Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Das Lachen gibt Maryam Aras Auskunft über die Art ihrer Beziehung zu anderen. „Wenn man mit vertrauten Menschen lachen kann, ist das eine Art Zärtlichkeit. Schön sind solche Momente auch, wenn man sie unerwarteter Weise mit Menschen erlebt, denen man zum ersten Mal begegnet."
Was bringt dich zum Lachen?
Vor allem Situationskomik mit anderen Menschen bringt mich zum Lachen. Und ich habe es sehr gern, mich so richtig in mein eigenes Lachen zu verhaken, so dass es mir schwerfällt, aufzuhören. Auch Literatur kann mich zum Lachen bringen
Kommst du bei deinem Schreiben nicht ohne Humor aus?
Ich halte mich nicht für besonders humorbegabt in meinem eigenen Schreiben. Vielleicht gibt es in meinem literaturkritischen Schreiben manchmal groteske Momente, die in ihrer Überspitztheit witzig wirken. Ich schreibe Rezeptionskritik, verfasse also Kritiken von Kritiken, und darin geht es ab und zu grotesk zu.
Welche Funktion hat Humor in deinem Leben?
Humor macht das Leben leichter, erträglicher, liebevoller. Genau das hat Tijan Sila in seiner Lesung so schön gesagt, als er Humor als eine Art Zärtlichkeit bezeichnet hat. Ich empfinde das auch so, deshalb kann ich nicht mit allen Menschen lachen. Wenn man mit vertrauten Menschen lachen kann, ist das eine Art Zärtlichkeit. Schön sind solche Momente auch, wenn man sie unerwarteterweise mit Menschen erlebt, denen man zum ersten Mal begegnet.
Wie wird Humor in Deutschland rezipiert? Wird er überhaupt rezipiert?
Ich finde, dass in letzter Zeit die Bereitschaft, auch in der breiten Leser*innenschaft, zugenommen hat, Humor, der nicht nur einer mehrheitsgesellschaftlichen Perspektive entstammt, als solchen wahrzunehmen. Dennoch kommt es hin und wieder vor, dass in literarischen Werken Humor aus marginalisierter Perspektive nicht erkannt wird oder nur von kleineren Leser*innen-Kreisen. Barbi Markovićs Buch Minihorror oder auch die Art, wie Tijan Sila auf den Bosnienkrieg blickt, sind meiner Meinung nach gute Beispiele dafür, wie Humor in den letzten Jahren gelesen und verstanden wird.
Erstellungsdatum: 26.06.2025