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Gedicht

der tod ist bloß

Marcus Roloff


 

I
es hat sie gegeben –
und auch diesen satz,
der alles enthält, den glutkern
empfindung in sich erfasst wie
nachher die blumenkübel
dies leben; denn jetzt
(von der friedhofs-
verwaltung tonndorf)
verschlossene tür
nach noch weiter
unten.
 
II
der tod ist bloß,
fiel mir ein,
ins sterben hinab,
wie ich denken musste,
als ich oben, du bist
die seine, im oktoberlicht,
hanna um inge um lore
(tante um tante um tante),
einfach zurückblieb.
 
III
da hatte es sie gegeben,
maskierten munds unterm
hamburg-wilhelmsburger
september (beatmungsgerät),
dieser abgestandenen sonne,
die auch mich meint und mir
ein leben lang die welt erwärmt,
mitten nach unten, unter uns
ins schräge verlaufend;
wo ich dich jetzt vermuten soll,
ist mir einfach nicht klar.
 
IV

wenn ich mich mitten
im leben meine, wird mir erst klar,
dass alles genommene kein
gegebenes wird, bloß weil du
in aufsteigend verzweifeltem,
hybrid werdendem irrwitz
glaubtest: hinten sei
vorn, oben sei unten & hier
dort.
 
V
in meinem erinnern scheinst du
ins reine / geschrieben // von uns
und ich sehe dich sitzen,
ach, wie du saßt, meine
kindheit hindurch riefst du mich
zu dir (eine stimme, als wolle sie mehr,
als nur etwas sagen), gesprochenes
wort unwillig hingeworfener brocken,
der zu nichts passt; immer
wollte sie sängerin werden,
sagte am telefon später
mein vater.

Erstellungsdatum: 20.08.2024