Seit der Trennung Europas in eine westlich-lateinische und eine östlich byzantinisch-orthodoxe Welt seit Karl dem Großen haben sich offenbar auch die Welt-Anschauungen unterschiedlich entwickelt. Und vielleicht etabliert sich darüberhinaus gerade eine dritte, transatlantische, die sich im profanierten Märtyrertum offenbart. Matthias Buth ist der Gesinnung Charlie Kirks nachgegangen und dem Verständnis westlicher Werte.
Westliche Werte. Ein schöner Stabreim. Aber kein Gedicht, sondern eine schillernde Alliteration. Sie werden von Europa und in den USA ins Feld der politischen Auseinandersetzung immer neu geführt. Doch was sind diese?
Es wird oft behauptet, es sei ein Bündel von Prinzipien wie Freiheit, Individualismus, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Gleichheit und Toleranz, die in der westlichen Welt, insbesondere in Europa und Nordamerika entstanden seien und die Grundlage für die Gesellschaftsordnung und Ethik der Völker bildeten und die universelle Geltung beanspruchen könnten.
Ausgangszeit ist die griechisch-römische Antike, wo mit der lateinischen und griechischen Sprache und Philosophie Herrschafts- und Kulturräume geschaffen wurden; vielleicht auch das jüdisch-christliche Jerusalem mit der Botschaft des Monotheismus und der Barmherzigkeit, übrigens eine Trias der Fundamentierung des Abendlandes, die Papst Benedikt XVI. in seiner so sprach- und geistesgeschichtlichen, tief lotenden Rede vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011 ausbreitete.
Im Mittelmeerraum wurde lateinisch geschrieben und gesprochen, in der urbanisierten östlichen Hälfte war das Griechische die Lingua franca, die Reichsteilung durch Kaiser Diokletian im Jahre 286 führte über die Christianisierung der Franken im 6. Jahrhundert zu westlichen germanisch-romanischen Reichen, das sich vom byzantinischen Kaisertum absetze, das sich bis zum Ende des Mittelalters hielt. Das Christentum wird stets als Urquelle der westlichen Werte gesehen. Es war über Jahrhunderte Staats- und Herrschaftsprinzip, seitdem das Römische Reich unter Kaiser Konstantin es im vierten Jahrhundert zur Staatsreligion erhob. Daran erinnerte 1799 auch Novalis, der Dichter der Frühromantik, in seiner Schrift „Die Christenheit oder Europa“.
Die Führung dieser Westkirche fiel an den Bischof von Rom, an den Papst. Mit der Kaiserkrönung des fränkischen Königs Karl des Großen hatte er sich der Kontrolle des Kaisers in Konstantinopel entzogen. Die Führung der Ostkirche fiel faktisch an den Patriarchen von Konstantinopel. Beide Kirchen entwickelten sich im Mittelalter getrennt und missionierten den vorher nicht zum römischen Reich gehörenden Norden Europas, und zwar die Westkirche den Nordwesten und die Ostkirche den Nordosten Europas. 1054 kam es mit dem Großen Schisma, zum offiziellen Bruch von West- und Ostkirche; 1204 eroberten fränkische Kreuzritter das zweite Rom, Konstantinopel.
Die Ideen einer westlichen und östlichen Welt wurzeln tief und haben stets imperiale Werterfassungen transportiert. Im Kalten Krieg nach Ende des deutschen Eroberungs- und Vernichtungswahns gegen alles Östliche, insbesondere gegen die Sowjetunion zwischen 1941 bis 1945 bildete der „Ostblock“ das Bedrohungsszenario gegen die freie, d.h. demokratisch, freiheitlich und rechtsstaatlich organisierte Staatengemeinschaft der NATO und der WEU, die sich ex ovo als Wertegemeinschaft verstanden. Analoges gilt bis heute für die EU. Diesen Werten sehen sich auch viele nichteuropäische Staaten verbunden so Kanada, Australien, Neuseeland, Israel, Japan, Süd-Korea oder Singapur, viele OECD-Staaten sowie – immer noch – die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, die USA.
Westliche Lebensgestaltung basiert auf der freien Entfaltung der Persönlichkeit und die dieser innewohnenden Menschenwürde und somit der Gleichrangigkeit und Unantastbarkeit menschlichen Lebens. Hinzu kommt das Prinzip der unbedingten Rechtsstaatlichkeit, der Trennung der Gewalten von Legislative, Exekutive und Justiz, der gegenseitigen Kontrolle dieser Staatsfunktionen und der rechtlichen Verantwortung des staatlichen und individuellen Handelns.
