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111 Actionszenen der Weltliteratur

Unerhörte Episoden

Unerhörte Begebenheiten aus dem Leben von Schriftstellerinnen und Schriftstellern sind nur möglich, wenn diese ihren Beruf gerade nicht ausüben, sondern zu Lande, zu Wasser und in der Luft unterwegs sind, Kegeln, Musizieren, auf der Jagd oder einer Party auffallen, kurz, wenn sie das tun, was andere Menschen auch tun – wenn Weltliteraten also von der Grundannahme, keine normalen Menschen zu sein, abweichen. Ruthard Stäblein schreibt, warum und wie die „111 Actionszenen der Weltliteratur“ zu lesen sind.

Zur Trennung von Kirche und Staat

Gott regiert mit

Ist denn der Schwur wahr, wenn Gott nicht hilft? Wer der Schwörenden hat über den Zusatz der Eidesformel nachgedacht? – Bei der neuen Bundesregierung steht Religion hoch im Kurs: 13 der 17 Ministerinnen und Minister sprachen ihren Amtseid mit Bezug auf ein religiöses Bekenntnis – auch der neue Bundeskanzler. Erstmals wird eine Regionalbischöfin zur Staatssekretärin ernannt. Droht statt staatlich geforderter weltanschaulicher Neutralität ein klerikal-konservatives Rollback? Helmut Ortner erinnert an unsere Verfassung.

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Orsolya Karafiáth

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Diesmal „Weder Quelle noch Meer” von Orsolya Karafiáth. 

 

Liederabend mit Georg Zeppenfeld und Gerold Huber in Frankfurt

Nach angezogener Handbremse fulminante Explosion

Georg Zeppenfeld ist unstrittig einer der großen Wagner-Bässe unserer Zeit. Als Liedsänger fiel er jedoch bisher eher nicht auf. Und ob er das konnte, dessen schien sich der große Sänger anfangs selbst nicht sicher zu sein. Doch als er bei den Zugaben ankam, hatte er sich gefunden und legte zwei fulminante Balladen in der Frankfurter Oper hin, mit denen er Andrea Richter auch in dieser Disziplin endgültig überzeugte.

Jürgen Ploogs 90. Geburtstag

Über das Verschwinden

Jürgen Ploog, der 2020 starb, gehörte zur literarischen Avantgarde. Deshalb ist er nur einem interessierten Leserkreis bekannt gewesen. Der schätzte vor allem die Cut-up-Technik, mit der Ploog viele seiner Romane verfertigte. Dabei werden Sätze aus anderen Romanen oder Zeitschriften ausgeschnitten und in neue Kontexte montiert. Aber der Langstreckenpilot Ploog war breiter orientiert, schrieb, zeichnete, malte und reflektierte das eigene Tun. Wolfgang Rüger porträtiert den Künstler, der in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden wäre.

Textland: Video-Interview

Wo wollen wir hin?

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Für Barbi Marković gehört Humor zum Leben und dient im Miteinander dazu, Verständnis zu zeigen: „Ich kommuniziere viel über Humor im zwischenmenschlichen Bereich, denn er bringt Entspannung in Situationen.“

Der letzte Slawenfürst

Jaxa von Köpenick

Dass nationalstaatliche Kategorien der Moderne zum Verständnis des Mittelalters wenig taugen, zählt mittlerweile zum historischen Allgemeinwissen, das sich gerade am Beispiel Jaxas von Köpenick eindrucksvoll illustrieren lässt. Er regierte im 12. Jahrhundert über ein Gebiet im Osten und Südosten des heutigen Berliner Raumes. Sein Tod im Jahr 1176 leitete das Ende der slawischen Herrschaft an der Spree ein, wie Winfried Dolderer zu berichten weiß.

Stig Dagermans „Trost“

Jagdfreudig

Nicht viel, aber keine Kleinigkeit: Stig Dagermans „Trost“. Gegen Ende seines kurzen Lebens schrieb der schwedische Journalist und Schriftsteller: „Alles was ich besitze, ist ein Zweikampf, und in jedem Augenblick meines Lebens tobt dieser Zweikampf zwischen den falschen Tröstungen, die bloß die Ohnmacht steigern und meine Verzweiflung vertiefen, und diesen echten Tröstungen, die mich hinführen zu einer flüchtigen Befreiung“. Kerstin Lücker hat das Buch gelesen.

Frank Capra und der American Dream

Fahrstuhl und Mundharmonika

Schon die Biographie Frank Capras liest sich wie die Nacherzählung einer seiner Filme. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen – der Vater ist Obstpflücker – emigriert er als Fünfjähriger mit der Familie nach den USA, verdient als Zeitungsjunge ein wenig Geld; der Vater stirbt, der Junge schlägt sich mit unzähligen Gelegenheitsjobs durch, die ihn in die Filmstudios führen, in denen er schließlich als Starregisseur mit prägenden Filmen Varianten des amerikanischen Traums realisierte. Thomas Rothschild beschreibt, vor allem anhand des Films, der im Deutschen Lebenskünstler hieß, die Grenzen des Künstlers.

Versuch über Clarice Lispector

„Ich bin ihr alle!“

Jeder Mensch ist nicht nur für das verantwortlich, was er tut, sondern auch für das, was alle anderen tun: Fjodor Dostojewskis moralisches, überforderndes Axiom hat auch die brasilianische Schriftstellerin Clarice Lispector für sich in Anspruch genommen. Dennoch wurde sie nicht als intervenierende Aktivistin bekannt, sondern als erfolgreiche Autorin. Felix Philipp Ingold beschreibt die ambivalente Figur Lispector. Die Gesichter, die uns aus ihren Porträtfotos ansehen,  sind die einer entschlossenen Frau.

