MenuMENU

zurück

Gedicht

Atmosphäre

Silke Scheuermann


 

Wir waren am Fluss, wir waren im Wald,
wir waren unbehaust und sie – Sie waren 
überall an jenem Tag, die Sommerschmetterlinge, 
ein Schwarm, Unmengen, urplötzlich da wie Erregung; 
als wäre Sonne zersplittert in glitzernde Spektren Licht, 
Und wie sie sich auffächerten, hochstieben, flatterten In 
Gelb. Gelb vor allem: Zitrone, Butterblume, Kanarie, Orange. 
Sand. Ocker. Gold. Gelb mit allen Abmischungen darin, 
Ocker dunkel wie Blut, Gold glühend, überall an 
der Haut, ein einzigartiger Augenblick, eine Ewigkeit,
Sinnessensationen, Synästhesien. Laute von gelbem Schmerz.
Auflodernd und gelöscht, wie wenn ein Individuum in ein 
anderes übergeht. Du warst im Nichts, keine Sicht, 
man sah den Himmel nicht mehr; er musste gestürzt 
sein.  Als hätte, hast du geflüstert, ein Helikopter 
ihn auf uns heruntergeworfen, nur für uns, 
auf dieses Stück Wald hier, eine ganze 
Ladung dunkles Licht. Synästhesien, 
auflodernd, gelöscht, Ein langer Augenblick.
Das wird schwer, ihn später in einzelnen 
Stücken wieder zusammenzusetzen. Alles 
überpräsent. Handlungsarm Drei Sekunden 
Gegenwart, drei Sekunden Hier und Jetzt – 
Erzähl da mal eine Geschichte davon.
Überschreib das einmal mit einer andern.

Erstellungsdatum: 20.07.2024