da liegt sie mit geschlossenen augen mit
den leicht geöffneten lippen aus denen kein laut dringt
sie schläft träumt von abend und morgen vom
wandel der gezeiten von den berührungen des winds
dort die weiche rundung ihres kopfes so zart und
zerbrechlich wie ein gefäß ohne boden aus glas
das noch nicht zusammengewachsene duftet
nach einem gedicht mild ein wenig süßlich
sie lächelt im schlaf zuckt der flaum ihres haars
stiebt auf wie flocken im wind
noch ist sie alles das was ihr begegnet
noch ist sie alles zugleich jetzt und für immer
alleins mit den dingen
und ihre sinne sind der leim das
milchige gewebe es tropft
und ein laut erfüllt die stille
in weiße laken gehüllt zerbricht der laut den moment
sie schreit
weiß nicht warum
sie winselt
wie ein hund auf der suche nach futter
was sucht sie
in der realität der dinge die schmerzen
wortlos starren sie sie an
was willst du uns sagen sag
warum schreist du
das abbild der dinge verfärbt sich tritt
die dämmerung ein wie ein mantel umhüllt
sie ihr schreien deckt sie zu verstummt
der laut in der kehle und der vorhang er flattert
sacht
es küsst sie die luft auf nase und stirn die
dicken ärmchen sie flattern im abendwind
und die amseln sie singen so eifrig
über das laub und die wurzeln
über die brütende hitze eines erdentags
über den wurm der in ihrer kehle verschwand
schlaf singen sie
schlaf
vater wird für dich beten
mutter wird dich nicht lieben
hellwach starren die äuglein wie murmeln an die wand
an die ecke des zimmers
dort wo der herr jesu hängt
dort pocht die angst wie ein herz
und ein tränlein sucht sich seinen weg über die wange
verwinden wird sie den augenblick
verwinde dich zwitschern die amseln
es liegt ein zauber auf dem gesicht all der dinge
sie murmeln und sprechen
sie starren uns an warten ab
ob wir je erkennen was sie sind
dass sie uns sehen behüten beinah zärtlich
ein unsichtbarer schimmer im licht
poesie haben sie sie genannt als sie das licht
der welt erblickte ihre geburt vor drei tagen
da war eine klarheit wie von einem stern in den augen der mutter
ein meer aus licht in ihren mundwinkeln
in der abenddämmerung wird der vorhang zur gischt
er säuselt und zischt
und die zeit sie rauscht zeitlos monoton
im takt aus hunger und schlaf
eine große alte stille
spricht der schrank aus eichenholz
ich war immer schon da
auch vor deiner geburt
und nach deinem tod werde ich
immer noch hier stehen
und schweigend werde ich sprechen
über das bleiben und verschwinden
über all das stumme werden und
vergehen
weich weich ist die melancholie
ist sie der staub und tanz der partikel
im sonnenstrahl über dem parkett
in einer ruhe die so ruhig ist
weit außerhalb des körpers
weit fern von einer brust
strahlt der mond so hell über den dächern
ein alter einsamer geselle der nie lacht
war auch er nicht eben erst geboren
in der frühzeit des alls
erkaltet und verstummt wie ein spuk ein gespenst
hängt er wandert er dort am himmelszelt
wo die sternlein glimmen
dort hinein haucht sie ihren atem
sie sucht nach einem gesicht sie will es greifen und reißen
das haar der nacht das sie kitzelt
schwarz so unendlich schwarz
schlaf singen die amseln
schlaf
da liegt sie mit geschlossenen augen mit
den leicht geöffneten lippen aus denen kein laut dringt
da liegt sie die poesie
sie fühlt nur und träumt
von einer wirklichkeit ohne raum ohne zeit ohne ich
Erstellungsdatum: 05.02.2025