Rainer Wieczoreks „Ringo-Variationen“

Bach im Yellow Submarine

„Könnte es sein, dass wir uns schon bald trennen?“, sangen die Beatles ahnungsvoll in „We can work it out“ und eben lange vor der Kanzlerin: „Wir können es schaffen“. Sie haben es nicht geschafft. Aufstieg und Zerfall der „Fab Four“ aus der Sicht ihres Schlagzeugers Ringo Starr zu schildern und obendrein, was man nicht wissen kann, mit Variationen von Möglichkeiten zu ersetzen, hat Rainer Wieczorek unternommen. Und PH Gruner hat es gerne aufgenommen.

Aus dem Notizbuch

Bügeln, Liebe und Liebhaberei

Wer an ein Leben nach dem Tod glaubt, kann berechtigterweise bezweifeln, ob er noch lebt. Das nachzuweisen, indem man sich in den Arm zwickt, um den Schmerz zu spüren, beseitigt den Zweifel nicht. Sollte das tägliche Aufschreiben des Datums, wie On Kawara das betrieb, Gewissheit bringen? Oder schreibt er möglichweise noch immer? Eldad Stobezkis Notate zum Datumskünstler nehmen aber auch noch den Clown im Palast mit, Strippenzieher, Körperkontakte, Herzkranzgefäße und vor allem das Bügeln.

Textland: Video-Interview mit Martin Piekar

Dann werden neue Welten erfunden

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Martin Piekar rechnet damit, dass wir „in den nächsten Jahren eine Renaissance der Romantik erleben … weil die Menschen müde geworden sind von Inflation, Kriegen, der Pandemie – kurz: von jedem großweltlich politischen Irrsinn.“

8. Mai 1945

Keine „Stunde Null“

Der Tag des Kriegsendes am 8. Mai 1945, damals von den Deutschen als „Zusammenbruch“ bezeichnet, gilt heute als „Tag der Befreiung“, als Chiffre für den Beginn unserer Demokratie. Doch die „Stunde Null“ ist auch Beginn des kollektiven Verdrängens und Vergessens der Verbrechen des Nationalsozialismus – und der stillschweigenden Integration der Täter in der Nachkriegszeit. Helmut Ortner beschreibt, was in diesem neuen deutschen Staatsgebilde unverändert blieb, wie Täter zu Opfer wurden und wer von nichts gewusst hat.

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Dragana Mladenović

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Diesmal „Weit weg” von Dragana Mladenović. 

Vor 70 Jahren: Denkschrift „Zur Lage der deutschen Nichtarier“ von Elisabeth Schmitz

Übersehen, überhört, vergessen

Was das Naziregime im Schilde führte, durchschaute Elisabeth Schmitz von Anfang an. Bereits 1935 attackiert sie in einer Denkschrift die Drangsalierung jüdischer Bürger:innen und rettet vielen das Leben. Ihre couragierte Haltung wurde mehr als ein halbes Jahrhundert vollkommen ignoriert. Anlässlich des 90. Jahrestags der Denkschrift ehrt ihre Geburtsstadt Hanau sie mit einer Büste. Doris Stickler gibt Einblick in das Leben der Widerständlerin.

Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ in Wiesbaden

Die Verleumdung ist ein Lüftchen

Weniger bekannt ist, dass der gelernte Uhrmacher die Ankerhemmung für Taschenuhren, aber auch ein Pedalsystem für die Harfe erfand: Pierre-Augustin Caron, der sich de Beaumarchais nannte und Dramen und Komödien verfasste, darunter den „Barbier von Sevilla“. Nach Paisiello und Mozart griff auch Gioachino Rossini nach dem Stoff und komponierte innerhalb von 13 Tagen die gleichnamige, bis heute erfolgreiche Opera buffa. In Wiesbaden hat sie Walter H. Krämer jetzt auch mit Puppen aufgeführt gesehen.

Deutsche Geschichte in Osteuropa

Autobahnen denken lautlos

Namen von Landschaften, Städten und Dörfern sind Chiffren für Geschichte und Geschichten. Sie zu entziffern und sich damit unserer Geschichte innezuwerden, ist ohne Recherchen meist nicht möglich. Dass die Geschichte, zumal die deutsche Geschichte im Osten Europas, dennoch weiterwirkt, mag auch Irrationales zwischen den Nachbarn erklären. Matthias Buth hat sich auf den Weg begeben.

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Blaga Dimitrova

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Diesmal „Der Korbmacher” von  Blaga Dimitrova.

Textland: Video-Interview mit Lena Gorelik

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Dass ihr vermittelt wurde „wie wichtig es ist, alles mit Humor zu betrachten“, weiß Lena Gorelik heute überaus zu schätzen. „Vor allem wurde mir sehr früh durch diese Sichtweise beigebracht, über mich selbst lachen zu können.“

Aus dem Notizbuch

Kohlrabi und hohe Decken

Genau genommen ist jede Schrift eine Chiffre, deren Buchstäblichkeit man kennen muss, damit man sie ent-ziffern, also lesen kann. Musik dagegen wirkt unmittelbar über Luftschwingungen auf den Leib, das Nervensystem und – poetisch ausgedrückt – aufs Gemüt. Eldad Stobezki formuliert das kürzer, nachdem er über Kohlrabi, die Spinne an der Decke, das Blau und den Rhythmus nachgedacht hat.

