Der Höhbeck, kann man lesen, ist eine saale-kaltzeitliche Stauchendmoräne inmitten der niedersächsischen Elbtalaue, mithin im Biosphärenreservat Lüchow-Dannenberg. Neben dem Erkenntnisgewinn, den man bekommt, wenn man diese Informationen nachgeschlagen hat, führen sie uns vor Augen, wohin es Eldad Stobezki verschlagen hat. Schlüge man auch noch in Haaretz, der Genesis, dem Wetterbericht, in der Geschichte der Zugtoiletten, in der Münchner Kunst und in Ovids „Metamorphosen“ nach, fände man den Kosmos dieser Notizen in nuce.
Kommentar in Haaretz: „Nach der Abwehr des Angriffs aus dem Libanon signalisieren Israel und die Hisbollah eine Rückkehr zur Kampfroutine.“ Ist da vielleicht jemand, der an einer Friedensroutine interessiert ist?
./.
„Das ganze Leben besteht aus einem Text“, sagte mir neulich ein Freund. „Ja, ja“, sagte ich. „Am Anfang war das Wort und alles wurde durch das Wort geschaffen.“ Gott habe ich bei dem Zitat dieses Mal weggelassen.
./.
Was ist anstrengender, die Wohnung oder den Partner zu wechseln?
./.
Dass man die Welt nicht retten kann sehe ich schon daran, dass Leute, die ihre Wetterapp ständig konsultieren, sich weigern, einen Regenschirm mitzunehmen, obwohl die App in zwei Stunden Regen ansagt.
./.
Wir waren drei Tage im Wendland. Fifty shades of green. Im Naturpark Höhbeck blickt man auf die Elbe und kann sich an dem Grün nicht satt genug sehen. Im Imbiss, der sehr spartanisch aussieht, bekommt man, zu meiner großen Überraschung, Falafel. Die schmeckten sogar gut. Dann kommen Vater und Sohn. Der Vater wollte etwas essen, und ich empfahl ihm die Falafel. Er zögerte, dann sagte er: „Ich habe das schon mal gegessen. Wissen Sie, wir sind Ostdeutsche. Eigentlich würde ich etwas anderes essen, aber wenn Sie so davon schwärmen, bestelle ich eine Portion Falafel.“ Sein Sohn, mit Runen und Texten tätowiert (auf einem Bein las ich „Death“) sagte: „Ich bin Ostdeutscher, ich esse keine Falafel.“
./.
Auf der Bahnfahrt nach München gibt es wegen Baumaßnahmen viele Umleitungen. Wir fahren durch die grüne Landschaft, an Orten vorbei, von denen man nie etwas gehört hat. Kurz vor Nürnberg sehe ich ein Schild, das auf eine Ausstellung zur Geschichte der Zugtoiletten im DB Museum hinweist. Neben uns sitzen drei junge Paare aus dem Odenwald, die zu einem Konzert von Andreas Gabalier in München fahren. Sie trinken Apfelwein aus einer heimischen Kelterei.
./.
Bei unserer Freundin Raya in München entdeckte ich ein Bild des italienischen Künstlers Sebastiano A. De Laurentiis (1938-2018). Genannt wurde er „Der Künstler der Erde“. Das Bild besteht aus getrockneter Erde und kleinen Weinbergschnecken und sieht aus, als hätte der Künstler diese Masse aus einer Pfütze geholt und konserviert. „Das freut mich, dass du so begeistert bist“, sagt Raya. „Die meisten Besucher fragen mich, warum ich den Dreck an der Wand hängen habe.“
./.
Jemand beim Schlaf zu beobachten ist voyeuristischer als ohne Erlaubnis einen nackten Menschen zu beobachten.
./.
Die Portugiesin Joana Vasconcelos stellt ihre bunten, von der portugiesischen Kunsthandwerkstradition inspirierten Strick-, Häkel- und Stoffinstallationen im Schloss Gottorf in Schleswig aus. Im Video erzählt sie von den Frauen, die in der Kunstwelt unterdrückt waren und noch sind. Ihre Kunst, behauptet sie, kann nur von einer Frau, und dazu von einer Portugiesin, geschaffen werden. Sie erwähnt Daphne, die sich Apollo nicht beugen wollte und es vorgezogen hat in einen Lorbeerbaum verwandelt zu werden. Sie erwähnt die Skulptur von Bernini in der Galleria Borghese, die mich immer wieder in vielerlei Bezügen beschäftigt. Dann kommt die Nachricht, dass der UNESCO Welterbe Lorbeerwald auf Madeira vom Brand gefährdet, aber von den Flammen noch nicht erfasst ist.
./.
Hallo Heuhaufen, ich könnte deine Nadel sein.
Eldad Stobezki
Rutschfeste Badematten und koschere Mangos
Gebunden, 150 Seiten
ISBN 9783949671159
Edition-W, Frankfurt
Erstellungsdatum: 29.09.2024