Wir Deutschen haben uns mit Hilfe der westlichen Kriegsgegner zum Bonner Grundgesetz emanzipiert, unsere Antwort auf den totalen Staat des Nationalsozialismus, auf den Völkermord der Shoa und des Porajmos (an Sinti und Roma) sowie des Vernichtungsfeldzugs der Wehrmacht vor allem in Belarus und Ukraine. Damit haben wir auch emanzipiert vom Denken von Carl Schmitt, dem klugen und zugleich wirkmächtigen Ideologen des NS-Staates, der forderte, dass das Politische, also das Handeln der Herrschenden, stets Vorrang vor dem Rechtlichen haben müsse. Nach Schmitt steuert den Staat das Prinzip des Politischen. Nicht das Recht solle die staatliche Ordnung gestalten, sondern die vor-rechtliche Ordnung sei es, die es dem Recht erst ermögliche, konkrete Wirklichkeit zu werden. Daras ergibt sich für Schmitt: Das Politische folgt einer konstitutiven Logik, das Rechtswesen einer regulativen. Die staatliche Ordnung wird danach durch den Souverän, abgebildet und fixiert im obersten Führer, dem Präsidenten, der zu ihrer Sicherung des Staates einen Gegner zum existentiellen Feind erklären kann, den er bekämpfen, womöglich zu vernichten muss. Um dies zu tun, dürfe der Souverän rechtliche Schranken beseitigen.
Es fällt auf, dass solche Gedanken eine Ideologie zum Ausdruck bringen, die in den Trump-USA anklingen: in den Selbstzuschreibungen des Präsidenten, der sich durch die Wahl von 2024 als Souverän und Herrscher über dem Recht sieht. Irritierend ist, dass Schmitts Denken vom Staat in manchem bei Nachkriegspolitikern wie Wolfgang Schäuble aufscheint – so bei der Debatte zu den sich auf Schmitt stützenden Thesen des Kölner Rechtsprofessors Otto Depenheuer zur Rolle des Staates bei terroristischer Bedrohung. Solche Sympathien beunruhigen.
Der sogenannte Westen sieht bis heute sein Werteprinzip als universell gültiges Weltmodell, zumindest im EU-Europa. Dies kommt auch in der Vorstellung vom „Ende der Geschichte“ zum Ausdruck, nämlich in der Schrift des japanischen US-Amerikaners Francis Fukuyama aus dem Jahre 1989, als die Sowjetunion zusammenbrach und die Warschauer-Pakt-Staaten in ihrer Mehrheit zu Demokratien wurden, um sich NATO und EU anschließen zu können.
Fukuyama schloss an eine Tradition mit politisch konservativem Hintergrund an, wie sie u.a. von Arnold Gehlen, Ernst Jünger und Hendrik de Man vertreten worden war. Und er bezog er sich auf den russisch-französischen Philosophen Alexandre Kojève, der Hegels Schrift „Phänomenologie des Geistes“ (von 1807) als Setzung eines Endpunkts der Geschichte gedeutet und später die amerikanische Lebensart als die Lebensform des Menschen nach dem Ende der Geschichte betrachtet hatte.
Das löste eine starke Erörterung aus in Universitäten und Publizistik. Der Begriff „Ende der Geschichte“ war ebenso fatal und anmaßend wie die Vorstellung, die amerikanische Lebensart sei das Weltmodell, an dem sich Völker und Staaten zu orientieren hätten. 2006 versuchte Fukuyama ein wenig, die US-Orientierung abzuschwächen. Jedoch ist sein Amerikanismus unverkennbar und deutlich vom Protestantismus geprägt. Fukuyama, der 1952 in Chicago geboren wurde, wuchs als Sohn eines „Ministers“ der United Church of Christ auf. So ist es naheliegend, dass er sich in seiner Argumentation auf Max Webers Schrift „Der Geist des Kapitalismus und die protestantische Ethik“ von 1904/1905 berief. Es sei das Christentum, das dem Knecht zu allererst die Vision der Freiheit eröffne. Die von protestantischen Gemeinden im 19. Jahrhundert nach Afrika entsandten Missionare – so von der 1828 in Elberfeld (heute Wuppertal) zusammengeschlossenen Missionsvereine in der Rheinischen Missionsgesellschaft sowie auch jene von der Herrnhuter Brüdergemeinde aus Sachsen dachten ganz ähnlich.