Thomas Lehrs „Kafkas Schere“

Aus der Welt fallen in extreme Bildräume

Wenn Wahrheit der Anspruch des Schreibens ist, dann kann sie nicht in der Widerspiegelung der Realität bestehen, sondern in der Radikalisierung des Vorgefundenen. Und der kann man nicht vertrauen. In „Kafkas Schere“ hat Thomas Lehr Geschichten erzählt oder aufgegriffen, um sie verschärfend zu verändern und in ihre Konsequenzen zu führen. Ewart Reder hat das Buch gelesen.

Fotografien von Robert Lebeck in Rüsselsheim

Lauter glückliche Momente

Dem Fotografen und Fotoreporter Robert Lebeck (1929-2014) gelang es stets, den richtigen Moment zu treffen. Das ist eine hohe Kunst, denn sie erfordert nicht nur Geschick, sondern man muss auch zum besten Zeitpunkt am Platz sein, sein Objektiv instinktiv auf den richtigen Ausschnitt dieser Welt halten. Lebeck selbst nannte es „unverschämtes Glück“, wenn er im rechten Moment abdrücken konnte. Isa Bickmann besuchte die Ausstellung in den Rüsselsheimer Opelvillen, die sich seinen ausgewählten Reportagen aus Deutschland widmet, und war versucht, immer wieder Aktualitätsbezüge zu sehen.

Über die Verhinderung von Öffentlichkeit in unserer Gegenwart

Eine Zensur findet statt

Der mündige Staatsbürger kann private und politische Entscheidungen sinnvollerweise nur treffen, wenn er ausreichend und differenziert informiert ist. Dies zu gewährleisten, liegt in der Verantwortung der Medien, also der Presse und der öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten. Zensur schränkt diese Verantwortung ein und entmündigt den Menschen. Nach Artikel 5,1 unseres Grundgesetzes findet Zensur nicht statt. Thomas Rothschild setzt in seinem Essay die Wirklichkeit gegen den Anspruch.

„Souvenirs d’un apatride” von Daniel Cohn-Bendit und Marion Van Renterghem

Nicht harmonische Entwicklung

Daniel Cohn-Bendit, jetzt 80-jährig, wurde im Paris der späten 1960er-Jahre von den Medien zum Sprecher („Dany le Rouge“) der Bewegung 22. März gemacht. In Frankfurt wurde er mit Joschka Fischer Wortführer der undogmatischen Linken („Spontis“). Beide Städte belebte er mit zahlreichen Aktionen, bevor er als erster Frankfurter Dezernent für multikulturelle Angelegenheiten und als Europa-Parlamentarier wirkte. In dem Buch „Souvenirs d’un apatride”, das jetzt in Frankreich veröffentlicht wurde, gibt er Auskunft über sich selbst. Und Rainer Erd hat es gelesen.

„The Fall of the House of Usher“ am Staatstheater Mainz

Madeline im Leichensack

„Ich weiß nicht, wie es geschah – aber beim ersten flüchtigen Anblick des Baues beschlich ein Gefühl unleidlicher Düsternis meinen Geist.“ Wie in anderen Erzählungen bereitet Edgar Allan Poe das Grauen vor, das er dann inszeniert. Und er bevorzug extrem alte Geschlechter, deren isoliertes Leben, Inzucht und vergangene Verbrechen das Unheimliche verkörpern. „The Fall of the House of Usher“ ist am Staatstheater Mainz mit der Musik von Philip Glass auf die Bühne gebracht worden, und Margarete Berghoff hat die Oper gesehen.

Udo Bregers „Extraterritorial. Zeiten mit Carl Laszlo“

Einmal Hölle und zurück

Fünf Jahre mit einem hedonistischen, kunstbesessenen Psychoanalytiker, der sich als Teil der Avantgarde der 60er- und 70er-Jahre sieht. Da gibt es einiges zu erzählen. Die Berichte und Dokumente aus dieser Zeit haben Kultstatus. Der Übersetzer, Verleger und Beat-Generation-Experte Udo Breger hat mit „Extraterritorial. Zeiten mit Carl Laszlo“ ein weiteres Erinnerungsbuch veröffentlicht. Wolfgang Rüger hat es gelesen.

Textland: Video-Interview

Das Medium ist die Botschaft

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. „Wenn wir unter Literatur diesen Gattungsbegriff verstehen, der sich im 19. Jahrhundert in der bürgerlichen Gesellschaft geformt hat, dann sollten wir nicht zu viel von ihr erwarten“, findet Leon Joskowitz. Es handele sich „natürlich um ein ideologisches Konstrukt, das zur Abgrenzung und zur Elitenbildung dient.“ 

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Zsuzsa Rakovsky

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Diesmal „Einbahnstraße” von Zsuzsa Rakovsky.

Zschäpes Draht zum Verfassungsschutz

Beate Zschäpe, der NSU und der Inlandsgeheimdienst

Wie der Name schon sagt, ist der Geheimdienst ein geheimer, intransparenter Dienst. Er scheint manchmal dermaßen geheim zu sein, dass ihm selbst nicht bekannt ist, was er tut. Das aber wäre eine freundliche Interpretation seiner obskuren Tätigkeiten. Glaubt man ausnahmsweise der skandalgierigen Bildzeitung, dann waren die Beziehungen des Dienstes zum „Nationalsozialistischer Untergrund“ enger, als man glauben möchte. Detlef zum Winkel kommentiert.

