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Literatur

Briefwechsel Bachmann – Henze

Verrückt nach Schönheit

Hans Werner Henze gehörte zu den meist aufgeführten Komponisten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Ingeborg Bachmann war die bedeutendste deutschsprachige Lyrikerin und Prosaschriftstellerin. Nachdem sie sich 1952 auf Burg Berlepsch bei einer Tagung der Gruppe 47 kennenlernten, schrieb ihr der Komponist, wie schön und traurig er ihre Gedichte fand. Das war der Beginn einer Freundschaft, die sich detailliert in ihrer Korrespondenz zur Sprache brachte. Arno Widmann hat ihre Briefe mitgelesen.

Laudatio für Prof. Dr. Seyla Benhabib

Das erweiterte Selbst

Am 11. September 2024 wurde der Professorin für Politische Theorie und Politische Philosophie, Seyla Benhabib, in der Paulskirche zu Frankfurt am Main der Theodor W. Adorno-Preis des Jahres 2024 überreicht. Benhabib, die in eine alteingesessene Istanbuler sephardisch-türkische Familie hineingeboren wurde, forschte und lehrte an der Brandeis University und in Yale, am Max-Planck-Institut am Starnberger See, in Boston und Harvard. Der Historiker und Erforscher der Frankfurter Schule, Martin Jay, begründet in seiner Laudatio die Preisvergabe.

Eldad Stobezkis „Rutschfeste Badematten und koschere Mangos“

Katzen und Hunde

Mit etwas Glück werden die Einfälle eines Aphoristikers von seiner Persönlichkeite zusammengehalten. Sein Interesse leitet seine Wahrnehmung, und umgekehrt werden sich die farbigen Steine seiner knapp gefassten Notate von selbst zu einem ausgeformten Mosaik zusammenfügen, an das er schreibend gar nicht zu denken braucht. Eldad Stobezki, der auch TEXTOR-Autor ist, hat seine bedenkenswerte Gedankensammlung für ein Buch arrangiert, das Ulrich Breth vorstellt.

Anmerkungen zur Gegenüberstellung von populärer und akademischer Philosophie.

Kritik der Philosophie

In der ersten TEXTOR-Ausgabe vom 16. August 2024 veröffentlichte Bernd Leukert unter dem Titel „Der soziale Faktor“ einen Artikel über öffentliche und akademische Philosophen. Darin referiert er die kategorische Differenz der beiden, wie sie gestern und heute, in der Presse wie in der Literatur, ausformuliert wird. Vor allem geht er auf Bücher der Philosophen Daniel-Pascal Zorn und Claus Langbehn ein, die das alte Problem thematisieren. Leon Joskowitz, selbst Philosoph, hat daraufhin eine Entgegnung verfasst.

Der Papst und die Literatur

Literaturpapst

Der Krummstab ist eine Symbolversion des Hirtenstabes, mit dessen Krümme der Hirt seine Tiere an den Hammelbeinen packt. Kardinäle, Bischöfe, Äbte und Äbtissinnen tragen ihn. Aber der Papst nicht. Deshalb kann er auch empfehlen, Bücher jenseits der Heiligen Schriften zu lesen, ohne auf den Index unkatholischer Literatur zu verweisen. Matthias Buth begrüßt den Hirtenbrief mit poetischen Empfehlungen.

Ottilie von Goethes Mut zum Chaos

Die geniale Schwiegertochter

Sie war eine der faszinierendsten und unkonventionellsten Frauen ihrer Zeit. Sie gründete ein Journal, dichtete, übersetzte und förderte den englisch-deutschen Kulturtransfer. Politisch aktiv, unterstützte sie eine neue Generation von Autor:innen. Die Ausstellungen der letzten beiden Jahre, „Mut zum Chaos. Ottilie von Goethe“ im Goethe und Schiller-Archiv Weimar, und im Deutschen Romantik-Museum, Frankfurt am Main, sowie neue Publikationen haben sich nun ihrem Leben und Werk gewidmet. Francesca Müller-Fabbri von der Klassik-Stiftung Weimar beschreibt die ungewöhnliche Frau.

Knotenpunkte einer Reise

Güstrow, Ernst Barlach und Uwe Johnson

Das Wahrscheinliche kann sich gegen das Unwahrscheinliche nicht abschotten. Undenkbar, dass irgendjemand unserer direkten Vorfahren mit historischen Persönlichkeiten in Verbindung stand, die ihrerseits mit anderen Berühmtheiten vertraut gewesen sein sollen? Und dann die Überraschung. Der Schriftsteller Eric Giebel entdeckt auf einer Reise nach Güstrow Uwe Johnsons Verbindung zu Ernst Barlach.

