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Perspectives by Women Photographers of Magnum. Berlin

Close Enough präsentiert fotografische Arbeiten von zwölf Fotografinnen der renommierten Agentur Magnum Photos. Die Ausstellung wurde 2022 am International Center of Photography in New York anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Agentur erstmals gezeigt. Zum 25. Geburtstag von C/O Berlin wird die Ausstellung in einer konzeptionell adaptierten und erweiterten Version in Berlin präsentiert.
Was die gezeigten Positionen verbindet, ist die Auseinandersetzung mit der Beziehung und der Nähe zwischen den Fotografinnen und ihren Motiven.
Der Ausstellungstitel greift ein bekanntes Zitat des Magnum-Mitgründers Robert Capa auf und hinterfragt es zugleich: „If your pictures aren’t good enough you’re not close enough.“ Ursprünglich im Kontext der Kriegsfotografie entstanden, erhält diese Aussage hier eine ganz neue und vielschichtige Bedeutung. Nähe steht nicht allein für räumliche Entfernung, sondern meint vielmehr Vertrauen, Komplizenschaft und Verbindung zwischen Fotograf:in und Porträtierten. Die präsentierten Arbeiten erzählen von Zugehörigkeit, Intimität und Repräsentation, thematisieren aber auch Fremdheit, Verletzlichkeit und Machtverhältnisse. Die Ausstellung stellt damit auch die Annahme infrage, dass physische Nähe automatisch auch Transparenz und Unmittelbarkeit schafft.

Die Auseinandersetzung mit Nähe ist als zentrales Verhältnis im dokumentarischen Bild gedacht, zwischen Kamera und Subjekt, zwischen Blick und Reaktion, zwischen Macht und Empathie. Kuratorisch liegt der Schwerpunkt darauf, jeder Arbeit ihre eigene Sprache und ihren Raum zu belassen, ohne sie einer übergeordneten Lesart oder thematischen Struktur unterzuordnen. Begleitet werden die Arbeiten von kurzen Texten, in denen die Fotografinnen ihre Projekte aus persönlicher Perspektive beschreiben und Einblicke in ihre fotografische Herangehensweise geben. Ein eigens produzierter Audioguide erweitert die Ausstellung um persönliche Kommentare und Reflexionen der beteiligten Fotografinnen.

Close Enough zeigt unterschiedliche künstlerische Zugänge von langfristigen Kollaborationen bis hin zu Beobachtungen gesellschaftlicher Prozesse. So begleitet Alessandra Sanguinetti in einer Langzeitstudie zwei Mädchen über Jahrzehnte beim Aufwachsen im ländlichen Argentinien. Myriam Boulos dokumentiert den gesellschaftlichen Umbruch im Libanon, von Protesten bis zu den Folgen der Hafenexplosion in Beirut 2020, aber auch die Aneignung der Stadt durch ganz intime Fotografien bei Nacht, die sich wie ein visuelles Tagebuch lesen.
Hannah Price verwandelt sogenannte Catcalls in fotografische Begegnungen, ein ambivalenter Akt zwischen Selbstermächtigung, Frustration und dem Gefühl von Anerkennung. Cristina de Middel porträtiert Männer, die Sexarbeiterinnen aufsuchen und kehrt dabei Machtverhältnisse im fotografischen Akt um. Susan Meiselas versammelt visuelles Material über die indigene Gemeinschaft der Dani in Papua (Indonesien) und setzt sich kritisch mit Fragen der Repräsentation auseinander.
Erstellungsdatum: 28.12.2025