Sibylle Bergs „RCE #RemoteCodeExecution“ am Berliner Ensemble

Das abgründige Gute

Wenn Goethe Mephisto sich mit den Worten vorstellen lässt, er sei „ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft“, so erfahren wir im Alltag auch das teuflische Gegenteil, nämlich Gutwillige, die stets kräftig das Böse schaffen. Sybille Bergs Roman „RCE #RemoteCodeExecution“, der in der Bearbeitung von Kay Voges und Sibylle Baschung beim Berliner Ensemble auf die Bühne kam, arbeitet diese Erkenntnis aus, wie Walter H. Krämer berichtet.

Ein Austausch mit Boualem Sansal in der Zeit des „Arabischen Frühlings“

Gefährlich ist der Moment, in dem man spricht

Seit Boualem Sansal, Träger des Friedenspreises 2011 und einer der bedeutendsten Schriftsteller Algeriens, im November 2024 in seiner Heimat verhaftet worden ist, setzen sich weltweit der Autorenverbund PEN International, solidarische Protestbewegungen und Intellektuelle wie der Politikwissenschaftler Claus Leggewie für die Freilassung des erkrankten, achtzigjährigen Autors ein. Sansal war sich seiner Gefährdung bewusst. In einem Gespräch, das er im Januar 2012 zu Beginn des von Hoffnung getragenen „Arabischen Frühlings“ mit Miriam Shabafrouz und Andrea Pollmeier in Frankfurt führte, sprach er über dieses Risiko und seinen Umgang mit Angst.

Textland: Video-Interview

Ich möchte einen Raum schaffen

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Aileen Schneider will „einen Raum schaffen, in dem wir uns gemeinsam Fragen stellen und dadurch zu einem Verständnis kommen können, wie gewisse Mechanismen, Systeme und Strukturen entstehen, wie sie aufgebaut sind und funktionieren.“ 

Ausstellung RrOMA LEPANTO bei Kai Dikhas in Berlin

Wer ruderte die Galeeren in der Schlacht von Lepanto?

Eine Ausstellung von Kai Dikhas in Berlin erzählt die historische Seeschlacht von Lepanto aus der Perspektive der Roma neu und lädt dazu ein, genauer hinzusehen. Die ursprünglich auf der Biennale Venedig gezeigten Werke der beteiligten Künstler*innen wollen einen Diskurs über die (Un-)Sichtbarkeit und Anerkennung der Beiträge der Roma zur europäischen Geschichte und Gesellschaft initiieren. Noch bis Ende Mai ist die Gemeinschaftsausstellung in Kreuzberg zu sehen. Cornelia Wilß berichtet.

Schwarz-rote Bundeskulturpolitik

Wie gehabt

Dass sich die Koalitionsvereinbarungen zur Kulturpolitik einer Rede bei einer Landwirtschaftsausstellung aus Flauberts „Emma Bovary“ bedienen, wie Jürgen Kaube in der F.A.Z. schreibt, überrascht nicht. Copy & paste oder KI? Nicht nur Pathos und Ahnungslosigkeit kennzeichnen angemaßte Kompetenzen, sondern, wie der Dichter und Jurist Matthias Buth zeigt, der eigenmächtige Umgang der bundeskulturellen Einrichtungen mit unseren Gesetzen.

Aktiv für Demokratie

Woche der Meinungsfreiheit

Freie Meinungsäußerung und lebhafte Debatten sind unverzichtbare Elemente einer Demokratie. Da rechtsextreme Einstellungen und KI gesteuerte Algorithmen jedoch zunehmend die Werte der freiheitliche Ordnung bedrohen, rief der Börsenverein des Deutschen Buchhandels 2021 die bundesweite „Woche der Meinungsfreiheit“ in Leben. Die Geschichtswissenschaftlerin Margit Ketterle war an dem Vorstoß maßgeblich beteiligt, Doris Stickler hat mit ihr gesprochen. 

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Maryja Martysievich

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Diesmal „Sie: Penelope” von Maryja Martysievich.

Interview mit Investigativjournalistin Kathrin Hartmann

Frontlinien der Klimakrise

Wer Öl ins Feuer gießt, entfacht bewusst einen noch größeren Brand. Die Journalistin Kathrin Hartmann analysiert – von den USA über Rügen bis Namibia – weltweit Projekte, die „global und gerecht“ aus Krisen herausführen sollen. Im Austausch mit Insidern vor Ort werden erschütternde Kontinuitäten einer profitgetriebenen Zerstörung erkennbar. Sachlich und einfühlsam zugleich beschreibt die Autorin die widersprüchlichen Effekte ökonomischer und technologischer Maßnahmen auf Mensch und Umwelt. Andrea Pollmeier hat mit der Autorin über ihre Recherchen gesprochen.  

Der Westen, Europa und seine Feinde (2. Teil)

Abrechnung (2)

Nur im gemessenen zeitlichen Abstand werden Historiker feststellen können, wann die neue Zeit begann. Was wir aber schon wissen, ist, dass die Deutschen, von deren Boden nach dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg nie wieder ein Krieg ausgehen sollte, die deshalb militärische Rüstung eher symbolisch verstanden und ihre Sicherheit den transatlantischen Verbündeten anvertrauten, durch Russlands Aggressionskrieg gegen die Ukraine und die antieuropäische Haltung der US-amerikanischen Regierung sich neu erfinden müssen. Der Politikwissenschaftler Claus Leggewie setzt sich mit Positionen, Theorien und der Realität auseinander. Wir bringen den Text in zwei Teilen. Hier ist Teil zwei.

