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Gedankengänge mit Alain

Hand und Werk

Felix Philipp Ingold


Hans Burgkmair (1473-1531): Mittelalterliche Werkstatt. Wikimedia commons

Wir sind gewohnt, Kunst und Handwerk voneinander zu unterscheiden, obwohl wir wissen, dass die Unterscheidungskriterien sich an diese Unterscheidung nicht unbedingt halten. Und was die Praxis angehe, heißt es, gebe es keine Kunst ohne Handwerk. Dass das auch umgekehrt gilt, hat der Schriftsteller Alain energisch bestritten. In seinen zahllosen Notizen hat er sich unter anderem, aber wohl beharrlich, mit dem Handwerk beschäftigt. Felix Philipp Ingold stellt den Autor mit seinen Überlegungen zur Arbeit mit den Händen vor.

 

für Théo Leuthold & Associés

 

Émile-Auguste Chartier (1868-1951), bekannt unter seinem Namenskürzel „Alain“, wird in Frankreich gemeinhin als „Professor“ und „Journalist“ rubriziert. Beides ist zutreffend, entspricht aber nicht der hiesigen Begriffsverwendung. „Professor“, das heisst ganz einfach Lehrer, Unterrichtender, und mit „Journalist“ ist – wörtlich – jemand gemeint, der tagtäglich am Schreiben ist. Alain hatte nie eine universitäre Professur inne, hat nie eine systematische Lehre ausgebildet, und er hat auch keine Schule begründet; er war schlicht ein Schulmann, hat während Jahrzehnten als beliebter und anregender Dozent an französischen Gymnasien unterrichtet.

Alains journalistische Tätigkeit bestand nicht wie üblich darin, das Tagesgeschehen zu beobachten und zu kommentieren. Vielmehr war sie darauf angelegt, unterschiedlichste Anlässe – Alltags- und Leseerfahrungen, Neues aus der Wissenschaft, der Kunst, der Politik – zum Ausgangspunkt strikt privater Überlegungen und Exkurse zu machen, dies in Form von knapp gefassten Texten in stets gleichbleibendem Umfang und in stets gleichbleibendem Personalstil, locker und präzise zugleich. Alain selbst bezeichnete diese feuilletonistischen Mikroessays als „Propos“, und er schaffte es, in der Zeit zwischen 1906 und 1936 an jedem Wochentag einen derartigen Text nicht nur abzufassen, sondern auch zu veröffentlichen – rund 5.000 davon hat er insgesamt vorgelegt; in der zweibändigen Ausgabe der Bibliothèque de la Pléïade umfassen sie gut 2.700 Druckseiten.

 

Alain
Die Kunst, sich und andere zu erkennen
Fünfundfünfzig Propos und ein Essay
Auswahl, Übersetzung und Nachwort von Franz Joseph Krebs.
194 S., brosch.
ISBN: 978-3-458-33803-1
Suhrkamp, Berlin 2016

 

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Alain
Im Haus des Menschen
Betrachtungen
Auswahl, Übersetzung und Nachwort von Franz Joseph Krebs.
189 S., brosch.
ISBN: 978-3-458-33622-8
Suhrkamp Insel, Berlin 2016



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Erstellungsdatum: 06.02.2025