Aus dem Notizbuch

Freunde, Kirschen, Heumond

Ein Aschenbecher von einem französischen Flohmarkt, Chanel No 5 von einer deutschen Dame, Kirschkerne vom Witwer, der Mond vom Heu oder das jüdische Volk aus dem Alten Testament – die Souvenirs, die sein Gedächtnis einsammelt und sein Bewusstsein in die knappste Form bringt, hat Eldad Stobezki zwar alle notiert, ihre Bezüge untereinander stellt er erst durch ihre Auswahl her. Sie springen in die Augen oder halten sich diskret verborgen.

Aus dem Notizbuch

Wortstamm

Die Berufung ist eine göttliche Bestimmung, die nicht allen Menschen, die diese von ihrem Beruf erwarten, zuteil wird. Eldad Stobezki fand aber zwei geistliche Exemplare für diese schöne Koinzidenz und darüber hinaus die Erfahrung einer Authentizität in der Stadt Münster, wo einst die Dichterin und Komponistin Annette von Droste-Hülshoff geboren wurde.

Jan Koneffkes „Im Schatten zweier Sommer“

Handkuss und Verbeugung

Es gibt einige Schriftsteller, die diese Gabe besitzen: das Einfühlen in eine historisch gegebene und dennoch konkret zu erfindende Situation, den phantasievollen Nachvollzug dessen, was hätte sein können. Jan Koneffke ist in seinem neuen Roman durch Orte und Zeiten gereist, um die Wege des großen Reiseschriftstellers, Erzählers und Romanciers Joseph Roth zu kreuzen. Christel Wollmann-Fiedler hat sein Buch begeistert.

Notizbuch. Im Lorbeerhain

Es ist Sommer

Manche binden ihn sich um den Kopf, manche werfen ihn in die Suppe. Für Eldad Stobezki muss es schon mehr vom Lorbeer geben: den Lorbeerwald als Sehnsuchtsort. In seinem Notizbuch sammelt er aber auch Wassermelonen, das Meer, Kinder im Zwielicht der Sprachen, Liebes- und Sonnenblumen, Servietten und Musik. Entweder – oder; oder beides.

Zum 100. Geburtstag von William Gass

Nur in Übersetzung?

Der Schriftsteller, Übersetzer und Philosoph William Gass, der 2017 gestorben ist, wäre am 30. Juli 2024 hundert Jahre alt geworden. Er gehört zu den wichtigen Persönlichkeiten der US-amerikanischen Literatur, die bei uns deshalb nicht bekannt sind, weil ihre Werke nicht ausreichend übersetzt sind. Matthias Göritz hat einen großen und bemerkenswerten Essay über den Sprach-Denker geschrieben, der tief in die Kunst des Übersetzens greift und nach Übersetzung verlangt – von Büchern von William Gass.

Kurzgeschichte

Der Zwiebelanschlag

Dass die Zwiebel den Zweifel nahelegt, liegt an der ersten Silbe, welche Zwietracht sät. Ist im Namen der Gerechtigkeit die Zwietracht zwischen Arm und Nichtarm angelegt, haben wir einen gesellschaftlichen Konflikt, der Auflösung erfordert. Die Kurzerzählung von Alexandru Bulucz führt nicht diese Auflösung vor Augen, sondern einen Plan, der zum Kern der Zwiebel führt.

Peter Kerns „Dorfansicht mit Nazis“

Onkel Paul in HJ-Uniform

Erst glaubte man an das Tausendjährige Reich, dann an den Verrat und den Zusammenbruch. Dann hatte niemand etwas gemerkt, und keiner wollte es gewesen sein. Aber es gibt Bibliotheken, Archive, Berichte von Zeugen und Überlebenden, Kirchenbücher und Chroniken, aus denen das Ausmaß der aktiven Bevölkerungs-Beteiligung am Krieg und den Verbrechen des NS-Regimes hervorgeht. Peter Kern hat die entsprechenden Informationen für sein Buch über das Dorf seiner Herkunft zusammengetragen, und Johannes Winter hat es gelesen.

100. Todestag von Joseph Conrad

Seine launische Geliebte

Er wollte unbedingt Seemann werden. Doch das ist ihm nicht gut bekommen. Mit 38 Jahren geht Kapitän Korzeniowski von Bord, um unter dem Namen Joseph Conrad sein Leben als Schriftsteller weiterzuführen. Denn im selben Jahr war sein erster Roman erschienen, der ihn mit einem Schlag bekannt machte. Ria Endres skizziert das Leben des polnisch-britischen Autors.

