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Das African Book Festival Berlin

In Other Wor(l)ds


Das jährlich stattfindende African Book Festival steht dieses Mal vom 18.-20. Juli 2025 unter dem Motto „In Other Wor(l)ds“ – es geht um Science-Fiction, Horror- und Fantasyliteraturen vom afrikanischen Kontinent. Die ghanaische Kuratorin des Festivals, Ivana Akotowaa Ofori, sieht darin eine Rückkehr zu klassischen afrikanischen Erzähltraditionen. 

„In vielen traditionellen afrikanischen Vorstellungen von Realität brechen andere Welten in unsere ein. Das können die Welten unserer Vorfahren sein, die Welten unserer Geister oder auch, dass unsere derzeitige Realität komplett auf den Kopf gestellt wird.“

Dennoch würden afrikanische Speculative Fiction Autor*innen noch nicht die ihnen gebührende Anerkennung bekommen. Das habe auch mit dem Kolonialismus und seinen Nachwirkungen zu tun. „Uns wurde beigebracht, Speculative Fiction als eskapistisch oder banal zu sehen – anstatt sie als mögliche Allegorie oder als Ausdruck intensiver Kreativität und literarischer Handwerkskunst zu sehen“, sagt sie. Dazu käme, dass die meisten renommierten Literaturpreise an realistische Literatur vergeben würden. Solche Auszeichnungen prägten auch das öffentliche Verständnis davon, was als Hochliteratur gelte und Teil des literarischen Kanons werde. 

Sowohl neue Stimmen als auch etablierte Autor*innen werden beim Festival vertreten sein. Zu den Werken, die Ofori in diesem Jahr besonders hervorhebt, gehören „Blue Futures, Break Open“ von Zoe Gadegbeku, „Drinking from Graveyard Wells“ von Yvette Lisa Ndlovu und „Ghostroots“ von ’Pemi Aguda. „In diesen Büchern gibt es Figuren, die Fähigkeiten, Träume oder ein Wissen haben, das sie laut säkularen westlichen Vorstellung von Realität eigentlich nicht haben dürften“, erklärt Ofori. Losgelöst von den Grenzen des Realismus könnten afrikanische Autorinnen ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft neu imaginieren – und so neue Vorstellungen darüber entwickeln, was sie selbst und ihre Gesellschaften sein könnten. „Die Welt, in der wir leben, ist nicht gerade günstig für Afrika und Afrikaner*innen“, sagt Ofori. „Es gab bewusste Bemühungen, unsere Geschichte auszulöschen – und auch unsere Intelligenz.Speculative Fiction kann bestimmte Aspekte dessen, was wir verloren haben, wiederherstellen.“

Welchen großen Erfolg Speculative Fiction insbesondere beim jüngeren Publikum haben kann, zeigt unter anderem die Marvel-Produktion „Black Panther“ oder auch Disneys preisgekrönte Animationsserie „Kizazi Moto: Generation Fire“. Die panafrikanische Anthologie, produziert vom südafrikanischen Studio Triggerfish, vereint Werke von Autor*innen aus dem gesamten Kontinent – darunter auch spekulative Geschichten. Die Serie ist eine Mischung aus afrikanischer Mythologie, Afrofuturismus, Science-Fiction und Fantasy. „Der Realismus kann dir offensichtlich nur das zeigen, was bereits da ist. Und so kreativ er auch sein mag – er muss innerhalb des Rahmens unserer bestehenden Welt glaubwürdig bleiben. Aber Speculative Fiction hat die Fähigkeit, unsere Vorstellungen von Afrikas Zukunft und der Zukunft von Afrikanerinnen jenseits dieser selbstabwertenden Konzepte, die wir (Afrikanerinnen) über uns selbst haben, zu erweitern“, sagt Akotowaa Ofori. Umso bezeichnender ist, das dieser Austausch nun in der deutschen Hauptstadt stattfindet – jenem Ort, an dem die europäischen Kolonialmächte vor 140 Jahren auf der Berliner Konferenz den afrikanischen Kontinent unter sich aufteilten. Für Afrikaner*innen hatte dies gravierende Auswirkungen, die den Kontinent bis heute prägen.


Ivana Akotowaa Ofori

Pünktlich zum Festival erscheint außerdem erstmals ein Buch der Kuratorin Akotowaa Ofori in deutscher Übersetzung: Ihre Novelle „Das Jahr der Rückkehr“ (InterKontinental, 2025) ist eine moderne Geistergeschichte über die Verbrechen der Sklaverei. Darin kehren die Geister versklavter Afrikaner*innen, die auf der Überfahrt nach Amerika auf tragische Weise ums Leben kamen, zurück nach Ghana – 400 Jahre nach Beginn des transatlantischen Sklavenhandels.

Bereits zum siebten Mal findet das African Book Festival – das größte seiner Art – in Berlin statt. Vom 18. bis 20. Juli erwartet die Besucherinnen in der Alten Münze ein vielfältiges Programm: Diskussionen, Performances, Lesungen, Buchpremieren sowie das beliebte Book Speed Dating Format sind wieder mit dabei. Küchenchef Sibusiso Mntambo aus der BuchBar “One More Chapter” sorgt für panafrikanische kulinarische Highlights. Neu in diesem Jahr: 16 Buchclubs aus ganz Afrika sind nach Berlin eingeladen, um das Festival zu erleben und sich mit Berliner Leserinnen zu vernetzen. Mehr als 3.000 Besucher*innen werden erwartet. (Chiponda Chimbelu, Miriam de Hohenstein)

 

 

18.-20. Juli 2025

Alte Münze

Molkenmarkt 2

10179 Berlin-Mitte

nahe S+U Alexanderplatz and U Klosterstraße

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Erstellungsdatum: 28.06.2025