Ausstellung Wolfsburg
Die Künstlerin, Autorin und Holocaust-Überlebende Ceija Stojka (1933–2013) zählt heute zu den bedeutendsten Stimmen der zeitgenössischen Roma-Kunst. Mit der Ausstellung Ceija Stojka. „Wir konnten nichts tun“ würdigt das Kunstmuseum Wolfsburg ihr künstlerisches und politisches Lebenswerk.
Der Ausstellungstitel ist einem ihrer Bilder entnommen und verweist auf ihre Erfahrung als Kind im Konzentrationslager. Dort wurde sie Zeugin der systematischen Verfolgung und Vernichtung ihrer Familie – und des Volkes der Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten. Jahrzehnte später beginnt sie, das Erlebte zu verarbeiten: mit kraftvollen Bildern, Gedichten und Texten. Ihre Kunst wird zu einem Ausdruck des Widerstands, der Erinnerung und der Befreiung.
Als Autodidaktin schuf Ceija Stojka ab den 1990er-Jahren ein beeindruckendes Œuvre, das in seiner Formensprache und Tiefe einzigartig ist. In der Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg werden zentrale Werke aus der Sammlung Kai Dikhas gezeigt – einem Ort, der sich der zeitgenössischen Kunst der Sinti und Roma widmet. Der Name „Kai Dikhas“ bedeutet übersetzt: „Ort zum Sehen“.
Ceija Stojka war als Kind Augenzeugin der rassenideologischen Vernichtung ihrer Familie und ihres Volkes. Anfang der 1990er-Jahre war für Ceija Stojka die Zeit gekommen, aktiv zu werden: Als Autodidaktin begann sie, ein umfangreiches künstlerisches und literarisches Œuvre zu schaffen. In
ihren Gedichten und Bildern verlieh sie dem Unsagbaren Ausdruck und schuf für ihre Erinnerungen mit einer eigenen Formensprache ausdrucksstarke Bilder. Dabei gelang es ihr nicht nur, ihr Trauma zu bannen, sondern sie befreite sich auch aus seinen Fängen. Aus dem „wir konnten nichts tun“ wurde ein kraftvoller, politischer und emanzipatorischer Akt. Ceija Stojkas Kunst ist heute anerkannt und wird weltweit ausgestellt. Sie gilt als eine der zentralen Pionierinnen der zeitgenössischen Kunst der Sinti und Roma. Die Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg umfasst einige der prägnantesten Werke ihres Schaffens aus der Sammlung Kai Dikhas.
Die Befreiung vom Nationalsozialismus erlebte Ceija Stojka im Konzentrationslager Bergen-Belsen, nicht weit entfernt von Wolfsburg. Dieses Lager taucht immer wieder in ihrem Werk auf, sowohl in ihren Gedichten als auch in ihren Bildern. Im bundesdeutschen Bewusstsein waren Sinti und Roma als Häftlingsgruppe und als Opfer eines Genozids lange Zeit nicht präsent. Ihre Ausgrenzung und Stigmatisierung setzten sich nach 1945 fort. Erst nach langen Kämpfen ist ihr Leid anerkannt worden. Ceija Stojka war in diesem Kampf eine wichtige Stimme. Inzwischen ist der 2. August als Europäischer Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma etabliert: In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wurden in Auschwitz-Birkenau die verbliebenen über 4.000 Sinti und Roma von den Nationalsozialisten ermordet. Anlässlich dieses Gedenkens findet diese Ausstellung statt.
Die Ausstellung findet in Kooperation mit der Stiftung Kai Dikhas und der Kompetenzstelle gegen Antiziganismus der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten statt.
Erstellungsdatum: 31.07.2025