Sonnenblumen und Araber sind die Folgen einer Zurückweisung, jedenfalls, wenn man den Mythen und Legenden eine Kernwahrheit zuspricht. Eine Legende ist die Aufforderung zum interpretierenden Lesen, ein Märchen wie die Mythen. Eldad Stobezki nennt noch Migrationsverbot als Terrorabwehr, das „doch“ im Klimawandel, das Privileg der Ölsardinendose, Ökonomie für Verbraucher oder die Verwandlung der Klytia in eine Sonnenblume. Ovid schreibt: Ein Teil verneint, dass es sein kann; ein anderer erinnert daran, dass wahre Götter dazu imstande sind.
Wann werden Netanjahu und seine korrupten Minister begreifen, dass es keinen Endsieg gibt? Auf Saras Wunsch verstieß Abraham seine zweite Frau Hagar, die Mutter seines Erstgeborenen Sohnes Ismael, und schickte beide in die Wüste. So ähnlich verfährt Sara Netanjahu, die ihrem Mann den Kontakt mit seinen Kindern aus erster Ehe verbietet. Gott aber wollte, dass Hagar und Ismael überlebten und ließ sie in der Wüste nicht verdursten. Ismael wurde der Stammvater der Araber.
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„Nach den Anschlägen in Solingen und Siegen würde ich mir von der Politik wünschen, dass Terror, Asyl und Migration nicht die Ingredienzen für einen politischen Eintopf wären. Asyl- und Migrationspolitik sind keine Mittel, um Terror zu bekämpfen. Die soziokulturellen Umstände spielen eine größere Rolle als die Herkunft oder die Nationalität.“ Dies und noch viel mehr verlangt Dunja Hayali auf ihrer Instagram Seite und ich frage mich, warum diese vernünftige Sichtweise nicht auch von Politikern ohne Migrationshintergrund geäußert wird. Nun hat die AfD in Sachsen und Thüringen die Landtagswahl gewonnen und die etablierten Parteien reden über die Migrations- und Abschiebepolitik. Nach der Abschiebung von 23 Flüchtlingen nach Afghanistan soll Deutschland wieder genesen. Die Eindämmung irregulärer Einwanderung als Allheilmittel?
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Meine Freundin Dalia lebte acht Jahre in Deutschland und ging 1983, mit Mann und zwei Söhnen, zurück nach Israel. Zum Abschied schenkte ich ihr zwei Badetücher mit der Bemerkung, dass sie in Israel zwei Mal am Tage duschen und viele Badetücher brauchen wird. Heute, nach 41 Jahren, erinnerte sie mich am Telefon daran. Sie hatte damals schon vergessen, dass man in Israel im Sommer mindestens zwei Mal täglich duscht, weil man so viel schwitzt. Bis heute muss sie an mich denken, wenn sie sich nach der zweiten Dusche abtrocknet. Mittlerweile sind die Sommer auch in Deutschland so heiß, dass man zwei Mal am Tag unter die Dusche geht.
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In unserem Hauscafé war nur noch ein Stuhl frei. Der Mann, der mein Tischnachbar wurde, war im mittleren Alter, ein bisschen Bart, ein bisschen Bauch, ein bisschen Glatze. Auf Englisch wandte er sich an mich und erzählte ungefragt, dass er seit zwei Jahren an einem Forschungsprojekt in der Schweiz arbeitet und deshalb zu einer Konferenz an der Uni Gießen musste. Er beschäftigt sich mit der Anpassung an den Klimawandel in der Landwirtschaft. Das Team ist international, deshalb hat er noch kaum Deutsch gelernt. Dann sagte er, dass er nicht versteht, wie man das Wort „doch“ einsetzt. Nun erkläre ich das erste Mal in meinem Leben einem Fremden die deutsche Grammatik. Ich versuche, mir eine Frage auszudenken, die den Sachverhalt verneint, damit man sie mit „Doch“ bejahen kann. Mein Schüler hat schnell begriffen: Er gab mir ein Beispiel: „Fährst du kein Fahrrad?“ „Doch!“
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Es ist Sonntagvormittag. Die U-Bahn ist zum Bersten voll. Eine Frau sagt zu ihrer Freundin. „Ich kann es nicht leiden, wenn die U-Bahn so voll ist. Nur eine Ölsardinendose darf so voll sein"
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Meine Freundin M erzählte, dass sie ihrem Vermieter ihren Wasser-Jahresverbrauch gemeldet hat, worauf der bemerkte: die Zahlen beweisen, dass sie einen sauberen Haushalt führen.
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Die griechische Mythologie ist unerschöpflich. Nachdem mich die Geschichte von Daphne und Apollo fesselte, entdeckte ich seine verschmähte Geliebte Klytia. Weil sie seine Liebe nicht zurück gewinnen konnte, setzte sie sich nackt auf einen Felsen, aß und trank nichts, starrte in die Sonne und beklagte ihr Unglück. Nach neun Tagen verwandelte sie sich in eine Sonnenblume, die ihre Blüte stets nach Apollos Sonnenwagen dreht. Eine antike Marmorbüste im Britischen Museum trägt den Namen „Klytia“, weil der Kranz, aus dem die Büste herauswächst, aus Blütenblättern der Sonnenblume gestaltet ist. Auf Hebräisch haben Sonne und Mond jeweils zwei verschiedene Vokabeln. Einmal männlich und einmal weiblich. Die Alltagssprache benutzt die männlichen Variante, die weiblichen kommen in Gebeten und Dichtung vor. Die Sonnenblume auf Hebräisch wird normalerweise aus dem weiblichen Vokabel hergeleitet. Haim Nachman Bialik, der Nationaldichter Israels (1873 – 1934), benutzte beide Vokabeln der Sonne, um über die Sonnenblume zu schreiben.
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Liebe Musikredakteure der ARD-Radiosender: Ich weiß, dass der Kanon von Johann Pachelbel etwas Besonderes ist, und dass er nur diesen einen Kanon geschrieben hat. Die ununterbrochene, zwei Takte lange Basslinie ist sofort zu erkennen. Dann spielt er mit den Oberstimmen. Das ist sehr schön. Aber warum fast jeden Tag und überall?
Eldad Stobezki
Rutschfeste Badematten und koschere Mangos
Gebunden, 150 Seiten
ISBN 9783949671159
Edition-W, Frankfurt, Frankfurt 2024
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Erstellungsdatum: 31.10.2024