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Aus dem Notizbuch

Kirche und Welt

Eldad Stobezki


Makkabäerschrein in St. Andreas, wikimedia commons

Der Überlieferung nach soll Jesus von Nazareth jüdischer Herkunft gewesen sein. Diejenigen, die dann ihr Leben nach seinem Vorbild führen wollten, reinigten aber ihre Glaubenshandlungen von allen heidnischen und jüdischen Elementen. Und die Juden warteten weiter auf den Erlöser. Eldad Stobezki fädelt die Sprüche und Widersprüche der religiösen Identitäten auf, läßt aber auch das Deutschtum, das Problem mit dem Asyl, den Konservatismus und die Kulinarik nicht liegen.

 

 

Den im Christentum eingebetteten Antisemitismus steht der Gordische Knoten aus Judentum und Christentum gegenüber. Für den romanischen Teil der Kölner Klosterkirche der Dominikaner, St. Andreas, schuf Markus Lüpertz neue Glasfenster. Für eines wählte er die Legende von Hanna, die mit ihren sieben Söhnen den Schabbat feierte, obwohl die Seleukiden es verboten hatten. Sie opferten sich für ihren Glauben und starben als Märtyrer unter der Herrschaft von Antiochus IV (164 – 175 v. Chr.) Zu dieser Zeit begann der Aufstand der Makkabäer. In dem Makkabäerschrein, den die Kirche St. Andreas beherbergt, sollen sich Reliquien der sieben Söhne und ihrer Mutter Hanna befinden. Die vergoldeten Kupferplatten zeigen parallel die Passion Christi und seiner Mutter Maria. Neben dem Schrein steht eine Menora, ein siebenarmiger Leuchter. Eine bessere Symbiose kann ich mir nicht vorstellen.

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Bei diesem Kirchenbesuch lernte ich auch den Ursprung der Redewendung „Halt die Klappe“ kennen. Weil die Ordensbrüder während des Gottesdienstes immer wieder aufstehen mussten, konnte es passieren, dass die Klappsitze lautstark gegen das Holz knallten. Die Andacht sollte aber nicht gestört werden. Deshalb zischten sich die Mönche damals gelegentlich ein " Halt die Klappe!" zu. Gemeint war die Sitzklappe.

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In der Kölner Basilika St. Aposteln zeigt die Künstlerin Suscha Korte zur Fastenzeit ein Gemälde mit dem Namen „Letztes Abendmahl.“ Korte hat zwölf Teller auf goldenem Grund gemalt. Anstelle der üblichen Produktionssignets finden sich auf den Tellern ikonische Marken unserer Zeit: Gucci, Prada, Rolex u.a. Der dreizehnte, Christis Teller, ist angeschlagen. Damit lässt sie uns darüber nachdenken, was das Kostbarste in unserem Leben ist. Eine treffendere Kritik zum Konsum generell und während der Fastenzeit kann ich mir nicht vorstellen.

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Deutsche Bürger sollen sich in Zukunft nicht mehr im Hotel registrieren müssen, so lautet der Gesetzentwurf für das Bürokratieentlastungsgesetz IV. Andere Gäste müssen nach wie vor ein Formular ausfüllen, das ein Jahr lang aufgehoben wird. Klingt wie ein schlechter Witz. Warum kann das nicht digital erledigt werden? Was stand in den ersten drei Entwürfen? Haben wir sonst keine anderen Probleme?

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Nun gibt es ein neues Gesetz: Das Asylbewerberleistungsgesetz. Da kann man wieder breit und lang diskutieren, was der Asylant braucht. Sicherlich wird sich Friedrich Merz wieder aufregen. Er könnte womöglich Bezugsscheine für Lebensmittel nach dem Verfallsdatum vorschlagen.

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In der U-Bahn unterhielten sich zwei Frauen: „Der ist konservativ“ sagte die eine. Antwortete die andere: „Konservativ ist per se nicht schlimm. Kommt nur darauf an, wie schlimm er wirklich ist.“

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Das nenne ich kulinarische Tradition, wenn Maiskörner aus der Dose den Beilagensalat garnieren.

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Noch einmal drücken, aber die Zahnpastatube ist wirklich leer.

Eldad Stobezki
Rutschfeste Badematten und koschere Mangos

Gebunden, 150 Seiten
ISBN 9783949671159
Edition-W, Frankfurt

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Erstellungsdatum: 09.07.2024