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Ausstellung

Hierzulande


© Archiv Robert Lebeck Robert Lebeck, Heimkehrer mit Mutter und Sohn im Durchgangslager Friedland, 1955

„Ich bin viel gereist in meinem Fotografenleben, doch um ein spannendes Foto zu machen, musste ich eigentlich nur vor die Haustür treten" (Robert Lebeck). Ob Willy Brandt, Elvis Presley oder Romy Schneider - Robert Lebeck (1929–2014) kam allen ganz nah. 

Der bedeutende Fotograf Robert Lebeck schuf in über dreißig Jahren ein umfangreiches Werk, das im Fotojournalismus und in der Porträtfotografie neue Maßstäbe setzte. Sein sicheres Gespür für aktuelle Themen und die Begabung, sie mit wenigen Bildern zu erfassen, setzte vielbewunderte Standards auf dem Gebiet der Reportagefotografie. Dabei interessierten Lebeck stets die Menschen mehr als die Ereignisse; er richtete den Blick oft auf das Kleine, wenig Beachtete und wurde mit persönlichen Aufnahmen zu einem scharfsichtigen Illustrator und visionären Deuter der Geschichte. 


Robert Lebeck, Willy Brandt im Speisewagen, Süddeutschland, 1973 © Archiv Robert Lebeck

Die Ausstellung »Hierzulande« beleuchtet mit ausgewählten Reportagen aus Deutschland von 1955 bis 1983 sein unbestechliches Auge für den entscheidenden Moment: Lebeck fotografierte, wenn geküsst, getrunken und getanzt, aber auch, wenn geweint und gelitten wurde. Mit seiner charismatischen Gabe zur stillen Beobachtung kam er den Menschen nahe. Für »Deutschland im März« fuhr er beispielsweise 1983 ohne Ziel und konkreten Plan los und fand seine Motive in ausgelassen feiernden Karnevaljecken, einem sterbenden Wald im Schwäbischen, Hunger und Armut am Hamburger Hafen oder einer alten Dame, die Unterwäsche im Sonderangebot unter die Lupe nimmt.


Robert Lebeck, Auf der Karl-Marx-Straße, Berlin-Neukölln, 1961 © Archiv Robert Lebeck

Mit seinen Aufnahmen dokumentierte Robert Lebeck die kleinen und großen Szenen des Alltags in der alten Bundesrepublik und hielt damit ein Stück Zeitgeschichte fest. Gleichzeitig fand Lebeck Zugang zu hohen Persönlichkeiten: Willy Brandt begleitete er für mehr als zwei Jahre, dokumentierte Wahlkampf, Wahlsieg und die ersten Schritte im Amt des Bundeskanzlers; zahlreiche Porträtfotografien von Romy Schneider zeugen von dem hohen Vertrauen, das die Schauspielerin Lebeck entgegenbrachte. Auch Maria Callas, Alfred Hitchcock oder Josef Beuys hielt er subtil und ebenso eindringlich fest.

 Im Fokus seiner Ausstellung »Hierzulande« stehen seine prägenden Deutschlandbilder. Das Besondere ist, dass zum Teil noch nie veröffentlichten Fotografien von Robert Lebeck auch Teil der Retrospektive sind. Heimkehrer, Bonner Republik, Deutschland im März bilden in der umfassenden Schau über 150 Fotografien ebenso Themenblöcke wie Elvis Presley, Maria Callas oder Romy Schneider.


Maria Callas auf dem Werksgelände von Daimler-Benz in Sindelfingen bei Stuttgart, 1959 © Archiv Robert Lebeck

Geboren wurde Robert Lebeck 1929 in Berlin und als 15-Jähriger in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs zur Wehrmacht eingezogen. 1945 geriet er an der Ostfront in Gefangenschaft. Zurück in Deutschland besuchte Lebeck das Fürstenberg-Gymnasium in Donaueschingen, erwarb dort sein Abitur und absolvierte ein Studium der Völkerkunde in Zürich und New York. Als Student lernte er die Magazine »Life« und »Look« kennen. Nach dem Studium entschloss sich Lebeck, die Laufbahn eines Fotografen einzuschlagen und eignete sich als Autodidakt die Grundlagen der Fotografie an. Erste Aufträge erhielt er zunächst von diversen Heidelberger Zeitungen, dann fotografierte Lebeck für die bekannte Illustrierte »Revue«, deren Redaktionsbüro er ab 1955 in Frankfurt am Main leitete. 

 Seine Karriere als Fotoreporter setzte Lebeck bei dem renommierten Magazin »Kristall« fort. Gleich während seiner ersten großen Reportage im Ausland gelang Lebeck ein besonderer Coup, der ihn international bekannt machte: Er fotografierte, wie ein junger Kongolese den Degen des belgischen Königs Baudouin bei dessen Staatsbesuch 1960, während der Unabhängigkeitsfeiern des Kongos, stahl. Seine ungewöhnlichen Fotoreportagen machten 1962 den »Stern« auf ihn aufmerksam, der Lebeck für sein festes Reporterteam engagierte. Nach einem Intermezzo als Chefredakteur bei »Geo« kehrte er zum »Stern« zurück, wo Lebeck bis 1994 bleiben sollte.

 1991 erhielt Robert Lebeck den Dr. Erich Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh), 2007 den Henry Nannen Preis für sein Lebenswerk. Sein Werk wurde in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und in Fotobüchern veröffentlicht. Lebeck hat sich neben seiner Tätigkeit als Fotograf auch als Sammler alter Fotografie einen Namen gemacht. 2014 starb Lebeck in seiner Heimatstadt Berlin.

Kunst- und Kulturstiftung

Opelvillen Rüsselsheim

Robert Lebeck.

Hierzulande

9. Februar 2025 bis

15. Juni 2025

Erstellungsdatum: 27.01.2025