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Schirn Kunsthalle Frankfurt

Casablanca Art School


Wandgemälde im Entstehen, Asilah Moussem Culturel, 1978, Foto: Mohamed Melehi / Mohamed Melehi Estate

Die Kunsthalle Schirn in Frankfurt zeigt eine Kunstbewegung, die in Europa bislang kaum beachtet wurde: die sogenannte Casablanca Art School, die im postkolonialen Marokko entstanden ist. Die Werke verweben Pop Art und Bauhaus mit lokalen kulturellen Einflüssen. 

 

 

Nur wenige Jahre nach der Unab­hän­gig­keit Marok­kos 1956 entwi­ckelt sich in Casa­blanca ein pulsie­ren­des Zentrum kultu­rel­ler Erneue­rung. Die SCHIRN präsen­tiert das einzig­ar­tige und einfluss­rei­che Wirken der Casa­blanca Art School in einer ersten großen, längst über­fäl­li­gen Ausstel­lung. Die Haupt­ver­tre­ter*innen dieser inno­va­ti­ven Schule Farid Belkahia (1934–2014), Moham­med Chabâa (1935–2013), Bert Flint (1931–2022), Toni Maraini (*1941) und Moha­med Melehi (1936–2020) werden zusam­men mit Studie­ren­den, Lehren­den und asso­zi­ier­ten Künst­ler*innen schnell zu einem zentra­len Motor für die Entwick­lung einer post­ko­lo­nia­len moder­nen Kunst in der Region. Ihr Anlie­gen ist die Öffnung zur loka­len Geschichte und zur neuen sozia­len Wirk­lich­keit. Unter ande­rem im Dialog mit den Ideen des Bauhaus-Mani­fests wird das Verhält­nis zwischen Kunst, Hand­werk, Design und Archi­tek­tur im loka­len Kontext neu bestimmt, indem künst­le­ri­sche Einflüsse aus west­li­chen Metro­po­len mit Elemen­ten des während der Kolo­ni­al­zeit verdräng­ten tradi­tio­nel­len Erbes kombi­niert werden. Die SCHIRN präsen­tiert rund 100 Werke, darun­ter groß­for­ma­tige, bunt­far­bige, abstrakte (Wand-)Gemälde, grafi­sche Expe­ri­mente und Gebrauchs­ge­gen­stände, sowie umfang­rei­ches doku­men­ta­ri­sches Mate­rial. Sicht­bar wird eine spezi­fisch marok­ka­ni­sche Kunst­szene, die sich trans­na­tio­nal veror­tet.


Malika Agueznay, Ohne Titel, 1986, Mischtechnik auf Leinwand, 120 x 87 cm, © The artist. Courtesy of private collection, Marrakech

Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, über die Ausstellung: „Dies ist die erste institutionelle Ausstellung, die das einflussreiche Vermächtnis der Casablanca Art School umfassend vorstellt. Nach der Unabhängigkeit Marokkos gestalteten die Lehrenden und Studierenden der Kunsthochschule von Casablanca einen besonderen Ort für das Kunstschaffen und Kunststudium. Ihr Ziel war es, die Kunst zu dekolonisieren und zu liberalisieren, ihre Werke platzierten sie mit Zeitschriften, Wandgemälden im öffentlichen Raum und Festivals unmittelbar in den Alltag der Menschen. Es ist an der Zeit für eine umfassende Würdigung dieser international vernetzten, wichtigen künstlerischen Bewegung. Diese Schau erweitert die bisherige westliche Deutung der Entwicklung der modernen abstrakten Malerei um eine neue, internationale Perspektive und trägt damit zur Ausdifferenzierung des kunsthistorischen Kanons bei.“


Die Kurator*innen der Ausstellung, Morad Montazami und Madeleine de Colnet (Zamân Books & Curating), betonen: „Im Fokus der Ausstellung steht eine klare Vision des modernen Lebens, wie sie von fünf einflussreichen Lehrenden an der Kunsthochschule von Casablanca vertreten wurde: Farid Belkahia, Mohammed Chabâa, Bert Flint, Toni Maraini und Mohamed Melehi. Das auch als ‚Casablanca-Gruppe‘ bekannte legendäre Kollektiv entwickelte sich zu einem internationalen Netzwerk, das Generationen überspannte. Diese marokkanische ‚neue Welle‘ rief eine neue Kunst für Marokko aus, die aus dem afro-amazighischen Erbe erwuchs und eine urbane, soziale und kulturelle Bewegung auslöste.“


Mohammed Chabâa, Ohne Titel, 1977, Acrylfarbe auf Leinwand, 75 x 95 cm, © Mohammed Chabâa estate. Bild © Fouad Mazouz

CASABLANCA ART SCHOOL. EINE POSTKOLONIALE AVANTGARDE 1962–1987

12. JULI – 13. OKTOBER 2024

www.schirn.de

Erstellungsdatum: 01.08.2024