Dieses Denken und Agieren ist leider nicht aus der Zeit gefallen, sondern blüht im Trump-Amerika nicht nur auf, sondern zeigt eine provinzielle von US-Klerikalismus gesteuerte Ideologie mit Bezügen zum Denken von Carl Schmitt, die mit der Botschaft der Bergpredigt wenig gemein hat, sondern eine totalitäre Lebensauffassung erkennen lässt, die im Staat, d.h. in dessen gerade herrschenden Repräsentanten Erlösungsfiguren sieht, die das Abweichen von der eigenen Lebensform als verwerflich, hassenswert und als Sünde betrachten. Das ist indes nicht das westliche Demokratie-Denken, sondern ein diktatorisches oder doch totalitäres Handeln, das sich mit jenem in Moskau und Peking berührt. Besonders erstaunlich ist dabei der Abschied vom Prinzip der Barmherzigkeit, und man ist so kühn, sich auf Augustinus zu berufen, um sich von diesem den Grundsatz vom Vorrang der Familie vor allen anderen Elementen der Mitmenschlichkeit und Solidarität zu borgen, um damit spirituell die Familie aufzuladen und sich von Barmherzigkeit und Nächstenliebe zu entfernen. Dabei wird zudem auf Kaiser Theodosius I. (347-395), dem letzten gesamt-römischen Kaiser, der das Christentum zur Staatsreligion machte und das bis heute gültige Nicänische Glaubensbekenntnis (von 325) durchsetzte, Bezug genommen. J.D. Vance sieht sich in der Tradition von Theodosius I. welcher durch das Edikt von Thessaloniki im Jahre 380 das Christentum zur Staatsreligion und so zum Herrschaftsprinzip machte. Das ist ein hybrides und ganz kleines Karo; Vance ist jedoch als Propagandist wirkmächtig und in der Lage, die Begriffe zu Rechtsstaat und Meinungsfreiheit umzukehren, wie er Anfang 2025 auf der Münchner Sicherheitskonferenz gezeigt hat. Das Trumpsche und Vancesche Agieren verheert die Seelen der Amerikaner, die überwiegend nichts von der europäischen Ideengeschichte wissen und für totalitäre Sinnangebote empfänglich sind. Vance, der 2019 konvertierte Katholik, argumentiert wie die Evangelikalen, will so etwas wie einen katholischen Gottesstaat („Catholic integralism“) und strebt eine Art Theokratie an. Dies alles zeigt, wie schwach die Wirkungen der heutigen römisch-katholischen Botschaft sind, obwohl ein US-Amerikaner nun sogar auf dem Stuhl Petri sitzt und durch Vita in Peru und römisches Amt für eine völlig andere Welterfassung, nämlich für die Weltherrschaft der Barmherzigkeit, steht.
Charlie Kirk ist am 10. September erschossen worden, auf offener Bühne, ein heimtückischer Mord, wie es nach deutschem Strafrecht heißen muss, denn er war „arg- und wehrlos“. Kirk war ein Redner für Trump, einer seiner besten Unterstützer, vielleicht der effektivste, um junge Menschen in den USA zu mobilisieren und für den Trump-Staat zu gewinnen. Der Tod löscht ein Menschenleben aus, und ein Verbrechen ist ein Verbrechen. Dennoch muss gefragt werden, für welche Ziele dieser 31-Jährige stand, ein Mann, der nun von Vance und Trump als Märtyrer, fast wie ein Heiliger, in jedem Fall aber für ein Beispiel eines US-amerikanischen Patrioten gehalten wird.
