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Gedicht von Johanna Hansen

zeichnen am meer

Johanna Hansen


 

ich habe mein haar gefärbt. es ist nun drei zentimeter

dicker als weiß und wirft mich zurück beim eintragen

der tage in strandabschnitte. die erste see fährt wieder

und wieder gegen die herzwand. (im dunkeln zugeknöpft.

innen blaudruck. rudimentär angefroren). die zweite in

pulsierende öffnungen. her damit. es ist kein verlass auf

take-away-dreams. die kappt die dritte see. bis an die

trommelfelle reicht der randlose himmel. ein deckenbild

in matrosenblau. durchschossen von kreischenden

möwen über grasvernarbten bunkerruinen. bei vier

treibe ich soundsooft in der brandung. salzig. wie eine

baltische landzunge bei grün. bei fünf versickere ich in

sprechpausen. wie angewurzelt trotz seewind. während

die nackten füße junger soldaten eine handbreit über dem

wasser aus hubschraubern baumeln. zwischen dem sechsten

und neunten strandabschnitt wird der ernstfall geprobt. mann

über bord. es gibt keinerlei nachschub an unversehrten

erdumdrehungen. unter den achseln die hände kippen. kippen

hinter verschmierte einordnungsversuche mit tusche. woanders

zeichne ich geistreich. (nur in kein loch fallen. nur nicht sämtliche

gräben lesen wie fangmethoden. die schleift die zehnte see.)

nachts noch bin ich einsilbig. dann sperrangelweit. wach

 

 

Erstellungsdatum: 10.07.2025