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Wim Wenders‘ „Palermo Shooting“

Leben und Tod

Marli Feldvoß


Campino in Palermo Shooting. Wikipedia

Ein richtiger Künstler wächst an seinen Werken. Dabei geht es um grenzenloses Wachstum. Der Fotograf und Filmkünstler Wim Wenders, der am 14. August 80 Jahre alt wurde, ist gern seiner Faszination von starken Persönlichkeiten nachgegangen. Das macht seine Kunst so vielfältig und attraktiv. Im Jahr 2008 kam ein Wenders-Film in die Kinos, der in alte Fußstapfen trat und einen Fotografen, gespielt von einem Rockmusiker, auf eine Reise durch das alte Europa schickte. Marli Feldvoß ist ihm dahin gefolgt.

 

Wim Wenders und das Fotografieren – das ist eine unendliche Geschichte. Sie ist schon so alt, dass der unverbesserliche Fotograf mittlerweile angefangen hat, sich selbst zu zitieren. Das Doppeldeutige von „To shoot pictures“ wurde schon von Alter ego Philip Winter in „Alice in den Städten“ in die Waagschale geworfen, das herzzerreißende Credo des Fotografen Wim Wenders ist in seinem Fotoband „Einmal“ nachzulesen. Demnach soll man von dem, der fotografiert mehr sehen als das, was dieser gesehen hat. Das klingt halt immer so vertrackt. Ist es aber nicht.

Mit dem Fotografen Finn (Campino) in der Hauptrolle, der eigentlich ein Rockstar ist, erzählt „Palermo Shooting“ alles noch einmal von vorn. Dafür hat Wenders zum ersten Mal in seiner Geburtsstadt Düsseldorf gedreht. Zurück zu den Wurzeln. Aber es hält ihn (und sein neues Alter ego) nicht lange im Designerhaus des Erfolgsfotografen, der seine ausgetüftelten Stadt- und Landschaftspanoramen mit aufwendigen digitalen Manipulationen auf dem Bildschirm kreiert und an Andreas Gursky und Peter Lindbergh erinnern soll. Arrangierte Fotografie, die der schönen Oberfläche verfallen ist, deshalb ist Finn auch als Modefotograf gefragt. Doch selbst ein Modell wie Milla Jovovich mit dem echten dicken Bauch will es authentischer. Auch die Rheinwiesen mit Schafherde – immerhin ein Stück Natur – gehorchen dem Blick des Fotografen, der nur darauf wartet, dass ein malerischer Schleppkahn mit dem Namenszug „Palermo“ am Horizont vorbeituckert. Ein Abschiedsbild, bevor das Roadmovie den Filmemacher wieder in die große weite Welt entführt, dieses Mal nur bis nach Palermo. „Palermo Shooting“ ist von der ersten bis zur letzten Minute eine Lektion über das Bildermachen, und die ist noch lange nicht zu Ende.

Erstellungsdatum: 14.08.2025