Trump und die Welt des Karnevals

„Es lebe der König"

„Ich liebe die Ungebildeten“, bekannte der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Diese Selbstliebe aber muss auch das Wissen um die historischen Modelle ignorieren, die man selbst nachspielt. Und wäre die Situation nicht so ernst, könnten wir uns über die Narrengeschichten aus der Neuen Welt amüsieren. Die Archäologin und Historikerin Evangelia Kelperi führt mit Verweisen auf die Gegenwart Beispiele von der Antike bis zur Renaissance an, als Saturnalien und Karneval noch eine grundstürzende Bedeutung hatten.

Textland: Video-Interview

Man kann ja nicht den ganzen Tag weinen

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Dana von Suffrin glaubt, „dass Literatur uns wirklich dabei hilft, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Das klingt jetzt wie das blödeste, abgedroschenste Klischee. Aber genau das möchte man doch eigentlich erreichen. Dadurch kann man eine Verbindung zwischen Leuten herstellen.“

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Radmila Lazić

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Diesmal „Selbstbildnis” von Radmila Lazić.

Vor 80 Jahren wurde Georg Elser hingerichtet

Allein gegen Hitler

Vor achtzig Jahren – am 9. April 1945 – wurde der Schreinergeselle Georg Elser im KZ Dachau ermordet. Mit einer selbstgebastelten Bombe hatte er ein Attentat auf Hitler geplant, während dieser im Münchner Bürgerbräukeller eine Rede hielt. Doch der „Führer“ verließ vorzeitig den Saal und kam mit dem Leben davon. Elser wurde als „Sonderhäftling“ jahrelang inhaftiert – und kurz vor Kriegsende auf Befehl der Gestapo erschossen. Helmut Ortner schreibt über den Mann, der die Bombe baute, die Hitler töten sollte.

Der Westen, Europa und seine Feinde (1. Teil)

Abrechnung (1)

Nur im gemessenen zeitlichen Abstand werden Historiker feststellen können, wann die neue Zeit begann. Was wir aber schon wissen, ist, dass die Deutschen, von deren Boden nach dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg nie wieder ein Krieg ausgehen sollte, die deshalb militärische Rüstung eher symbolisch verstanden und ihre Sicherheit den transatlantischen Verbündeten anvertrauten, durch Russlands Aggressionskrieg gegen die Ukraine und die antieuropäische Haltung der US-amerikanischen Regierung sich neu erfinden müssen. Der Politikwissenschaftler Claus Leggewie setzt sich mit Positionen, Theorien und der Realität auseinander. Wir bringen den Text in zwei Teilen. Hier ist Teil eins.

Marine Le Pen und die „Justiztyrannei“

Vorsätzlich begangener Betrug

Nicht nur schlechtes Benehmen zeichnet die Repräsentanten rechtsextremer Parteien diesseits und jenseits des Atlantik aus, sondern auch unverhohlene Korruption, die dreiste Umkehrung des Täter-Opfer-Verhältnisses und die Akzeptanz der Gesetze nur zum Eigennutz. Will die Exekutive ihre Glaubwürdigkeit nicht verlieren, muss sie Gesetzesverstöße ahnden. Weil das in Frankreich jetzt geschah, mobilisiert Marine Le Pen ihre Anhängerschaft gegen die Justiz. Jutta Roitsch hat genau hingesehen.

Aus dem Notizbuch

Die persönliche Urne

Spirituosen. So nennt man geistige Getränke. Und tatsächlich gesellt sich auch der Weingeist, wenn er sich nicht als Gespenst erweist, gerne zu anderen geistigen Medien wie den Büchern. Eldad Stobezkis vagabundierende Notizen streifen Sicherungskopien, das messerscharfe Maß, den Maulbeerbaum, selbstgetöpferte Urnen, den Tod von Schmetterlingen und Menschen.

„Briefe aus der Roten Wüste“ von Maria Borio und Tom Schulz

Die Pinie am Haus

Eigentlich gehört es sich nicht, fremde Briefe zu lesen. Und selbst wenn sie in Buchform erscheinen, fällt der Blick in eine sonst geschützte Privatsphäre. Zum Glück wird die Neugier beim lyrischen Paarlauf mit Maria Borio und Tom Schulz in berückende Bahnen geleitet, wo sie zwischen Eidechsen und Olivenbäumen mit kunstvoll zarten Versen belohnt wird. Bernd Leukert hat sich von den Briefen aus der Roten Wüste betören lassen.

Programm und Kompromiss

Bett, Seife und Brot

Solange zwei Gewählte ihre Ungleichheit betonen, werden ihre großen politischen Entwürfe beim Kuhhandel enden, und die unredlichen Diskreditierungen werden kein Ende nehmen. Der Tauschhandel, der Existenzen von Migranten, Armen, Frauen und Müttern verdinglicht, kann dem Zynismus nicht entgehen. Peter Kern hat die Optionen der Verhandlungspartner in den Blick genommen.

Handverlesen

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Hier „Zu spät" von Mirela Ivanowa.

Giacomo Casanova zum 300. Geburtstag

Er war nie verheiratet

Am 2. April 2025 vor 300 Jahren wurde Giacomo Casanova geboren. Dass er zu einer prominenten Figur des 18. Jahrhunderts wurde, dafür hat er selbst gesorgt. Aus den vielen Facetten seines Lebens wurden aber immer nur wenige verbreitet, so dass jeweils ein verzerrtes, vergröbertes Bild von ihm existiert. Tatsächlich war er ein mannigfaltig talentierter Mann, der mit heute unvorstellbaren Methoden versuchte, seine Existenz und sein Leben zu retten. Nach einer kurzen biografischen Skizze eine Erinnerung an Lasse Hallströms „Casanova“-Film von Marli Feldvoß.

