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Tätowierungen in der Kunst der Gegenwart. Opelvillen Rüsselsheim

Anlässlich der World Design Capital 2026 widmen sich die Opelvillen als Partnerinstitution von MISHPOCHA. The Art of Collaboration des Jüdischen Museums Frankfurt dem Phänomen der Tätowierung. Tattoos sind allgegenwärtig - nicht nur beim Anblick von Menschen, denen wir begegnen, sondern auch in den Medien, in der Werbung, Literatur und Kunst.
Die von Frau Dr. Kemfert kuratierte Opelvillen-Ausstellung Unter die Haut. Tattoos im Blick widmet sich dem visuellen Potenzial von Körperbildern im Design und in der Kunst.
Tätowierungen sind ein weit verbreitetes Ausdrucksmittel, das Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund verbindet. Dies wollte schon Herbert Hoffmann (1919-2010) in Hamburg zeigen. Nicht nur Seeleute und Hafenarbeiter kamen in seine »Älteste Tätowierstube«, sondern auch Akademikerinnen und Akademiker sowie Politiker und Hausfrauen. Herbert Hoffmann wurde zur Tattoo-Legende und zum Chronisten der besonderen Art. Über Jahrzehnte fotografierte er voller Passion tätowierte Menschen und schrieb ihre Lebensgeschichten auf. Eine breite Auswahl seiner bedeutenden Schwarz-Weiß-Fotografien sind Teil der Schau Unter die Haut, die nicht nur Tattoo-Geschichte dokumentieren, sondern auch einen Blick auf seine brillante Porträtfotografie öffnen.
In der Ausstellung Unter die Haut. Tattoos im Blick werden darüber hinaus insbesondere Tätowiererinnen und Tätowierer vorgestellt, die eine künstlerische Ausbildung an Kunstakademien absolvierten und ihre künstlerische Praxis im Tattoo erweitern. Ob Papier, Leinwand, Druckplatte oder menschliche Haut - stets ist die Zeichnung der Ausgangspunkt. Linien, Striche und Formen werden im Stechen oder Perforieren übertragen.

Aktuell ist zu beobachten, dass im Tätowierungsprozess verschiedene Disziplinen miteinander verschmolzen und Mediengrenzen ausgelotet werden. Der in London lebende Künstler Michele Servadio begann beispielsweise 2014, künstlerische Praktiken wie Tätowieren, Musik und Performancekunst zu verbinden und entwickelte mit Body of Reverbs (B. 0. R.) »New ceremonies for contemporary bodies« eine Tattoo-Sound-Performance-Reihe, in der Tätowierer und Musiker kooperieren. Das Tätowieren wird zum Musizieren, der Körper zum Musikinstrument, indem die Vibrationen der Nadeln auf der Haut in Klänge umwandelt werden, die von einem Klangkünstler mit Synthesizern und Soundeffekten verstärkt werden. Das Ergebnis ist eine vielschichtige Komposition, mit der die Verbindung zwischen Körper, Klang und Raum eindringlich erfahrbar wird. Neben Tätowierungen schufen die in der Ausstellung vertretenen Künstlerinnen und Künstler auch Werke in verschiedenen anderen Medien und Gattungen, die ebenfalls zu sehen sein werden.
Erstellungsdatum: 23.12.2025