Ingeborg Bachmann und ihre Lyrik (III)

Auf Widerruf

Anlässlich ihres 50. Todestages ist Ingeborg Bachmann vielfach vergegenwärtigt worden, vor allem mit biografischen Betrachtungen. Publikationen von Briefwechseln lenkten den Blick insbesondere auf die vielen Liebesbeziehungen, die die als feministische Schriftstellerin Etikettierte mehr oder weniger glücklich mit Männern einging. Ria Endres hat dagegen andere Erfahrungen der ikonischen Nachkriegsliteratin als Beweggrund für ihre Lyrik benannt. Ihren Essay veröffentlichen wir in drei Teilen. Hier ist der dritte.

Ingeborg Bachmanns Lyrik (II)

Die härteren Tage

Anlässlich ihres 50. Todestages ist Ingeborg Bachmann vielfach vergegenwärtigt worden, vor allem mit biografischen Betrachtungen. Publikationen von Briefwechseln lenkten den Blick insbesondere auf die vielen Liebesbeziehungen, die die als feministische Schriftstellerin Etikettierte mehr oder weniger glücklich mit Männern einging. Ria Endres hat dagegen andere Erfahrungen der ikonischen Nachkriegsliteratin als Beweggrund für ihre Lyrik benannt. Ihren Essay veröffentlichen wir in drei Teilen. Hier ist der zweite.

Über Dagmar Dusils Roman „Das Geheimnis der stummen Klänge"

Musikmärchen

Über Theodor W. Adorno geht die Rede, er habe es vorgezogen, eine Partitur zu lesen, anstatt sich die Musik im Konzertsaal anzuhören: Im Kopf entsteht beim Lesen der Klang doch so authentisch, wie keine Aufführung es zu leisten vermag. So ähnlich konnte ein pianistisch geschulter Mensch in vordigitaler Zeit die Musik beim Üben auf der Klaviatur vergegenwärtigen, die auf Papierstreifen aufgemalt war. Dagmar Dusil hat daraus den Titel ihres Romans gezogen, den Matthias Buth gelesen hat.

Stefan Geyers „Der Stadtwanderer“

Ausschweifendes Leben

„Es ginge vieles besser, wenn man mehr ginge“, schrieb der Fußgänger Johann Gottfried Seume, der es wandernd bis nach Syrakus schaffte. Dass man beim Fahren weniger erfährt als beim Gehen, hat mit dem Tempo zu tun, mit dem man die Welt durcheilt. Selbst wenn die Welt sich auf Frankfurt beschränkt, das Stefan Geyer durchwandernd stets neu entdeckt, gehören seine dabei gewonnenen Erkenntnisse zu den kleinen Bausteinen einer globalen Aufklärung. Ulrich Breth hat das Buch mit kundigem Blick gelesen.

Romanauszug

Der Teufel

Im zeitlichen Abstand erst wird deutlich, was für einen ungeahnten Einfluss das deutsche Fernsehprogramm in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf die Gemüter der heranwachsenden Generation hatte. Die künstliche Schlagerseligkeit, die angestrengte Fröhlichkeit, die als ‚volkstümlich’ verkauft wurde, hat sich ihr, zumeist mit einer unüberwindlichen Distanz, ins Gedächtnis gelegt. Andreas Maiers Reminiszenz erinnert daran, worauf wir gerne verzichtet hätten.

Goethes Mutter Aja, geborene Textor

Vergnügt wie eine Göttin

Die Textors waren erfolgreiche Juristen. Johann Wolfgang Textor war Ratsherr, Schöffe und Bürgermeister in Frankfurt. Letztlich bekam er als Stadtschultheiß die Leitung des Justizwesens der Stadt auf Lebenszeit. Seine Tochter Catharina Elisabeth wurde als Siebzehnjährige an den 21 Jahre älteren wirklichen kaiserlichen Rat Johann Caspar Goethe verheiratet. Ein Jahr später bekam sie ihren „Hätschelhans“, Johann Wolfgang Goethe. Mit Frau Aja, wie die Mutter des Dichters genannt wurde, hatte es seine besondere Bewandtnis, wie Eva Demski zu berichten weiß.