Reimanns L`invisible an der Oper Frankfurt

Vom Ende zum Anfang

Selten wird die Tatsache, dass sich die reale wie metaphysische Welt aus unzähligen Fragmenten zusammensetzt, so klar widergespiegelt, wie in Aribert Reimanns letzter vollendeter Oper „L`invisible“ (das Unsichtbare). Einzelne Teile für sich betrachtet, hätten weder Bedeutung noch Überzeugungskraft. Erst durch das Zusammensetzen entsteht ein faszinierendes Gesamtbild immerwährender Transformation, zu der der Tod genauso wie das Leben gehört. In der Erstaufführung der Oper Frankfurt wird es, meint Andrea Richter, sinnlich erfahrbar gemacht.  

Frauen in Indien

Die Ware Frau

Frausein in Indien ist immer noch belastet von Jahrhunderte alten Konventionen. Was das bedeutet, hängt davon ab, welcher gesellschaftlichen Klasse und Kaste die Frau angehört. Indien hatte eine Ministerpräsidentin zu einer Zeit, als das bei uns noch undenkbar schien. Die Schere der Chancen und Möglichkeiten geht und ging schon immer weit auseinander. Clair Lüdenbach hat sich über die Frau als Bewahrerin und Ware Gedanken gemacht.

Ewart Reders „Komisch, dass wir nicht merken, dass wir komisch sind“

Jenseits der Schubladen

Ephraim Kishon fragte einst: „Haben die Deutschen Humor? Wenn ja, warum nicht?“ Das traf nicht nur die Deutschen, die allzu oft keinen Zugang zum Kunstpalast des Unernstes finden. Auch die Nichtdeutschen stehen nicht selten fassungslos vor unserer absurden Komik, die es durchaus gibt. In seiner Textsammlung mit „Possen und Glossen“ hat Ewart Reder die freiwilligen und unfreiwillig komischen Abgründe überquert, und Paul-Hermann Gruner hat einen Blick darauf geworfen.

Die AFD-Hochburg, der Kabarettist und das Erinnern

Kehrt Werner Finck nach Görlitz zurück?

Görlitz, am östlichen Rand der Republik, ist eine besonders schöne, geschichtsträchtige, auch zukunftsorientiere Stadt – und AFD-Hochburg. Hier wurde Werner Finck geboren, der Großmeister des politischen Kabaretts. Einst berühmt, heute bei vielen vergessen. Das soll sich jetzt ändern. Helmut Ortner erinnert an den großartigen Schauspieler und Kabarettisten und bringt ihn nach Görlitz zurück.

Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa

Tanja Stupar-Trifunović

Diese Poesie ist in mehrfacher Hinsicht erlesen. Denn sie wird durch die Stimme und Gestaltungskunst einer einzigartigen Rezitatorin versinnlicht und zugleich inhaltlich reflektiert. Birgitta Assheuer hat in ihrer Reihe „Handverlesen“ 25 Gedichte aus 16 Ländern ausgewählt und gelesen, Lyrik von Frauen aus Mittel- und Osteuropa. Zugewandt und klug kommt uns ihre Dichtung entgegen, und wir müssen nur hören. Hier „alte und goetter" von Tanja Stupar-Trifunović.

Friedman in der Oper Frankfurt

Die Knie beugen und den Ring küssen

Leoš Janáčeks letzte Oper „Aus einem Totenhaus“ nach den Aufzeichnungen Fjodor M. Dostojewskis aus seinen eigenen Erfahrungen erzählt von den Insassen eines Straflagers. Regisseur David Hermann versetzte das Werk in unsere Gegenwart und zeigt einen Journalisten, der in die Fänge eines repressiven Regimes gerät. Entlang dieser Handlung diskutierte Michel Friedman im Rahmen seiner Gesprächsreihe in der Frankfurter Oper sehr spannend mit dem Leiter des ZDF-Studios in Washington, Elmar Theveßen, die Frage von Opportunismus angesichts der Bedrohung durch autoritäre Staatsideen und -lenker.

Die Theologin Katharina Staritz

Was Frauen möglich war

In der evangelischen Kirche war Frauen bis 1950 das Pfarramt verwehrt. Diesen Missstand beendete der Theologe Martin Niemöller mit Schaffung der deutschlandweit ersten Planstelle für eine Theologin, die er vor 75 Jahren mit einer außergewöhnlichen Frau besetzte. Doris Stickler gibt Einblick in das Leben von Katharina Staritz, die sich weder im NS-Regime noch im männerdominierten Nachkriegsdeutschland mundtot machen ließ.

Klaus Maecks „Volle Pulle ins Verderben“

Hedonismus & Anarchie

Ein alternatives Herz und ein zupackender Wille – ein Punker in Leitungsfunktionen: Der Filmemacher, Filmproduzent, Musikverleger, Manager, Regisseur, Autor und Weltenbummler Klaus Maeck hat jetzt eine Art Autobiografie vorgelegt. Wolfgang Rüger hat „Volle Pulle ins Verderben“ gelesen.

