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Erinnerung an die Friedensnobelpreis-Trägerin Bertha von Suttner

Die Waffen nieder!

Doris Stickler


Bertha von Suttner, 1903. Foto: Carl Pietzner

Wie jedes Jahr wird am 10. Dezember der Friedensnobelpreis verliehen. Die Auszeichnung geht maßgeblich auf eine Frau zurück die etablierten Kreisen ein Dorn im Auge war. Bertha von Suttner war eine enge Vertraute Alfred Nobels, den sie für die Friedensbewegung gewonnen und später angeregt hat, sein Vermögen in diesem Sinne einzusetzen. 1901 erstmals verliehen, wurde ihr selbst der Friedensnobelpreis vor 120 Jahren zuteil. Doris Stickler erinnert an eine in Vergessenheit geratene Friedensaktivistin, die sich unermüdlich für Eintracht, Verständigung und Frauenrechte engagierte.

 

In einer Zeit, in der Frauen vor allem schön und dumm sein mussten ernteten Abweichlerinnen nur blanken Hohn. „Ein hysterisches Weib hat mit dem Gepiepse begonnen“, kommentierte die konservative Presse 1889 Bertha von Suttners Roman „Die Waffen nieder!“. Ihre Friedensappelle galten vor dem Hintergrund eines explodierenden Nationalismus als Affront. Dies umso mehr, als sie eben kein laues „Gepiepse“ waren. In sechzehn Sprachen übersetzt und in der breiten Öffentlichkeit diskutiert, infizierte ihr literarisch verpackter Pazifismus große Teile der Welt und galt jahrzehntelang als das wichtigste Werk der Antikriegsliteratur.

Die aus dem böhmischen Hochadel stammende Komtesse war damals 47 Jahre alt, hatte bereits mit etlichen Tabus gebrochen und sich ganz dem humanistischen Ideal verschrieben. Nachdem ihre „Abscheu vor dem Krieg bis zur schmerzlichen Intensität“ herangewachsen war beschränkte sich Bertha von Suttner nicht länger auf das Schreiben. Sie betrat das politische Parkett und avancierte in kurzer Zeit zur zentralen Stimme der internationalen Friedensbewegung. Dass man sie oft belächelte und noch weit häufiger mit Häme und Anfeindungen überschüttete, steckte sie selbstbewusst weg. Außerordentlich gebildet und in vier Sprachen gleichermaßen eloquent stand Bertha von Suttner in Kontakt mit führenden Pazifisten und Intellektuellen. 

Fest im liberalen Lager verankert war ihr Kampf gegen den Krieg zugleich ein Kampf gegen soziale Missstände, Antisemitismus, klerikale Dogmen, Tierversuche und die Unterdrückung der Frauen. Den umfassenden Einsatz für eine bessere Welt brachte sie mit dem Satz „Die Religion rechtfertigt nicht den Scheiterhaufen, der Vaterlandsbegriff rechtfertigt nicht den Massenmord und die Wissenschaft entsündigt nicht die Tierfolter“ in „Schach der Qual“ auf den Punkt. Das 1898 veröffentlichte und als Schlüsselroman geltende Buch war mehr als ein Jahrhundert von der Bildfläche verschwunden. In diesem Frühjahr hat es der Hirnkost-Verlag  im Rahmen seiner Suttner-Edition wieder aufgelegt.


Weltfriedenskongress 1907

 

Die geborene Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau propagierte zum Entsetzen ihres Standes ein aufgeklärtes Bürgertum und warb unermüdlich für Eintracht und Verständigung zwischen und innerhalb der Völker. Hierfür verfasste sie bis tief in die Nacht hinein Briefe, Artikel und Bücher, reiste zu Vorträgen durch Europa und die Vereinigten Staaten. Ihr mehrere Monate währender USA-Besuch glich einem Siegeszug. Selbst Präsident Theodore Roosevelt lud sie zu einem Gespräch ins Weiße Haus. Hatte Bertha von Suttner 1891 bereits die österreichische Friedensgesellschaft ins Leben gerufen entstand im Jahr darauf das deutsche Pendant. Für letzteres bereitete in Berlin der jüdische Journalist Alfred Hermann Fried den Boden und wurde ihr engster Mitarbeiter.

Mit Beharrlichkeit verfestigte Bertha von Suttner ihre Position in der pazifistischen Bewegung. So nahm sie als einzige Frau und Nichtregierungsvertreterin 1899 an der 1. Haager Friedenskonferenz teil, an deren Vorbereitung sie ebenfalls beteiligt war. Ihr aristokratisches Auftreten machten sie zu einer beeindruckenden Person die mit glühenden Worten Menschen zu überzeugen vermochte. „Die Waffen nieder!“ hatte Bertha von Suttner nicht nur zum Titel des Romans und einer Zeitschrift erwählt – der Appell war ihr längst zum Lebensmotto geworden. 1905 sprach das norwegische Parlament der inzwischen 63-Jährigen dann den Friedensnobelpreis zu. 

Marlene Streeruwitz
Über Bertha von Suttner
Mandelbaum-Verlag
ISBN: 978385476-447-2

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Brigitte Hamann
Bertha von Suttner
Kämpferin für den Frieden
Piper Verlag 
ISBN: 978-3-492-30469-6

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Bertha von Suttner
Schach der Qual
Verlag Hirnkost
ISBN-103-98857-138-5

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Erstellungsdatum: 06.12.2025