoffice angefangen.“ Via Zoom wurde sie zwar in ihre Aufgaben eingewiesen, doch um das neue Arbeitsfeld eingehend zu ergründen, hat sie zusätzlich etliche Fachbücher gelesen. Mit ihren fundierten Kenntnissen versetzte sie denn auch KfW-Kolleginnen und -Kollegen immer wieder ins Staunen.

Zu ihrer beramí-Mentorin hält die Expertin für Energieverträge nach wie vor Kontakt. „Ich bin froh, eine Ansprechpartnerin zu haben, an die ich mich jederzeit wenden kann.“ Als Nazlıhan Dogan zum Beispiel in der KfW der interne Stellenwechsel angeboten wurde, habe sie mit ihr den Schritt besprochen. Langjährige Verbindungen zu beramí sind nach Erfahrung von Yasemin Yüksel-Sezginer kein Ausnahmefall. Sie ist im Verein seit über drei Jahrzehnten als Beraterin für Bildung und Berufswegplanung tätig und kennt „einige Frauen, die bei wichtigen Entscheidungen auch nach sechs oder zehn Jahren wieder Unterstützung suchten“.

Das beramí entgegengebrachte Vertrauen kommt für die 59-Jährige nicht von ungefähr. Zum einen bildeten die 51 Mitarbeitenden – darunter drei Männer – ein multiethnisches Team, in dem 23 Sprachen und die unterschiedlichsten beruflichen Hintergründe vertreten sind. Zum anderen sei „das Angebotsspektrum von beramí hessenweit einzigartig“. Es erstrecke sich von der Beratung zu Arbeit, Bildung, Beruf und zur Anerkennung im Ausland erworbener Berufsabschlüsse über verschiedene Qualifizierungs- und Mentoring-Programme bis zu Bildungsstipendien und die Förderung von gesellschaftspolitischem Engagement. Deutsch-, Computer- und Mathematikkurse gebe es auch.

Dass der Verein bei seiner Gründung 1990 den Fokus auf Frauen richtete, liegt für die im Branchenverband „Weiterbildung Hessen“ auch als Gutachterin engagierte Yasemin Yüksel-Sezginer nahe. „Damals wollte niemand glauben, dass es qualifizierte Migrantinnen gibt.“ Seit Beginn von der Überzeugung geleitet: „Unsere Wirtschaft braucht die Kompetenzen und die Erfahrungen der Zugewanderten und unsere Gesellschaft profitiert von der kulturellen Vielfalt“ stünden zahlreiche Angebote aber längst auch Männern offen.

Heute zweifele niemand mehr daran, dass „beramí in vielerlei Hinsicht einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration von Zugewanderten“ leistet, hebt die für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Cornelia Goldstein hervor. Aufgrund der engen Kooperation mit Unternehmen, staatlichen und kirchlichen Institutionen und freien Trägern werde hierbei stets auch der Blick auf aktuelle Entwicklungen und Bedarfe gewahrt. So habe beramí 2008 den hessenweit ersten „Leitfaden zur Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen in Hessen herausgegeben.

Projekte wie „Mehr Bock auf Politik – Mehr Mut zum Gestalten“ ermunterten zudem, sich aktiv im eigenen Lebensumfeld zu engagieren. Für Cornelia Goldstein ist das nur ein Beispiele von vielen, in denen sich das generelle Anliegen von beramí spiegelt: „Wir stellen unser Know-how, unsere Erfahrung und Professionalität zur Verfügung, um aktiv bei der Gestaltung einer Gesellschaft mitzuwirken, die geprägt ist von Anerkennung, Vielfalt und Respekt.“

 

 

 

Als Kompetenzzentrum für die Qualifizierung, Ausbildung und Umschulung für zugewanderte Menschen ist beramí aus der Trägerlandschaft nicht mehr wegzudenken. In Frankfurt, im Rhein-Main-Gebiet und auch hessenweit hat es sich für innovative Angebote und Professionalität in der Arbeit einen Namen gemacht. Die Bedeutung bei der gesellschaftlichen Integration von Zugewanderten ist nicht zuletzt an der finanziellen Förderung durch die Stadt Frankfurt, das Land Hessen, der Bundesagentur für Arbeit sowie einer Vielzahl von Institutionen, Stiftungen, Unternehmen und Privatpersonen abzulesen. Überdies kann beramí auf eine lange Liste an Preisen und Auszeichnungen blicken.  

 

Auf der Website www.berami.de sind ausführliche Informationen über die Palette der Angebote, die Kooperationen und den Verein zu finden.



Erstellungsdatum: 08.02.2025