Toussaint Louverture und die Haitianische Revolution

Ein General kämpft gegen die Sklaverei

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – das sollte nach der Französischen Revolution nicht nur in Frankreich gelten, sondern auch in Kolonien wie Saint Domingue, dem heutigen Haiti. Dort kämpfte Toussaint Louverture als General der französischen Armee für die Durchsetzung dieser Ziele. Der britische Historiker Sudhir Hazareesingh hat in einer preisgekrönten wissenschaftlichen Studie das Wirken Toussaints erforscht und den Blick auf den General, der den weltweit ersten Unabhängigkeitskampf von Sklaven gegen die Kolonialherrschaft erfolgreich angeführt hat, von vielschichtigen stereotypen Klischees befreit. Andrea Pollmeier hat das Buch gelesen.

30 wuchtige Thesen für die Gesellschaft und die Politik

Verspieltes Vertrauen zurückgewinnen

Vier Prominente der deutschen Gesellschaft haben an die Tür einer sich findenden Regierung 30 Thesen für einen handlungsfähigen Staat geschlagen, die auf Reformen, nicht auf Reformation hinauslaufen. Mit ihnen wird gefordert, die vernachlässigten Strukturen des Staates in einen funktionsfähigen Zustand zu versetzen. Jutta Roitsch hat sich das Papier genauer angesehen.

Aus dem Notizbuch

Ahle Worscht und Krinoline

Wenn er nicht aus seinem Buch liest, schreibt er eines. Eldad Stobezki notiert, was ihm widerfährt, wenn er Verständigungs- und Wahrnehmungslücken spürt, und immer wieder die Kuriositäten, die die Sprache bereitstellt. Neben der Ahlen Worscht, Kleiderfragen und Michelangelo Buonarotti, Ravel und die Empfängnis geht es um die Bedeutung des schönen deutschen Wortes „Zustrombegrenzungsgesetz“.

Erzählung von Peter Bichsel

Ein Tisch ist ein Tisch

Es eint die Schriftsteller der Schweiz der Zweifel an der vorgefundenen Realität. Ob Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch oder Peter Bichsel, der nun gestorben ist – sie trauen ihren Sinnen nicht. Sie könnten ja auch jemand anderes sein, und der andere ist möglicherweise nicht der, für den man ihn hält. Auch der Blick in die Welt ist durch Skepsis gefiltert. Wir erinnern an Peter Bichsel mit seiner kurzen Erzählung „Ein Tisch ist ein Tisch“, die einen trügerischen Ausweg aus der engen Beziehung von Ding und Namen bereithält.

Gedanken zum Nouruz-Fest

Neuer Tag

Zum Frühlingsanfang um den 20. März wird in vielen Teilen der Welt, vor allem im iranischen Kulturraum, das Nouruz-Fest gefeiert. Das Fest geht auf einen dreitausend Jahre alten Ritus zurück, der das neue Jahr sowie den Frühling einläutet. Wörtlich übersetzt heißt Nouruz „Neuer Tag". Der Frühlingsbeginn symbolisiert den Triumph des Guten über das Böse und der Freude über den Kummer. Barbara Englert machte sich folgende Gedanken über den Frühling.

Zum Tod von Peggy Parnass

Bella Ciao

Peggy Parnass, die am 12. März in Hamburg gestorben ist, hatte keine Kindheit, um die man sie beneiden müsste. Ein Kindertransport nach Stockholm rettete ihr 1939 das Leben. Nach sechs Jahren in zwölf verschiedenen Pflegefamilien kommt sie zu ihrem Onkel, der als einziger den Holocaust überlebt hatte, nach London. Sie geht nach Stockholm zurück und beginnt als Vierzehnjährige für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten als Sprachlehrerin, Filmkritikerin, Dolmetscherin für die Kriminalpolizei, als Schauspielerin für Film und Fernsehen und als Gerichtsreporterin für die Zeitschrift konkret. Eva Demski erinnert an die engagierte Publizistin.

Weltfrauentag

Wir sind Wasser

Anlässlich des Internationalen Frauentags wurde im Kaisersaal des Frankfurter Römers die Choreografie „Corpus D'água“ von Bárbara Luci Carvalho aufgeführt. „Wir sind Wasser“ von Betânia Ramos Schröder ist ein Teil davon. Im Zentrum des Stücks stehen die Erfahrungen Schwarzer Frauen auf der Flucht, die Betânia Ramos Schröder in ihrem Text aus einer feministischen Perspektive eindringlich vor Augen führt.  

Gendergerechtes Lexikon

Equalpedia

Frauen, queere Personen und andere marginalisierte Gruppen geraten in der digitalen wie in der analogen Welt ins Hintertreffen. So liegen im größten digitalen Lexikon Wikipedia die Beiträge über Frauen und die Anzahl der Autorinnen deutlich unter 20 Prozent. Um den überfälligen Wandel voranzutreiben, schritten Karin Kraus und Sonja Hintermeier zur Tat. Doris Stickler stellt die 2021 von ihnen gegründete Internetplattform Equalpedia vor.

Demokratie und Ressentiment

Rechtspositivismus adé

Der Zug ist noch nicht abgefahren, aber die Weichen sind schon gestellt. Die angedachte große Koalition hat sich zwar unvorstellbar viel Stoff in den Tender geladen, wird aber einige Probleme auf der Strecke nicht bewältigen können, ohne Haltesignale zu überfahren. Peter Kern setzt seinen Kommentar über die Chemie unserer Demokratie und die sogenannte Politikwende im Zustand ihres Entstehens fort.

