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Stobezki, Eldad

Eldad Stobezki, 1951 in Tel Aviv geboren, lebt seit 1979 in Frankfurt am Main. Er arbeitet als Lektor, Moderator, Gutachter und Übersetzer sowie als Kulturvermittler. Der studierte Literaturwissenschaftler ist ein ausgewiesener Kenner der israelischen Literatur.

Eldad Stobezki, Foto: Robin Schmerer

Alle Beiträge

Aus dem Notizbuch

Das Privatleben des Ermittlers

Selbst die KI steckt voller Kuriositäten, von denen sie nichts weiß. Wir aber verständigen uns mit Sprache und wissen deshalb um die Vieldeutigkeit der Worte ‚Anziehungskraft‘, ‚Fremdenzimmer‘ oder ‚hausgemacht‘. Darin besteht das täglich Brot des Ermittlers, des Urlaubers, des Beamten oder des Bäckers in Eldad Stobezkis Notizen – sogar in Antwerpen. Oder in der Komischen Oper?

Aus dem Notizbuch

Sanremo, Gibellina

Wir entdecken zumeist das, was ohnehin unverdeckt zutage liegt, weil wir es zuvor nicht wahrgenommen haben oder die Gelegenheit dazu nicht hatten. So ist jede Entdeckung eine Bereicherung der Sinne und der Erfahrung, egal, ob es sich um den Musiker, Regisseur und Maler Franco Battiato handelt oder um Zucchini, Bohnen, einen schwarzen Erlöser oder Alberto Burris „Cretto in Gibellina“ in Frankfurt. Eldad Stobezkis Entdeckungen können auch unsere sein.

Aus dem Notizbuch

Die Zitronenblüte war schon vorbei

Das Land, wo die Zitronen blühen, lassen wir Touristen uns nicht vom Tourismus vermasseln. Dieses Land ist angefüllt mit Geschichte, Augenbalsam in Stadt und Land und wunderlichen Merkwürdigkeiten – wozu auch die Bewohner gehören. Auf seiner Reise durch Italien stößt Eldad Stobezki in Mantua auf Salomone Rossi und Kindesmissbrauch, in Rom auf MeToo im Alten Testament, in Sutri auf Horaz und in Trevignano auf Moskitos.

Aus dem Notizbuch

Krieg, Migration, Sonnenblumen

Sonnenblumen und Araber sind die Folgen einer Zurückweisung, jedenfalls, wenn man den Mythen und Legenden eine Kernwahrheit zuspricht. Eine Legende ist die Aufforderung zum interpretierenden Lesen, ein Märchen wie die Mythen. Eldad Stobezki nennt noch Migrationsverbot als Terrorabwehr, das „doch“ im Klimawandel, das Privileg der Ölsardinendose, Ökonomie für Verbraucher oder die Verwandlung der Klytia in eine Sonnenblume. Ovid schreibt: Ein Teil verneint, dass es sein kann; ein anderer erinnert daran, dass wahre Götter dazu imstande sind.

Aus dem Notizbuch

Worte, grünes Land, Falafel

Der Höhbeck, kann man lesen, ist eine saale-kaltzeitliche Stauchendmoräne inmitten der niedersächsischen Elbtalaue, mithin im Biosphärenreservat Lüchow-Dannenberg. Neben dem Erkenntnisgewinn, den man bekommt, wenn man diese Informationen nachgeschlagen hat, führen sie uns vor Augen, wohin es Eldad Stobezki verschlagen hat. Schlüge man auch noch in Haaretz, der Genesis, dem Wetterbericht, in der Geschichte der Zugtoiletten, in der Münchner Kunst und in Ovids „Metamorphosen“ nach, fände man den Kosmos dieser Notizen in nuce.

Aus dem Notizbuch

Freunde, Kirschen, Heumond

Ein Aschenbecher von einem französischen Flohmarkt, Chanel No 5 von einer deutschen Dame, Kirschkerne vom Witwer, der Mond vom Heu oder das jüdische Volk aus dem Alten Testament – die Souvenirs, die sein Gedächtnis einsammelt und sein Bewusstsein in die knappste Form bringt, hat Eldad Stobezki zwar alle notiert, ihre Bezüge untereinander stellt er erst durch ihre Auswahl her. Sie springen in die Augen oder halten sich diskret verborgen.

Aus dem Notizbuch

Wortstamm

Die Berufung ist eine göttliche Bestimmung, die nicht allen Menschen, die diese von ihrem Beruf erwarten, zuteil wird. Eldad Stobezki fand aber zwei geistliche Exemplare für diese schöne Koinzidenz und darüber hinaus die Erfahrung einer Authentizität in der Stadt Münster, wo einst die Dichterin und Komponistin Annette von Droste-Hülshoff geboren wurde.

Notizbuch. Im Lorbeerhain

Es ist Sommer

Manche binden ihn sich um den Kopf, manche werfen ihn in die Suppe. Für Eldad Stobezki muss es schon mehr vom Lorbeer geben: den Lorbeerwald als Sehnsuchtsort. In seinem Notizbuch sammelt er aber auch Wassermelonen, das Meer, Kinder im Zwielicht der Sprachen, Liebes- und Sonnenblumen, Servietten und Musik. Entweder – oder; oder beides.

Aus dem Notizbuch

Kirche und Welt

Der Überlieferung nach soll Jesus von Nazareth jüdischer Herkunft gewesen sein. Diejenigen, die dann ihr Leben nach seinem Vorbild führen wollten, reinigten aber ihre Glaubenshandlungen von allen heidnischen und jüdischen Elementen. Und die Juden warteten weiter auf den Erlöser. Eldad Stobezki fädelt die Sprüche und Widersprüche der religiösen Identitäten auf, läßt aber auch das Deutschtum, das Problem mit dem Asyl, den Konservatismus und die Kulinarik nicht liegen.