Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Für Arno Camenisch sind Komik und Liebe ein unzertrennliches Paar. „Erst durch Liebe komme ich ganz nah an die Figuren heran. Ihnen ganz nah zu sein, ist für mich die Voraussetzung für Komik.“
Könntest du beim Schreiben ohne Humor auskommen? Welche Bedeutung hat Humor für dich?
Natürlich komme ich beim Schreiben nicht ohne Humor aus. Ich nenne es aber Komik, denn Komik ist eine Kunst für sich. Es soll mir ja auch ein bisschen Spaß machen beim Schreiben. Ich mag es, wenn mich eine Geschichte amüsiert. Deshalb beschreibe ich gern Situationen, die mit Komik zu tun haben.
Wofür benutzt du Humor in deinem Leben?
Humor ist ein bisschen wie ein Zauber. Ich liebe es, wenn ich mit Leuten, mit Freunden lachen kann. Es leuchtet dann so schön. Das ist mir sehr wichtig. Immer ganz todernst sein – das geht doch nicht. Manchmal kommt es mir so vor: Ich nähere mich einer Situation aus der Distanz an und denke dabei: Ach, komm, ist doch alles gut. Komik hat etwas sehr Lösendes und sehr Entspannendes.
Haben persönliche oder gesellschaftliche Krisen einen Einfluss auf dein Schreiben?
Ja, sicher. Als Schriftsteller setze ich mich mit der Gesellschaft auseinander. Mich interessiert natürlich, was uns alle beschäftigt, wohin sich die Gesellschaft entwickelt. Das ist ganz zentral.
Gibt es unpolitische Literatur?
Nein, das glaube ich nicht. Literatur beinhaltet immer einen bestimmten Blick auf die Welt, ist also immer auch eine Aussage, ein Statement.
Was erwartest du von Literatur?
Literatur soll ans Herz gehen. In erster Linie soll sie berühren – Kunst berührt. Ich muss mit einem Text nicht einverstanden sein, und doch kann es interessant werden, wenn er mir ans Herz geht. Und weil wir gerade über Humor, über Komik reden: Komik existiert für mich nur über die Liebe, denn erst durch sie komme ich ganz nah an die Figuren heran. Ihnen ganz nah zu sein, ist für mich die Voraussetzung für Komik. Das ist etwas anderes, als wenn ich aus der Distanz beschreibe, was passiert. Ich will meinen Figuren immer ganz nah sein. Und die Liebe ist die Basis für Komik, für Humor.
Erstellungsdatum: 21.05.2025