Eine Unterhaltung mit Micha Ullman

Wo man Bücher verbrennt

Wenn die Sonne die Seiten umblättert und die Lücken zwischen den Skulpturen sich zu Buchstaben formen, sind wir bei Micha Ullman. Der Künstler, der 1939 in Tel Aviv geboren wurde, in Jerusalem und London studierte, in Düsseldorf und Haifa lehrte, in Berlin lebte und von 1991 bis 2005 eine Professur für Bildhauerei in Stuttgart innehatte, schuf in Berlin das Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung und in Jerusalem das Buchstabenfeld. Christel Wollmann-Fiedler unterhielt sich mit ihm über seine Herkunft und seine Arbeit.

Jonas Lüschers „Verzauberte Vorbestimmung“

Kleiner Webfehler

Für technische Neuerungen finden sich viele Motive. Es gibt Erfindungen, um Menschen auf den Mond zu schießen, um das Leben erträglicher zu machen oder viel Geld zu verdienen. Es gibt aber auch welche, die unsere Existenz vernichten, unser Leben sinnlos machen. Widerstand gegen solche Innovationen, die sich schließlich durchgesetzt haben, ist aus der Geschichte bekannt und trägt motivisch Jonas Lüschers Roman „Verzauberte Vorbestimmung“. Rolf Schönlau hat ihn gelesen.

Hörstück für drei Stimmen von Felix Philipp Ingold

Das Atemlos

„Am meisten bedeutet Unverständliches.“, heißt es da. Denn die Verständigung der Personen geschieht über Klänge, Sprachähnlichkeiten, Assoziationen, Parabeln und das Philosophieren. Es gilt, ein Hörstück von Felix Philipp Ingold zu lesen. Nicht Lebensbilder bildet es ab; sondern die Worte, die untereinander recht anspruchsvoll korrespondieren, rufen Bruchstücke von Realität herbei, die sich aber im montierten Zustand präsentiert. Und nötig ist „ein bisschen Ruhe, das auch der Beste zum Entziffern braucht“.

Interview mit hr-Musikchef Michael Traub

Erfolgreicher YouTube-Kanal des hr-Sinfonieorchesters

Das hr-Sinfonieorchester betreibt seit 2012 einen YouTube-Kanal. Er hat sich seitdem zum weltweit erfolgreichsten nicht kommerziellen Kanal für klassische Musik mit über 900 Videos, 520.000 Abonnent:innen, 37,5 Millionen Stunden Wiedergabezeit und insgesamt über 210 Millionen Abrufen entwickelt. Andrea Richter sprach mit dem hr-Musikchef und Orchestermanager Michael Traub.

Neue Rolf-Dieter-Brinkmann-Biografie

„Ich bin ein Dichter“

„ … Wer bin ich schon?: gefesselt, eingesperrt in die Gegenwart, die Rückwege habe ich mir bewußt selbst zugemauert, keine Vergangenheit mehr.“, schrieb der sensible und reizbare Dichter in „Rom, Blicke“. Muss man ihn sich so vorstellen? Zum 50. Todestag erscheint von Michael Töteberg und Alexandra Vasa die erste Biographie über Rolf Dieter Brinkmann. Wolfgang Rüger hat „Ich gehe in ein anderes Blau“ gelesen.

Die Dichterin Alfonsina Storni

Selbstbestimmte Rebellin

Die Schweizer Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Hildegard Keller hat das literarische Werk von Alfonsina Storni aus dem spanischen ins Deutsche übersetzt und für die Werkausgabe eigens den Verlag Edition Maulhelden gegründet. Barbara Englert gibt Einblick in ihre Beweggründe sowie das Leben und Werk einer hierzulande fast unbekannten Dichterin und Schriftstellerin der Avantgarde.

Die Finanzpläne der geschäftsführenden Bundesregierung

Ende der Fassnacht und List der Vernunft

Der Schein trügt. Wird etwas falsch, nur weil es von vorgestern ist? Wovon Privatpersonen dringend abzuraten wäre, nämlich Geld auszugeben, das man nicht hat, muss nach John Maynard Keynes dem Staat in bestimmten Situationen erlaubt sein. Das war in der sogenannten Ampelkoalition nicht denkbar. Nun ist es machbar. Peter Kern setzt mit seinen Bemerkungen zum plötzlichen Gesinnungswandel in der sich anbahnenden neuen Regierung seinen Kommentar zu Friedrich Merz und die Seinen fort.

Gedichte

Gedicht von Stefan Heyer

gilles, der

Gedicht von Andreas Altmann

Über Tag über Nacht

Gedicht von Andreas Hutt

o. T.

Gedicht von Jan Röhnert

Sturmgewölkjuli

Gedicht von Betânia Ramos Schröder

XI

Gedicht von Julia Grinberg

von Ballerinas und Zinnsoldaten

Gedicht von Felix Philipp Ingold

Rate mal!

Gedicht von Julia Mantel

caring-career

Gedicht von Johanna Hansen

windau/ventspils

Gedichte von Jane Wels

3 Gedichte

Gedicht von Andrea Köllner

Tagtraumerwachen

Gedicht von Matthias Buth

Blondi

Gedicht von Lisa Goldschmidt

Abend & Morgen

Gedicht von Tom Schulz

Aschesegen

Gedicht von Dirk Hülstrunk

brücke

Gedicht von Stephan Turowski

Ein liebes Wort

Gedicht von Tamara Labas

im spiegel

Gedicht

Ausfahrt

Gedicht

Memento

Gedicht

Gleisberg

Gedicht

Paul

Gedicht

Traumata