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Kit Downes spielt auf dem Orgelwerk des Kölner Doms

Respekt vorm sakralen Raum

Hans-Jürgen Linke


Kit Downes bei einem Konzert 2016 in der Stadtkirche Darmstadt. Foto: Jens Vajen. Wikimedia commons

Die Orgel ist die Königin der Instrumente. Und sie ist eine üppige Königin, mit ihrer technischen Ausstattung eine Herausforderung für jeden klangforschenden, entdeckungsfreudigen Tastenspieler. Wenn ein versierter und renommierter Jazzmusiker wie Kit Downes die Gelegenheit bekommt, auf der großen, mehrteiligen Orgel des Kölner Doms zu konzertieren, muss er nicht nur der enormen Räumlichkeit, also deren nachhalligen und tückischen Akustik, sondern auch der Bedeutung des Gebäudes Rechnung tragen. Hans-Jürgen Linke hat gehört, wie Downes die Aufgabe bewältigt.

 

Weil es etliche ehrwürdige Kirchen in Köln gibt und so viel bemerkenswerten Jazz, gibt es auch seit einigen Jahren Konzerte, bei denen Kirchenräume genutzt werden – die Trinitatiskirche etwa oder auch St. Agnes. Die Organisation der Cologne Jazzweek ist erfolgreich und geschickt darin, ihrer Musik neue Räume in der Stadt zu erschließen. Und jetzt gab es so etwas erstmals im größten Heiligtum der Stadt: Kit Downes, als Jazzpianist und Organist international profiliert, gab gegen Ende der diesjährigen Jazzweek ein denkwürdiges Konzert auf dem Orgelwerk des Kölner Doms. Bevor man aber mit der schicken Formel „Jazz im Dom“ zu hantieren beginnt, sollte man vielleicht noch zumindest terminologisch klarstellen, was da in der Hohen Domkirche zu Köln gespielt wurde und was nicht.

Wenn ein Organist, der als Jazzmusiker gilt, auf der Orgel improvisierte Musik spielt, ist das, was er spielt, nicht von allein Jazz. Andererseits ist Musik, die auf einer Kirchenorgel gespielt wird, nicht automatisch Sakralmusik. Was Kit Downes im Kölner Dom am späteren Abend des 3. September 2025 gespielt hat, ist Musik, die sich in einem offenen Spannungsfeld zwischen beiden Gattungen aufhält und dieses Spannungsfeld auch nicht verlassen hat.

Die Orgel ist nicht einfach ein traditionsreiches Musikinstrument. Sie war in den ersten Jahrhunderten nach ihrer Erfindung die größte und komplexeste Maschine im Abendland – erfunden und gebaut zum Lobe Gottes. Dieser Nimbus ist ihr fest verbunden.

Kit Downes, der in der Kategorie Tasteninstrumente jüngst den Deutschen Jazzpreis erhielt (übrigens in Köln), ist kein musikalischer Bilder- und Genrestürmer. Neben seiner Arbeit in Jazz-Formationen jenseits aller Mainstreams hat er ein Album mit Kompositionen für Kirchenorgel eingespielt und Solokonzerte auf der Orgel der Kathedrale von Norwich gegeben. Die Kathedrale von Downes‘ Geburtsstadt Norwich ist ein normannischer Bau, viel älter und nicht viel kleiner als der Kölner Dom, und die dortige Orgel ein ebenso modernes Instrument wie das in Köln.

 

Raumwirkungen

Erstellungsdatum: 14.09.2025