Kurt Drawerts „Alles neigt sich zum Unverständlichen hin“

Ode an die Hoffnungslosigkeit

„Der Ton, in dem ich mit mir spreche, kränkt mich zutiefst.“ – Es sind solche abgründig-komischen Sätze, die man mit einiger Sicherheit Kurt Drawert zuschreiben kann. Sein jüngstes Buch ist ein großes Gedicht in 14 Paragrafen und Fotos vom Odenwald und von Kalifornien. Es ist von großer Ernsthaftigkeit und gerade deshalb am Rande der Absurdität. Die Lyrikerin Julia Grinberg ist durch das Werk gegangen.

Eine kleine Autobiografie

Rhabarber

Der holländische Maler und Performancekünstler Fredie Beckmans kann tatsächliche Begebenheiten so erzählen, als wären sie erfunden, und umgekehrt. Wenn es also bei ihm eine Wahrheit gibt, dann ist sie nicht durch Glaubwürdigkeit gedeckt. Das klingt nach Kunst und führt uns in einen unglaublichen Abschnitt seiner Biografie.

Jerry Z. Mullers Biografie von Jacob Taubes

Der Professor der Endzeit

Es ging das Gerücht, Jacob Taubes brauche Bücher nicht zu lesen, sondern könne sich ihren Inhalt durch Handauflegen einverleiben. Denn er konnte mehr erzählen, als er wissen konnte. Die schillernde Figur des Judaisten und Hermeneutikers, der bis März 1987 lebte, hat der einstige Geschichtsprofessor in Washington, Jerry Z. Muller, in „vielen Leben“ beschrieben. Und Arno Widmann, der in Taubes’ Seminaren saß, äußert sich darüber kundig.

Erinnerung an Harry Oberländer

Homme de lettres

Die Erkenntnisse, die durch lebenslange Lektüre einem Menschen wie Harry Oberländer zuteil wurden, sind uns Übriggebliebenen entzogen. Sie gehören ganz seiner Persönlichkeit, die nach seinem Tod ausgelöscht ist. Den Verlust kann am ehesten ermessen, wer lange mit ihm zusammengearbeitet hat. Björn Jager, Oberländers Nachfolger in der Leitung des Hessischen Literaturforums, hat dem Mann der Literatur einen Nachruf geschrieben.

Über öffentliche und akademische Philosophen

Der soziale Faktor

Der öffentliche Philosoph sitzt nicht mehr in der Tonne und sagt seinem König, er solle ihm aus der Sonne gehen. Er sitzt vielmehr in Fernsehstudios, im Radio, in vielen Internetkanälen und verteilt Vernunft, Esoterik, Lebenshilfe und Provokationen, die er auch in seinen Büchern vertreibt. Der akademische Philosoph übt sein Amt in der Uni aus und bleibt unbekannt. Bernd Leukert hat einige Aspekte zu einer uralten Kontroverse zusammengetragen.

Karl Heinz Haag zum 100. Geburtstag

Entzauberte Natur

Ein gläubiger Mensch kennt den Auftrag, der ihm mit seiner Erschaffung erteilt wurde, nämlich, sich zu vermehren, die Erde zu füllen und sie sich untertan zu machen. Der 2011 gestorbene Philosoph Karl Heinz Haag sah mit der industrialisierten Unterwerfung der Erde diesen Auftrag gefährdet und ins Gegenteil verkehrt. Zum hundertsten Geburtstag beschreibt Peter Kern die Erkenntnistheorie des 2011 gestorbenen Denkers.

Aus dem Notizbuch

Kirche und Welt

Der Überlieferung nach soll Jesus von Nazareth jüdischer Herkunft gewesen sein. Diejenigen, die dann ihr Leben nach seinem Vorbild führen wollten, reinigten aber ihre Glaubenshandlungen von allen heidnischen und jüdischen Elementen. Und die Juden warteten weiter auf den Erlöser. Eldad Stobezki fädelt die Sprüche und Widersprüche der religiösen Identitäten auf, läßt aber auch das Deutschtum, das Problem mit dem Asyl, den Konservatismus und die Kulinarik nicht liegen.

 

 

Ingeborg Bachmann und ihre Lyrik

Es kommen härtere Tage

Anlässlich ihres 50. Todestages ist Ingeborg Bachmann vielfach vergegenwärtigt worden, vor allem mit biografischen Betrachtungen. Publikationen von Briefwechseln lenkten den Blick insbesondere auf die vielen Liebesbeziehungen, die die als feministische Schriftstellerin Etikettierte mehr oder weniger glücklich mit Männern einging. Ria Endres hat dagegen andere Erfahrungen der ikonischen Nachkriegsliteratin als Beweggrund für ihre Lyrik benannt. Ihren Essay veröffentlichen wir in drei Teilen. Hier ist der erste.