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Was sagte er, für was stand er? Hier einige Beispiele:
Zu Geschlechtsangleichungen
„Diese Ärzte müssen schnell ins Gefängnis kommen. Wir brauchen einen Prozess nach Nürnberger Vorbild für jeden Arzt einer Klinik, die Geschlechtsangleichungen durchführt.“ (In der "Charlie Kirk Show", 1. April 2024)
Zu „jüdischen Geldgebern“ und Antisemitismus
„Jüdische Geldgeber waren der Mechanismus Nummer eins zur Finanzierung einer radikalen, neoliberalen und quasi-marxistischen Politik offener Grenzen sowie kultureller Institutionen und gemeinnütziger Organisationen. Dies ist eine von säkularen Juden geschaffene Bestie, und jetzt sind sie hinter den Juden her, und die fragen sich ‚Was um alles in der Welt ist los?‘ Und es sind nicht nur die Hochschulen. Es sind die gemeinnützigen Organisationen, es sind die Filme, es ist Hollywood, es ist alles.“ (In der "Charlie-Kirk-Show", 26. Oktober 2023)
Zu Afroamerikanern
„Wenn ich einen schwarzen Piloten sehe, denke ich mir: ‚Junge, ich hoffe, der ist qualifiziert‘.“ (In der "Charlie-Kirk-Show", 18. Januar 2024
Zur Abtreibung
„Das ist ziemlich drastisch ... aber die Antwort ist: Ja, das Baby würde geboren.“ (Kirk auf die Frage nach seiner Reaktion, wenn seine eigene minderjährige Tochter vergewaltigt und schwanger würde, Debattenshow „Surrounded“, 8. September 2024
Zum Waffenrecht, das in den USA im zweitem Verfassungszusatz garantiert ist
„Es ist es wert, den Preis einiger Schusswaffentote jedes Jahr zu zahlen, damit wir den zweiten Verfassungszusatz haben können, um unsere anderen von Gott gegebenen Rechte zu schützen. Das ist ein kluger Deal, es ist rational.“ (Kirk bei einer Veranstaltung des religiösen Arms seiner Jugendorganisation, TPUSA Faith, 5. April 2023)
Zur Todesstrafe für Ex-Präsident Biden
„Joe Biden ist ein unbeholfener, korrupter Tyrann voller Demenz und Alzheimer, der ehrlich gesagt ins Gefängnis gesteckt werden und/oder für seine Verbrechen gegen Amerika die Todesstrafe erhalten sollte.“ (In der "Charlie Kirk Show", 24. Juli 2023)
Das christliche Gebot „Liebe Deinen Nächsten“ galt für Kirk nicht universell, er wandelte es ab, in „Liebe zur Wahrheit“, so sagte er am 24. Juni 2024 einer Influencerin: „Man liebt einen Menschen, indem man ihm die Wahrheit sagt und nicht, dass man eine Sünde unterstützt.“ Und fügte an: „Im Buch Levitikus des Alten Testaments steht im Kapitel 18: ‚Du darfst nicht mit einem Mann schlafen, wie man mit einer Frau schläft, ansonsten sollst Du gesteinigt werden‘“.
Ist das das Christliche Amerika, das Land, von dem Goethe 1827 dichtete: „Amerika, Du hast es besser“?
Amerika, du hast es besser
Als unser Kontinent, das alte,
Hast keine verfallene Schlösser
Und keine Basalte.
Dich stört nicht im Innern,
Zu lebendiger Zeit,
Unnützes Erinnern
Und vergeblicher Streit.
Benutzt die Gegenwart mit Glück!
Und wenn nun Eure Kinder dichten,
Bewahre sie ein gut Geschick
Vor Ritter-, Räuber- und Gespenstergeschichten.
Sind die USA noch jener Staat, der uns Europäern Schutz, Vorbild und Horizont gibt? Nein, es ist erschreckend geworden in Sprache, Inhalt und Zitat. Die 57-minütige Selbstinszenierung von Präsident Trump vor der UN-Vollversammlung am 23. September 2025 haben wir in Deutschland, beladen mit unserer NS-Geschichte, mit Beklemmung und Entsetzen gehört. Aber nicht wenige in Deutschland fühlen sich angesprochen, die Bundestagsrede von Frau v. Storch (AfD) am 24. September steht für eine verbreitete Geisteshaltung. Dass dies alles bei Dumpf-Deutschen der AfD auf fruchtbaren Boden fällt, vor allem bei jenen, die sich nicht von den Seligpreisungen der Bergpredigt leiten lassen, ist wenig überraschend. Aber wenn Zustimmung zu Charlie Kirk aus der CDU kommt, gar aus der Mitte des Deutschen Bundestages, zudem von der 35-jährigen Abgeordneten Caroline Bosbach, die den Rheinisch Bergischen Kreis vertritt, ist dies irritierend.
