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Vor 60 Jahren endete der Frankfurter Auschwitzprozess

Man hört fast die Tränen

Jutta Roitsch


KZ Auschwitz, Lagertor. Foto: Bundesarchiv, Stanislaw Mucha. wikimedia commons

Der erste Auschwitzprozess in Frankfurt, der am 20. August 1965 endete, zog 16 Zuchthausstrafen nach sich. Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf die verurteilten Täter, die Organisatoren und Betreiber des Holocaust. Die überlebenden Opfer, die gegen ihre Peiniger aussagten, blieben im Halbschatten. Um sie mit der emotionalen Belastung nicht allein zu lassen, wurden Personen ausgesucht, die sich während des Prozesses um sie kümmerten. Nach einer Veranstaltung des Fritz Bauer-Fördervereins im historischen Saal des Haus Gallus sprach Jutta Roitsch mit dem ehemaligen Zeugenbetreuer Peter Kalb und dem Stadthistoriker Dieter Wesp.

 

Jutta Roitsch: Peter Kalb, Sie sind jetzt selbst Zeitzeuge dieses Prozesses geworden. Als sehr junger Student haben sie Zeugen betreut, die für diesen Prozess das Land der Täter betreten haben und im Gerichtssaal die Männer wiedersahen, die in Auschwitz über Leben und Tod entschieden haben. Was hat Sie bewogen, sich als Betreuer zu melden? Und wer hat über die Auswahl entschieden?

 

Peter Kalb: Das war eher ein Zufall. Es gab bereits eine kleine Gruppe von Frauen um die Initiatorin und ebenfalls Betreuerin Ulla Wirth, die Zeugen betreute. Der damalige hessische Ministerpräsident Georg August Zinn hatte veranlasst, dass für die Unterstützung der Zeuginnen und Zeugen ein kleiner Geldbetrag zur Verfügung stand. Abgewickelt wurde die Abrechnung aus formalen Gründen über das Rote Kreuz in Frankfurt. Auf diesem Weg erfuhr die Geschäftsführerin beim Roten Kreuz, Frau Brosch, dass die Zeugenbetreuung unter großem Personalmangel litt. Sie kannte mich persönlich und fragte meinen Vater, damals im Landesvorstand des DRK Hessen, ob er mich um Unterstützung bitten könne. Mein Vater sprach mich an, ob ich bereit wäre, Kontakt zu den Damen aufzunehmen. Das tat ich dann auch – ohne zu wissen, was mich da erwarten würde.

Erstellungsdatum: 27.07.2025