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Max Beckmann und Mathilde „Quappi“ Kaulbach – eine Liebesgeschichte

Quappi haben. Quappi haben.

Marli Feldvoß


Max Beckmann (1884–1950) – Doppelporträt des Künstlers und seiner Frau Quappi (A 1816) 1941 (Amsterdam – Stedelijk Museum). Foto: href. wikimedia commons

Mathilde von Kaulbach, die Quappi genannt wurde, war Max Beckmanns zweite Frau. Minna, die erste, gab auf seinen Wunsch hin die Malerei auf und wurde Sängerin. Quappi gab auf seinen Wunsch hin das Singen und Geigespielen auf und wurde sein bevorzugtes Modell. Das Verhältnis der beiden ist abzulesen in Beckmanns Bildern und Briefen. Es ist offensichtlich kein schlechtes gewesen. Marli Feldvoß hat die Spuren gelesen.

 

Was wir über „Becki und Quappi“ wissen, wie ihre Wiener Freundin die beiden lautmalerisch zusammenbrachte, ist so gut wie alles durch Max Beckmann überliefert. Erhalten sind seine zahlreichen Porträts und Doppelbildnisse, sein Konvolut an Liebesbriefen, die noch lange, bis nach Quappis Tod 1986, vor fremden Blicken gehütet wurden. Weil er wollte, dass ihre Seelen allein blieben, weil er mit ihr allein bleiben wollte. „Quappi haben. Quappi haben.“ Wie ein unvernünftiges Kind drängelt der Vierzigjährige sich briefeschreibend, verseschmiedend, an ihre jungen Mädchenbrüste. Plappert, sinniert und philosophiert in der Verkleidung des handzahmen Tigers Tix oder Tigretto morgens wie abends per Einschreiben – oder Expresszustellung aus seinem Bohème-Domizil über den Dächern von Frankfurt, Schweizer Str.3. Für Quappi, die angebetete Adressatin aus der renommierten Münchner Malerfamilie, war Beckmann ganz einfach der Mann ihres Lebens, der ihr schon im Traum begegnet war. Coup de foudre. Schicksalstreffer. Die wunderbarsten Liebesbriefe füllen die monatelange „Latenzzeit“ vor der Hochzeit am 1. September 1925 – für Beckmann gleichermaßen mit wütiger Schaffenskraft wie mit fiebriger Wohnungssuche ausgefüllt. Erst im Sommer 1926 kann die günstig zu Arbeitsplatz Atelier und Städel gelegene Vierzimmerwohnung in der Steinhausenstr. 7 auf dem Mühlberg bezogen werden.

Die einundzwanzigjährige Quappi wird für den von dunklen Kräften bedrohten, der Negation zugeneigten, sich schaffend verzehrenden Künstler mit dem energischen Kinn und dem kantigen Gesicht zum zweiten Frühling. Wie Zuckerwatte tropft es aus den schmalen Lippen mit den verdrossenen Mundwinkeln. „Mein liebes Kind, meine süße kleine Frau, mein liebes Herzchen, meine Eskimofrau, meine süße Tänzerin, meine Cynthia mit den schönen Augen, wie gefrorene graue Saphire – die er sehr sehr raffiniert anziehen wird. Von oben bis...unten. O la la. Große, pomphafte Seelentöne und verpudert sein. – Mein Gott was werde ich für schöne Porträts von Dir machen.“

Erstellungsdatum: 02.12.2025