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Was alles von Nöten ist, um ein Theaterstück auf die Bühne zu bringen, führt derzeit das Theatermuseum München vor Augen. Die Ausstellung „making THEATRE – Wie Theater entsteht“ wirft einen Blick hinter die Kulissen und gewährt seltene Einblicke in den künstlerischen und handwerklichen Schaffensprozess. Um die Abläufe von der ersten Idee bis zur Premiere authentisch wiederzugeben, wurden Künstler:innen und Gewerke des Residenztheaters rund um eine Inszenierung von „Romeo und Julia“ ein Jahr lang begleitet. Walter H. Krämer hat die Ausstellung gesehen und kann deren Besuch nur empfehlen.
Die Ausstellung making THEATRE – Wie Theater entsteht (noch bis 12.April 2026 im Theatermuseum München zu sehen) richtet die Aufmerksamkeit auf die Theaterschaffenden, die meist nicht im Scheinwerferlicht stehen. Auf Gewerke und Abteilungen also, ohne die die Kunst von Regisseur:innen, der Bühnen- und Kostümbildner:innen und auch der Schauspieler:innen nicht sichtbar werden würde.
Für die Ausstellung making THEATRE des Deutschen Theatermuseums begleitete das DTM in der Spielzeit 2024/2025 Theaterschaffende des Münchner Residenztheaters bei ihrer Arbeit für die Inszenierung von „Romeo und Julia“. Dabei entstanden einzigartige und vielstimmige Einblicke in den geschützten Raum des Theateralltags.
In der großen Sonderausstellung betritt man den Backstagebereich des Münchner Residenztheaters und begleitet die aktuelle Inszenierung von Shakespeares „Romeo und Julia“ (Premiere war am 16. Mai 2025 und die Aufführung ist weiterhin zu sehen. Termine
Das Deutsche Theatermuseum hat die Proben von „Romeo und Julia“ am Residenztheater begleitet und daraus eine Ausstellung gemacht. Detailreich lässt sich die Arbeit auf und hinter der Bühne kennenlernen. So sieht man beispielsweise Filmaufnahmen aus diversen Proben von „Romeo und Julia“ am Residenztheater. Außerdem viele Details, die alle zur Entstehung einer Aufführung gehören.

Für die Schau sind ein paar Umstände glücklich zusammengekommen. Als sich das Team des Theatermuseums und Kuratorin Maren Richter dazu entschlossen, den Theaterprozess zu erklären, hatte sich das Residenztheater gerade entschieden „Romeo und Julia“ auf der großen Bühne herauszubringen – ein Text, der so bekannt ist, dass er in einer Ausstellung kaum erläutert werden muss. Resi-Hausregisseurin Elsa-Sophie Jach wurde mit der Inszenierung beauftragt, was ein zweiter Glücksfall sein dürfte, da diese Regisseurin zugewandt, klug und offen ist.
Die Ausstellung fragt, was die Theaterwelt bewegt, heute, vor 50 oder 100 Jahren, zeigt dazu Highlights aus den historischen Sammlungen des Deutschen Theatermuseums, und fordert uns auf, über die Zukunft des Theaters nachzudenken und darüber zu sprechen. Und eröffnet Möglichkeiten – für Ausstellungen eher ungewöhnlich - einige der Ausstellungsstücke in die Hand zu nehmen, daran zu riechen, zu lesen oder damit zu spielen – beispielsweise mit handgefertigten Shakespeare Masken.
Das Buch zur Ausstellung wirft einen Blick hinter die Kulissen des Theatermachens und zeigt, wie Theater entsteht, von der ersten Idee bis zur Premiere. Das Buch dokumentiert nachhaltig die Ausstellung und ist ein sinnlich gestaltetes Buch mit vielen Bildern, Texten, Diagrammen, Skizzen, Kostümentwürfen und vertiefenden Exkursen.
Es startet mit dem Kapitel Wie alle beginnt und wird ergänzt durch den Exkurs Shakespeares First Folie. Dann geht es weiter mit dem Kapitel Kunst trifft Haus und im dazugehörigen Exkurs geht es um Verkleidung bis hin zum Bühnenkostüm. Die Werkstätten (Kapitel 3) dürfen natürlich auf keinen Fall fehlen und hier beschäftigt sich der Exkurs mit der Perspektive auf der Bühne. Dann kommt der Theaterbetrieb zur Sprache und der Exkurs wirft einen Blick auf eine Reformerin mit Unternehmenssinn: Die Neuberin. Es folgt das Kapitel Bühnentechnik, Licht, Ton, Video mit dem Exkurs Die Projektionskünstlerin Nina Tokumbet . Bleibt das Schlusskapitel Probenzeit und Aufführung mit einem Blick zurück und einem Protokoll der Mitbestimmung: Die Schaubühne am Halleschen Ufer Berlin.