Charlie Kirk sei ein „Kämpfer für westliche Werte“, schrieb Caroline Bosbach bei Instagram über den Polit-Influencer. „Kaum jemand stand so für freie Debatte, wie er. Kirk grenzte Andersdenkende nicht aus, sondern reiste durch ganz Amerika, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.“
„Mit Kirk stirbt eine der einflussreichsten jungen konservativen Stimmen weltweit.“
Nach heftiger Kritik löschte sie diese Äußerungen aus ihrem Account. Aber sie sind und bleiben im Netz und sind so in der Welt und also auch die Feststellung, dass Herr Kirk für dieses Mitglied des Deutschen Bundestages ein „Kämpfer für westliche Werte“ gewesen sei.
Nein, das war er nicht, sein Agieren entspricht der egomanischen Trump-Welt, dem MAGA-Amerika, mit dem wir in Europa und besonders in der Bundesrepublik Deutschland nichts zu tun haben wollen und können, wenn wir unsere Kulturgeschichte nicht ignorieren, ja verraten wollen. Wer anders denkt und handelt als Trump oder sein Sonderbotschafter Grenell, einer der eifrigsten Trump-Satrapen, wird verfolgt, ausgegrenzt oder rausgeschmissen, wie dieser es dem ARD-US-Korrespondenten Elmar Theveßen schon angedroht hat, dem er als „linksradikalen Aufwiegler“ das Visum entziehen will, weil er kritisch über Kirk berichtet hat.
Die Trauerfeier für Charlie Kirk in einem Stadion war ein Spektakel, eher ein Gottesdienst, um einen Märtyrer zu schaffen. Dessen Witwe erstaunte, als sie – wie Jesus – , wie sie betonte, dem Mörder verzieh, vielleicht aber auch, um sich mit Jesus auf eine Stufe zu stellen, während US-Präsident das Gegenteil tat: „Ich hasse meine Gegner und wünsche ihnen nicht das Beste“, sagte er. Keiner widersprach.
Westliche Werte? Die USA inszenieren sich auch beim Kirk-Gedenken nicht westlich, nicht christlich, sondern eher nach den Riten und den Weiheveranstaltungen der deutschen Nationalsozialisten. Die Parallelen zwischen Kirk und Leo Schlageter sind offensichtlich. Albert Leo Schlageter (1894-1923) aus Schönau im Schwarzwald war Soldat im Ersten Weltkrieg und nach 1918 in verschiedenen Freikorps aktiv sowie in einer Tarnorganisation der NSDAP und an einigen Sprengstoffanschlägen gegen die französisch-belgische Ruhrbesetzung beteiligt. 1923 wurde er von einem französischen Militärgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Von den Nazis wurde er zum Märtyrer stilisiert und mit unzähligen Denkmälern im Reichsgebiet geehrt. Der NS-Apologet Hanns Johst schrieb zu seinem Gedächtnis 1932 das Schauspiel „Schlageter“ und machte ihn „zum ersten Soldaten des Dritten Reiches“. Im gleichnamigen Gedicht schreibt Johst:
Wir sind der Schritt
der kommenden Zeit,
wir Jungen.
Wer uns errang
hat Ewigkeit
errungen:
Schlageter!
Er ging, er fiel
Sein Tod hat unserm Leben
Plicht, Dienst und Ziel
gegeben:
Schlageter!
Erstaunlich ist, dass sogar Martin Heidegger ihn in Freiburg am zehnten Todestag am 1. Mai 1933 ehrte als Mann, der „seinem Schicksal nicht habe ausweichen dürfen, um den schwersten und größten Tod harten Willens und klaren Herzens zu sterben.“ Kirk wurde ermordet, Schlageter hingerichtet, das sind die Unterschiede.
Aber der Drang, einen nationalen pseudo-religiösen Mythos zu schaffen und zu zelebrieren, ist im USA-Amerika offensichtlich. Die nächsten Jahre werden es erweisen. Die westlichen Werte aus Europa erreichen die USA nicht mehr. Nicht nur junge Abgeordnete sollten das erkennen.
Wer will eine MAGA-CDU? Ich nicht. Das europäische Deutschland ist doch unsere Heimat, das Land von Freiheit, Recht und Geist, nämlich der Staat, der Hoffnung machen muss – uns und unseren Nachbarn und unseren westlichen Freunden in der Welt.
Erstellungsdatum: 30.09.2025