an der venta taumelten die häuser.
und die häuser hatten stromschnellen
als zäune. unter geflügelten fenstern
trieb der butt. über ausradierte friedhöfe
grenzsplitternackter hass. weiß wie
fischbeinkorsetts die birkenäste
in abgebissenen gärten und in den
köpfen russisch und lettisch und
deutsch. verhaspelt. verfilzt. verschrien.
mitgehangen
mitgefangen
Mein Urgroßvater war hier
Archivar schrieb ins Gästebuch
des Schriftstellerhauses jemand
dessen Vorfahren die Koffer packen
mussten bis nach Sibirien
Apfelmus oder Semmelbrösel
lese ich vereinzelt auf packungen
im supermarkt. stark abgenutztes
deutsch. nirgendwo
russischer Tee
strenger als der geruch von
geräuchertem fisch riecht hier
ab und zu nachts die zärtlichkeit
einer katze. wenn sie schwimmhäute
kaut. in selbstgesprächen ein leben
als schriftstellerin führt
ostseebucht. weichgekippte oktaven.
land unter windstapeln. ganz merlandebut.
ungefirnisst. und lichtecht. wie haufenweise
horizont auf einer stillgelegten zugstrecke.
überall stehn birken und wilde apfelbäume.
ich hänge in den weißen ästen eines mythos.
und wo er schatten wirft. fällt meer mit der
tür ins haus
kormorane umschiffen am strand die
schaumkronen nach dem gewitter.
zerbauschte glücksversprechen
die nicht standhielten. einer liest in
den trümmern eines angeschwemmten
tieres das schulterblatt einer perle.
weiß ist ein schrägstrich zwischen
tau und tauchen
zeichnen am meer
ich habe mein haar gefärbt. es ist nun drei zentimeter
dicker als weiß und wirft mich zurück beim eintragen
der tage in strandabschnitte. die erste see fährt wieder
und wieder gegen die herzwand. (im dunkeln zugeknöpft.
innen blaudruck. rudimentär angefroren). die zweite in
pulsierende öffnungen. her damit. es ist kein verlass auf
take-away-dreams. die kappt die dritte see. bis an die
trommelfelle reicht der randlose himmel. ein deckenbild
in matrosenblau. durchschossen von kreischenden
möwen über grasvernarbten bunkerruinen. bei vier
treibe ich soundsooft in der brandung. salzig. wie eine
baltische landzunge bei grün. bei fünf versickere ich in
sprechpausen. wie angewurzelt trotz seewind. während
die nackten füße junger soldaten eine handbreit über dem
wasser aus hubschraubern baumeln. zwischen dem sechsten
und neunten strandabschnitt wird der ernstfall geprobt. mann
über bord. es gibt keinerlei nachschub an unversehrten
erdumdrehungen. unter den achseln die hände kippen. kippen
hinter verschmierte einordnungsversuche mit tusche. woanders
zeichne ich geistreich. (nur in kein loch fallen. nur nicht sämtliche
gräben lesen wie fangmethoden. die schleift die zehnte see.)
nachts noch bin ich einsilbig. dann sperrangelweit. wach
Erstellungsdatum: 13.03.2025