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Ein Film von Peter Liermann

Echos des Verschwindens – von Wolken, Haiku et al.

Peter LiermannBernd Leukert


Wolken sind ephemere Phänomene der Natur. Sie gehören zu den ständigen Erscheinungen des Himmels und sind doch selber unbeständig, wechselhaft und vor allem: flüchtig. Sie sind Ausdruck des Vergänglichen, verkörpern Werden und Vergehen des menschlichen Seins: am Himmel sichtbar gemachte Zeit, und doch nichts weiter als bloßer Zufall. Die Wolken sind gleichgültige Boten des Augenblicks, sie ziehen frei und intentionslos dahin.  Peter Liermann hat in seinem Film die Wolken mit japanischen Kurzgedichten verknüpt, sie seien Gleichgesinnte im Hinterlassen einer „Spur im Nichts“.

 

Genau genommen sind Wolken Aerosole, also ein Wasser-Gasgemisch mit Kondensationskernen aus Asche, Schmutz, Salze, Pollen, Sporen, das uns kurzfristig das Wetter vorhersagen kann: Schönwetterwolken, Gewitterwolken, Regen- und Schneewolken. Nephologen, also Wolkenkundler, erkunden das unstete Wesen der feuchten Gebilde wissenschaftlich. Schon diese auf Messungen und Computersimulationen beruhende Erkundung ist voller rätselhafter Vorgänge. Um wieviel mehr geraten wir ins Staunen, wenn wir den kontemplativen Aspekt der unfaßbaren Phänomene, vor allem, wenn sie schon mal bildnerisch gefasst wurden.

Klaus Reichert notiert in seinem Buch „Wolkendienst. Figuren des Flüchtigen“ angesichts der Wolken auf den Gemälden John Constables: „Das verhangene Leuchten und die Stimmigkeit der Bilder, dieses Nunc stans, das Einhalten des Flüchtigen, das dabei seinen Charakter (dies Weiter! Weiter!) behält, beglückt und deprimiert mich. Wie kann ich etwas beschreiben, das als Undarstellbares, weil Sich-Entziehendes, schon eine Form, eine Dar-Stellung, gefunden hat?“

Peter Liermann hat mit seinem Film einen anderen Zugang gesucht. Er schreibt: „Das Sehen sei nichts anderes als ein „Habhaftwerden auf Entfernung“, so Merleau- Ponty in seinem Essay „Das Auge und der Geist“. Und genau darum geht es in dem Film „Echos des Verschwindens“, um ein Habhaftwerden auf Entfernung mittels einer Filmkamera. Sie wird zum Instrumentarium des Sehens und folgt einem genuin dokumentarischen Ansatz: etwas sichtbar zu machen, etwas zur Geltung, zur Wahrnehmung bringen. „Echos des Verschwindens“ handelt von Wolken, ihren vielfältigen morphologischen Veränderungen und Bewegungen, ihren kaum merklichen chromatischen Nuancierungen – bis hin zu ihrem Verschwinden.“

 

 

Film von Peter Liermann

Erstellungsdatum: 19.10.2025