Der Ausstellung und somit auch dem Buch geht es wesentlich darum zu zeigen, wer alles am Theater an einer Produktion mitwirkt und wie diese Zusammenarbeit funktioniert. Nicht von ungefähr steht daher am Anfang des Rundgangs ein „Wald der Vielen“. Er besteht aus Theaterlatten, einem wesentlichen Gestaltungselement der Schau und weist darauf hin, dass sich viel Arbeit im Theater der direkten Wahrnehmung entzieht.
Ein kostbares Prunkstück der Ausstellung – es gibt hiervon weltweit nur noch 234 Exemplar – ist die „First Folio“- Ausgabe von 1623, einer Leihgabe aus Köln. (Im Buch Seite 26 abgebildet)
An Hörstationen erste Stimmen aus dem künstlerischen Team, Buchtitel, die zur Vorbereitungslektüre von Regisseurin Jach gehörten. Dazu kurze Filme, die in Dauerschleifen Eindrücke der Probenarbeit vermitteln
Die Aufnahmen sind vor und während der Probenzeit entstanden – sie stellen seltene Einblicke in die künstlerische und handwerkliche Arbeit am Theater dar. Das Bühnenbildmodell ist in der Ausstellung im Theatermuseum zu sehen und im Buch ausführlich dokumentiert.
Von den Gesprächen über Textstellen zwischen Regisseurin Elsa-Sophie Jach und Dramaturgin Katrin Michaels, über die Arbeiten im Malersaal, die Schlosser und Schreiner beim Bühnenaufbau, die Transportfahrer. Man schaut Kostümbildnerin Johann Stenzel zu, sieht die Handgriffe in der Kostümabteilung, die Musiker beim Proben.
Wie entsteht Theater? Ein Jahr lang begleiteten die Kurator:innen des Theatermuseums München Künstler:innen und Gewerke des Residenztheaters rund um eine "Romeo und Julia"-Inszenierung. Und fanden einen Weg, die Flüchtigkeit des Theaterereignisses mit der Dauerhaftigkeit einer Ausstellung zu verbinden.

Die Ausstellung zeichnet die Entstehung einer Theaterinszenierung nach, von den ersten Plänen bis zum Premierenabend.
making THEATRE gewichtet die Arbeit der verschiedenen Abteilungen und Gewerke so, dass wir einen realistischen Eindruck von den mehrheitlich unsichtbaren Beiträgen zur Inszenierung erhalten.
Zu sehen gibt es eine abwechslungsreiche Mischung aus Entwürfen, Überresten, Dokumentarischem und theoretischen Abhandlungen.
An Entwürfen sehen wir zum Beispiel das Skizzenbuch der Bühnenbildnerin Marlene Lockemann, unterschiedliche Bühnenmodelle sowie technische Entwürfe für die komplexe Konstruktion. Zerfledderte Bücher des Inspizienten und Technikaufschriebe zeigen, wie sehr Theater aus Versuch und Irrtum wächst.
Lisa Frübeis hat während der Proben einen Reportage-Comic gezeichnet.
Erklärende Texte ordnen die Objekte gelungen in eine allgemeinere Schilderung der Theaterarbeit ein und öffnen Exkurse.
making THEATRE – Wie Theater entsteht
Eine Sonderausstellung des Deutschen Theatermuseums mit dem dazugehörigen Buch – herausgegeben von Maren Richter und Dorothea Volz
Wer neugierig auf Theater ist und einen Blick hinter die Kulissen werfen will, sollte sich einen Besuch der Ausstellung nicht entgehen lassen oder sich das Buch zur Ausstellung zu besorgen.
Siehe auch:
Kulturtipp

Maren Richter, Dorothea Volz (Hg.)
making THEATRE
Wie Theater entsteht
Deutsches Theatermuseum
München 2025
Bestellen
Erstellungsdatum: 11.12.2025